Freitag, 13. September 2013

Wenn ich mich schon scheiße fühle...


...dann will ich wenigstens gut dabei aussehen. Na ja, oder sagen wir besser: Ich hab es versucht. Nachdem ich heute Morgen meinen Anstandsbesuch beim Doc absolvierte, der mir nur kopfschüttelnd einen weiteren Schein ausstellte und mich heim ins Bett schickte (für diesen Weg habe ich heute... äh... 70 km und 2 Stunden länger gebraucht... ach schlagt mich doch, ich war noch mal kurz im Büro), musste ich aber auch wirklich erst mal gepflegte 90 Minuten schlafen, um erst mal sowas wie einen vernünftigen Ruhepuls zu kriegen und nicht zu glauben, dass mir das Herz gleich aus dem zu eng gewordenen Brustkorb springt und um die Ohren fliegt. 
Und dann?
Bin ich zum Friseur gegangen. Na ja, der ist ja auch nur eine Tür weiter. Aber das tat auch wirklich not. Nach meiner neuen Kurzhaarfrisur fiel mir nämlich wieder ein, was ich an meinen langen Haaren so mochte: Wenn die Frisur nicht hält und Drei-Wetter-Taft auch nicht mehr das Gelbe vom Ei ist, dann machts auch ein ganz schlichter Zopf. Ordentlich gewunden sieht das dann sogar mitunter richtig gut aus.
Aber na ja. Wir erinnern uns: Der Zopp is ab.
Und nun, nach drei Tagen im Bett liegen, frieren, schwitzen, aufstehen nur fürs Bad und für was zu trinken holen, da sieht auch so eine kurze Friese richtig... äh... bescheiden aus. Das hab ich übrigens auch von meiner Mom: Sie konnte bis vor kurzem nicht sitzen, durfte nicht aufstehen - aber dann hat sie den Papa gefragt, ob er ihr mal die Haare waschen kann. Sagte er: "Nein, du darfst doch nicht aufstehen." 
"Aber ich darf zur Toilette gehen! Wenn du schnell machst, ist das wie auf die Toilette gehen. Guck doch mal, wie ich ausseh!"
Also hat er schnell gemacht, der Papa. Damit wenigstens die Frisur lag. 
Tuberkulose ist es übrigens nicht, Gott sei Dank. Wenigstens wissen die Ärzte, was es nicht ist. Alles andere ist wie gehabt: Drei Wochen lang Symptombekämpfung, und jetzt verliert die Mom die Geduld. Ich vermute, das ist ein Zeichen ihrer Genesung. Sie kann schon etwas länger telefonieren und wir wurden dann nur unterbrochen von der Krankenschwester, die meine Mom wieder an irgendwelche Schläuche knispelte und neue Infusionsmittel anhängte. 
Wenigstens hat sie Zimmernachbarinnen, mit denen sie gut zurechtkommt. Ich erinner mich an die drei Tage Krankenhaus vor vier Jahren, als man mir das Nervenwasser aus dem Rücken zog: Ich lag mit einer älteren, wohlbeleibten Dame im Zimmer, die nachts auf dem Rücken lag und schlief und derart schnarchte, dass ich glaubte, sie zersäge sämtliches Unterholz im angrenzenden Wald. Weder half mir mein iPod noch die Ohrstöpsel von der netten Krankenschwester. Himmelarschundzwirn! Wenn du nachts nicht schlafen gelassen wirst, kann einen das schon schlauchen! Dafür schlief ich dann tagsüber zwischen jeder Untersuchung, bis meine freundliche Bettnachbarin sich vor mir aufbaute, missbilligend auf mich hinunterschaute und die Hände in die Hüften stemmte: "Na sachen Se mal, Sie schlafen ja oooch den ganzen Tach! Ham die Ihnen was gegeben oder was?"
Ich weiß schon, warum ich am allerliebsten zu Hause schlaf. Überhaupt und so.

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