Donnerstag, 28. Februar 2013

Wie werde ich ihn los in null-komma-nix?

Irgendwie hatte ich es geahnt und auch befürchtet. Heute bekam ich wieder Besuch vom Postboten - und das ganz ohne Post. Einmal mehr danke ich dem Erfinder von verriegelten Haustüren und Wechselsprechanlagen.
Jedenfalls, es klingelte, Junior war gerade im Badezimmer, also schritt ich energischen Schritts zur Tür.
Er sagte nicht: "Post" oder "H*ermes" wie üblich, er sagte einfach nur:
"Hier ist der Ulli. Ruf mich bitte heute Abend mal an."
Ich glaubte mich verhört zu haben.
"Hören Sie, das geht jetzt wirklich zu weit! Lassen Sie das!"
"Bitte, du musst keine Angst vor mir haben, ruf mich b-i-t-t-e heute Abend mal an."
"Lassen Sie mich b-i-t-t-e in Ruhe, gehen Sie!"
"Ich liebe dich", antwortete er, da hängte ich ein.
Junior und ich verfolgten aus dem Küchenfenster, dass er auch wirklich in sein Postauto stieg und davonfuhr.
Ich gebe zu, meine Hände haben gezittert, als ich zum Telefonhörer griff und die gelben Seiten meines Vertrauens anrief.
"Jetzt reichts. Du gehst zur Polizei und du meldest ihn bei H*ermes! So geht das nicht weiter und ich will nicht erst warten, bis dir etwas passiert! Hast du seine Adresse? Dann fahr ich morgen Abend gleich mal hin."
Schlimm genug, wenn ich mich selber zerteilt in irgendeiner Kühltruhe liegen sah. Schlimmer aber noch die Vorstellung, dass entweder meinen Kindern oder auch meinen gelben Seiten etwas Böses passieren würde. Das würde ich nicht überstehen.
Ja klar kann man übertreiben oder sich hineinsteigern. Doch ab wann weiß ich, wann Gefahr besteht und wann nicht? Woher weiß ich, ab wann ich eine Situation wirklich ernst nehmen muss - und wann nicht?
Ich meine, ich hatte das früher schon mal, zu meinen Internetdatingzeiten. Da habe ich auch ab und zu mal mit Leuten telefoniert und einer von denen sagte so ganz nebenbei: "Übrigens, ich hab ja jetzt deine Telefonnummer. Ich weiß, wie du mit vollem Namen heißt und wo du wohnst. Eigentlich könnte ich dich dann auch einfach mal besuchen."
Falls er das als warnenden Hinweis gemeint hatte - ich hatte es sofort verstanden. Seitdem telefonierte ich niemals wieder über mein privates Festnetz, inzwischen bin ich auch umgezogen und meine Rufnummer steht in keinem Verzeichnis mehr.
Ich habe heute den ersten offiziellen Schritt unternommen: Ich habe mich an den Kundendienst des Versands gewandt und die Sachlage geschildert. Ich hatte wirklich auch den Eindruck, dass man mich absolut ernst nahm.
"Ich leite das sofort an die Geschäftszentrale weiter, mit dem Herrn wird eine Unterredung geführt. Sollte er noch einmal zu Ihnen kommen, vor allem ohne Post, sollte er noch irgend etwas zu Ihnen sagen, dann bringen Sie es bei der Polizei zur Anzeige."
"Warum warten??" sprangen die gelben Seiten im Viereck. "Muss denn erst was passieren?"
Natürlich nicht. Aber jeder weiß auch, dass bei den grünen Freunden in der Tat erst etwas passieren müsste, damit sie überhaupt aus ihrem Sessel aufstehen. Ich hoffe also, dass dieser "Warnschuss" genügt, damit er mich nicht weiter belästigt.
"Na hoffentlich haste ihn jetzt nicht erst richtig provoziert", merkte Junior an. Verdammt. Wieso musste das Kind aussprechen, was ich selber befürchtete?
"Na ja", fügte er einen Moment später hinzu. "Vielleicht hat ers ja aber jetzt auch begriffen."
Habe ich eigentlich noch einen Schnaps im Haus?

2 Kommentare:

SoSo hat gesagt…

Herrje!! Ich muss zugeben, ich musste kurz lachen als ich gelesen hab, wie er plötzlich mit "ich liebe dich" und dem Rest kam. Der traut sich aber was xD. Also Umwerben geht da anders und Themen wie Kannibalismus locken natürlich an xD
Ich denke, du hast das Richtige getan! Ich hoffe auch, dass er es jetzt begriffen hat o.O. Dir geht es hoffentlich gut?

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Im Moment fühl ich mich durchwachsen.. Offen gesagt, ist mir eher mulmig vor dem, was kommt, und ich weiß nicht, ob er nun Ruhe gibt oder sich provoziert und in der männlichen Eitelkeit gekränkt fühlt :( Mit letzterem kenn ich mich leider win wenig aus :(