Dienstag, 16. April 2013

Was ist denn heut bei Findigs los?

Hach ja, wie habe ich diese Sendung gemocht, wenn ich, die kaum über den Küchentisch gucken konnte, beim Frühstück saß und das Radio spielte.


Solche Sachen fallen mir meist dann wieder ein, wenn ich - wie ich am späten Sonntagabend - wieder ins heimische Ziggenheimer-Town einfliegen will und auf Junior I warte, der mich vom Bahnhof abholen wollte. Ich warte ja so gerne, vor allem abends, wenn so kleine Grüppchen junger Männer an mir vorbeischreiten und mich mustern von oben bis unten... "Ruhig Blut", ermahne ich mich dann immer, "du bist denen garantiert und sowieso zu alt und außerdem... Einer von den Nachbarn hier hört dich bestimmt, wenn du losschreist."
Es sei denn, Du hast solche Nachbarn wie ich...
Na ja. Egal.
Um exakt 21:58 Uhr jedenfalls erreichte mich der Anruf von Junior II: "We need your help!" Ich hoffte inständig, es mögen bitte keine mathematischen Anschläge auf mich verübt werden. Mathe ist ja eh so ein Buch mit sieben Siegeln für mich (geblieben), und mir dann möglicherweise noch Sonntagnacht damit zu kommen... Ne.
Aber nein, sie wollten keine mathematische Unterstützung. Sie wollten eine Kochanleitung.
"Bitte was?"
"Na wir wollten jetzt unser Essen machen."
"Habt ihr mal auf die Uhr geschaut?"
"Äh.. Es is um neun?"
"Guck auf die Uhr, nicht auf deine Spielkonsole!"
Stille. Kurz.
"Scheiße! Ey! Is das echt schon um zehn?"
Herr im Himmel.. Lass es regnen - irgendwas...
"Ich komme in ca. 20 Minuten an", reagierte ich ermattet, "dann soll Junior I da sein und mich abholen."
"Und wann muss er da los?"
Grummel.
"Er sollte in fünf Minuten losfahren. Spätestens!"
Ja. Und dann stand ich da eben und wartete. Und wartete.
Dann kam er irgendwann, die Fenster ob der wunderbaren Frühlingslüfte heruntergelassen, das Haar im Wind, den iPod in den Ohren... Ich sags ja... Dieses Kind kommt einwandfrei nach mir... Zu spät und voll chillig. Meins!
Und dann kam ich nach Hause.
Die Küche ein Schlachtfeld. Aufgerissene Folien, Pappschachteln, Kuchenschachteln.... Das Essen, das ich beinah mundgerecht noch einige Tage zuvor gekocht und in den Tiefkühler deponiert hatte - alles noch da. Zehn Flaschen á 1,5 Liter Wellnessgetränk: leer (wow. Und das innerhalb von zwei Tagen. Um ihre Nieren muss ich mich ergo nicht sorgen!) Davon konnte ich mich übrigens mit einem Blick überzeugen, denn alle Flaschen standen in der Küche verteilt herum.
Na ja. Jedenfalls ich war an diesem Sonntagabend super chillig und entspannt drauf, pfiff die Erkennungsmelodie der Findigs, holte aus meiner Reisetasche lediglich noch die Kulturtasche heraus - und das wars dann auch für mich. Die Jungs jagte ich aus der Küche: "Leute, wenn ihr jetzt erst anfangt zu kochen, könnt ihr maximal 23.30 Uhr essen - und dann könnt ihr nicht schlafen, weils im Magen rumort."
Ein Schälchen Cornflakes und ein Obstteller mussten genügen. Selber schuld, wenns in der Nacht nicht rumort, aber knurrt.
Am Montagmorgen war ich nur beim Aufstehen entspannt.. Dann bekam ich erst mal gefühlte hundert Zettel "Elterninformation" serviert, in Wirklichkeit warens vier.
"Ich muss das heute unterschrieben mitnehmen", erklärte Junior II, nur um hinterherzuschieben: "Hast du eventuell meinen Taschenrechner gesehen? Wir schreiben heute eine Arbeit."
"Na dann such mal fleißig."
"Ich muss in fünf Minuten los."
"Da kann ich doch nix für."
"Na ich auch nicht."
Zehn Minuten später ging er, die Zettel erst mal unterschrieben und mit Muttis Ausweichtaschenrechner in der Tasche. Junior I... Ja was soll ich sagen... Normalerweise verlässt er kurz nach halb sieben das Haus, denn 6.45 Uhr fährt der Bus in die Schule. Mit hektisch roten Flecken im Gesicht stand er um 6.20 Uhr in der Küche, während ich die Frühstücksbrote zubereitete: "Ich muss mal schnell zur Linie 107, eine Wochenkarte kaufen."
"Kannst du das nicht nachher in der 65, mit der du auch fährst?"
"Nee, die verkaufen keine Wochenkarten."
"Und das fällt dir jetzt ein?"
"Nee... Aber ich hab ja noch Zeit, das schaff ich locker!"
Aha. Na klar.
Um 6.47 Uhr telefonierte ich das Kind an: "Sag mal, ist alles okay bei dir? Dein Bus ist weg, oder?"
"Ja", kläglichte es durchs Telefon. "So eine Scheiße ey! Erst nimmt der Bus mich zwei Stationen mit, obwohl ich doch nur die Wochenkarte kaufen wollte."
"Und warum fährst du dann mit?"
"Ich musste so lange mit dem diskutieren! Der wollte mir keine verkaufen, weil er meinte, Azubi und Student wäre nicht dasselbe und ich müsse ne Azubi-Karte kaufen und die hätte er nicht."
Ja und als dann nach zwei Stationen der Busfahrer doch eine Studentenkarte verkaufte, fehlten ihm 40 Cent für die zwei Stationen.... und er trabte zwei Stationen plus Weg zu mir wieder zurück.
Thats life bei Helma Zigg... äh... Findig!
Nichtsdestotrotz war ich super drauf: Ein herrlich entspanntes Wochenende, ein stressiger, aber guter Montag im Job - und selbst abends nach dem Einkauf, als ich 19 Uhr meine kleine Festung betrat, war ich noch derart voller Energie angesichts dieses Supersonnenfrühsommertages, das ich alles gleichzeitig in Angriff nahm: Badezimmer putzen, Küche putzen, Tasche auspacken, Bett frisch beziehen, Wäsche waschen, Wäsche bügeln (Trockner juchhey!), Fenster putzen... (Letzteres habe ich aber dann nicht mehr geschafft. Aber heut ist ja auch noch ein Tag und der ist wieder voller Sonne.) Das volle Frühlingsprogramm jedenfalls - ey und ich war richtig super drauf! Bis zu dem einen Moment, wo man mir suggerierte "Und wo bitte bleibe ich?"
Da stürzten alle Häuser um mich herum ein. Das Sonnenlächeln gefror. Es wurde Nacht in meiner Seele.
Das Telefon hätte ich am liebsten an die Wand geklatscht. Aber das wäre ein teurer Spaß, es ist noch nicht mal abgezahlt. Also begnügte ich mich damit, es auf das Tischchen zu legen und es für den Rest des Abends nicht mehr anzuschauen.
Manchmal denke ich, ich möchte auf eine einsame Insel reisen. Für eine richtig lange Zeit. Einen kleinen TV dazu, Internet dazu, was zu essen und Kaffee - und dann gehöre ich mal nur mir.
Aber das... erzähle ich ja auch schon seit Jahren. Gefühlten Ewigkeiten.
Azubi, haben wir eigentlich noch Kaffee im Haus? Danke.

5 Kommentare:

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Wie oft ich mich freue, aus dem Kinderbetreuungs- und Nachräumalter raus zu sein.
Aber dafür habe ich jetzt andere Probleme, die auch nicht immer einfach sind. - Nach 3 Tagen wäre es dir langweilig auf der Insel!

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ja ich denk schon auch - jedes Alter hat seine eigenen Probleme.
Ich reg mich auch nicht wirklich auf.
Ich bin nur... müde :)
Langweilig würde es mir werden, ganz sicher - aber vermutlich nicht schon nach 3 Tagen. Ich kenn mich: Bisschen fernsehen, bisschen surfen, essen, Käffchen trinken... schlafen... Mach aus Tagen Wochen, das passt dann vielleicht eher ;)

Anonym hat gesagt…

Ich wünsche mir einfach mehr Verständniss und Wahrheit....

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Wahrheit??

Anonym hat gesagt…

ja, Wahrheit!!