Dienstag, 16. Januar 2018

Szenen einer Partnerschaft oder: Nächtliche Störungen und windige Tatsachen

Dem geneigten Leser ist bereits bekannt: So ein bisschen nen Hang zum Morbiden habe ich irgendwie schon. Warum mich bei meinem viele Jahre vorgenommenen und endlich auch realisierten Trip nach Wien vor wenigen Jahren Prater & Co. so gar nicht interessierten, dafür umso mehr der Narrenturm und der Zentralfriedhof. (Ich finde ja auch das jährliche Gothic-Treffen in L echt Wahnsinn, so kunstvoll verzierte Menschen sieht man sonst ja nur im Theater - auch wenn ich selber nie einer dieser Fledermäuse war. Warum eigentlich nicht?)
Jedenfalls ist der Mann immer ordentlich genervt, wenn entsprechende Sendungen auf irgendwelchen Privatsendern über den heimischen Bildschirm flimmern, und dann schimpft er öfter mal: "Ich kann da nicht schlafen, wenn ich sowas sehen muss! Und du wunder dich dann auch nicht, wenn du nicht schlafen kannst!"
Pfff. Wenn ich nicht schlafen kann, liegt das allermeistens an allen möglichen Sachen - aber nicht daran. Ich schwörs.

Gestern Abend jedenfalls lümmelten wir auf der Sofalandschaft, schauten irgendeine Doku auf einem öffentlich-rechtlichen Kanal und dieser schloss sich - ich konnts kaum glauben - eine für mich hochinteressante Doku über Rechtsmedizin an.
Ich musste ihn gar nicht erst anschauen, ich musste gleich lachen: "Ich kann nichts dafür, ich schwöre, ich habe extra DEN Sender genommen!"
"Ja ne, is klar."
"Ehrlich nicht! Diese Sendungen finden mich, nicht ich sie."
Ich muss sicherlich auch nicht erst erwähnen, dass es nicht all zu lange dauerte, bis er sich erhob: "Ich geh schon mal schlafen. Kommst du dann auch?"
"Äh.. Ja. Gleich!"
Gleich ist so herrlich dehnbar. Also eigentlich ja nicht - aber bei uns schon. Er weiß inzwischen, dass "gleich" durchaus zwei ganze Stunden oder auch die halbe Nacht andauern kann. (Vermutlich baue ich einfach darauf, dass er nach spätestens 30 Minuten schläft und eh nicht mehr mitbekommt, wann ich wirklich schlafen komme. Auch eingedenk der Tatsache, dass wenn er zu Bett geht, während ich noch auf dem Sofa lümmle, er unruhig schläft, mindestens zweimal wieder rauskommt, um zu gucken, ob ich nicht etwa vor der Flimmerkiste eingeschlafen bin, und dann den Kopf schüttelt, wenn ich ihm mit wachem Blick und verschmitztem Grinsen sage: "Ja ich komm doch gleich."
So auch gestern Abend, nur dass er mich fragte: "Sag mal, was machst du denn da auf dem Teppich?"
"Meine Übungen."
"Weißt du eigentlich, wie spät es ist?"
"Halb zwei!"
Heute Morgen, als wir einander in der Küche begegneten und während ich den guten-Morgen-Kaffee zubereitete, da sagte er: "Guten Morgen, du Nachtschwärmer."
"Guten Morgen, du Nestflüchter!"
"Was kann ich dafür? Erst kann ich nicht schlafen, weil du noch irgendwelchen Scheiß gucken musst. Dann werde ich wach, weil du ins Bett kommst. Dann werde ich wach, weil ich ins Bad muss. Und dann werde ich wach, weil du durch die Nase geschnieft hast. Da war die Nacht dann gelaufen!"
Ich habe ihn an mich gedrückt und geküsst und versprochen: "Heute Abend bleibe ich nicht so lange auf!"
Ich hoffe, ich kann mich dran halten, denn irgendwie... Mit den neuen täglichen Übungen, die mir zur Schmerzbekämpfung auferlegt wurden, kam irgendwie auch eine neue Energie zurück. Es kann nur daran liegen, denn sonst... hat sich ja eigentlich nix verändert. Der Schmerz ist auch immer noch da, aber ich fühle mich besser.

Vor zwanzig Minuten rief der Mann an. Ob ich nicht mal nach der Wäsche schauen könnte, es stürme doch so. "Hast du das etwa noch nicht gemerkt?" fragt er.
"Herzl, ich habe zu arbeiten, da gucke ich doch nicht nach draußen."
Öffnete aber brav nebenbei die Terrassentür und schrie ins Telefon: "Booarr ey, was für ein Stuuuurrrmmm!! Die Schafe haben ja gar keine Locken mehr! Aber hey, unsere Wäsche ist noch da!"
"Du bist echt doof!"
"Warte, ich kämpfe mich mal durch zur Wäsche, da liegt nämlich was aufm Boden! Bloß gut, dass es noch da ist!"
Er hat mir versprochen, dass es heute Abend dafür etwas auf den Allerwertesten gibt. Ich hoffe, er vergisst das nicht ;)

4 Kommentare:

gretel hat gesagt…

Also ich gehörte ja mal dazu - so um 1996 war der Tolkewitzer Friedhof eine gängige Location, nachts, nach der Disco :-)
Heute Doku über Rechtsmedizin - da bin ich raus.
Gerade eben kam der Mann aus der Ferne nach Hause, nasse Jacke und ich so "Regnets?"
Freut mich, dass du deine Energie wieder hast.
Liebe Grüße

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Du hast also auch keine Zeit, um aus dem Fenster zu sehen! :D
Friedhöfe besuche ich nur tagsüber - nachts: no way ;)

Anonym hat gesagt…

Helma, komm doch mit zu unserer traditionellen Wanderung über den Südfriedhof in L - immer Pfingstsonntag 14 Uhr! :)

Seit dem 27.12. (kein Neujahrsvorsatz, ich schwörs!) mach ich jetzt auch wieder täglich gezielte Yoga-Übungen gegen meine chronische Schulterverspannung. Die ist leider noch da, aber mittlerweile freu ich mich jeden Abend, wenn ich endlich auf die Matte kann und sehe, wie ich besser und besser werde. Ein gutes Gefühl. :)

L.E. stadtstreicher hat gesagt…

Alo mir helfen die Yoga-Übungen. Aber ich mache das auch schon seit 7 Jahren. Also nur Mut Mädels, mit der Zeit macht sich das Üben bezahlt.
LG Inch