Montag, 28. Januar 2013

Der Gott im Kindergarten und Geldwäsche á la Ziggenheimer

Als Junior im letzten Jahr sein erstes Praktikum in einem städtischen Kindergarten ableistete, antwortete er mir auf meine gespannte Frage am Ende des ersten Tages, wie es denn nun gewesen sei, mit folgendem Satz: "Ich bin der Gott im Kindergarten."
Seine Chefin, die gleichzeitig auch seine Tante ist, bestätigte: "Alle Mädchen wollten ihn heiraten und alle Jungs verehrten ihn als Fußballgott."
Logisch, dass Junior zu Weihnachten von mir auch ein adäquates T-Shirt geschenkt bekam.

Nun stand ja das nächste Praktikum an, um das er sich Lichtjahre zuvor, nämlich exakt zwei Tage, bewarb - und auch gleich genommen wurde. Nicht mal die Tatsache "Na sag mal, kennen wir uns nicht?" konnte die nette Dame vom Amt abschrecken - denn Junior hatte bis vor acht Jahren genau diesen Hort selbst besucht. Aber gut, augenscheinlich hatte er sich doch dort benommen gehabt. Klar. Es heißt ja auch nicht umsonst, dass die Kinder "draußen" friedlich sind, während daheim die Kuh übers Dach fliegt.

Jedenfalls - heute war der erste Praktikumstag - und der Zahnarzttermin um 17.15 Uhr musste aus zwingenden Gründen verschoben werden: Junior war kaputt. Geschädigt. Traumatisiert.
Na ja gut, ganz so schlimm wars dann auch nicht.
Gleichwohl war er schockiert: "Ey die sind 9 Jahre alt und kennen sich aus mit Black Ops (blödes scheiß Video-Kriegsspiel, hab ich recherchiert, Anm. der Redaktion), die reden vom Saufen, die reden vom F**en und fragen mich, ob ich auch schon mal in der schwarzen Höhle war."
Ich muss wohl - gelinde gesagt - leicht konsterniert ausgesehen haben, denn Junior verdrehte nur die Augen: "Ich hoffe, ich muss dir das jetzt nicht erklären?"
Nein Kind, musst Du nicht, ich hab schließlich nicht studiert.
Lachen musste ich dann aber doch, als Junior kopfschüttelnd hinzusetzte: "Mein Gott, was ist die Jugend verdorben, ich fass es nicht. Dritte Klasse und nur so ein Müll."
Wenn die Drittklässler die Jugend sind, was bitte ist er dann mit seinen 17 Jahren? Nichtsdestotrotz war mir der Ernst der Lage, sprich: die Verkommenheit bereits der Kleinen durchaus bewusst und ich kann auch ernst sein: "Siehs mal positiv", antwortete ich also. "Wenn du Erzieher bist, respektieren dich vielleicht genau diese Kids am ehesten. Vielleicht schaffst du es, sie zu erreichen und überhaupt..."
Ich meine, sie müssen ja nicht wissen, dass er mit 14 im Krankenhaus landete, weil er nicht wusste, dass das grüne Lakritzezeug seines Freundes auf den Namen Absinth hörte. Sie müssen auch nicht wissen, dass ich ihn (wenigstens nur einmal) schon vom Polizeipräsidium abholen durfte, weil er sich in einem unbeobachteten Moment gehörig daneben benahm. Sie müssen auch nicht wissen, dass sein Ton hier zu Hause oftmals zu wünschen übrig ließ - und Junior wiederum muss nicht wissen, dass seine Mama in seinem Alter auch nur nicht viel besser war. Nicht umsonst schließlich schlug Opa Ziggenheimer drei Siegeskreuze ins Holz, nachdem ich bereits mit zarten Alter von 19 Jahren einen eigenen Hausstand gründete.
Jedenfalls hörte ich ihm heute Abend geduldig zu, so lange, bis das Telefon klingelte und die neueste Eroberung seiner Sturm- und Drangzeit anrief - und Mutti abgemeldet war. Was ich bis jetzt immer noch bin. An dieser Stelle einen Dank an den Erfinder von Flatrates. Kann ja sonst kein Schwein bezahlen. Echt mal.

Die Krönung des heutigen Abends jedoch setzte Junior I auf mit der Frage: "Hast du eventuell meine EC-Karte gesehen?" Ich war ziemlich erstaunt: "Nee? Was soll ich damit?"
"Na du hast doch meine Jeans gewaschen."
"Ja und? Und du hast sie ausgeräumt."
"Nee, die Jeans nicht. Nur die Jacke."
"Hmmmppfffff!"
Nur - in der Waschmaschine nix. Im Wäschetrockner nix. In seinem Auto nix. Im Zimmer nix. Und im Bügelwäschekorb... auch nix.
"Seit wann vermisst du sie?"
"Na eigentlich seit Freitag, seit du die Jeans gewaschen hast."
Waaaaaaaahhhhhh!!!!
Seit Freitag??? Der arme Irre! Also seinen begnadeten Schlaf hätte ICH gerne! Wie kann er in aller Seelenruhe noch zwei Tage UND Nächte verstreichen zu lassen, ohne sich um das etwaige Ableben, geschweige denn etwaigen Missbrauch seiner EC-Karte zu kümmern? Und vielleicht hatte er sie ja gar auch verloren?? Es wäre nicht das erste Mal - wir kennen uns aus! Vielleicht war das Konto längst abgeräumt und der Finder.. äh... Dieb ließ sich längst auf den Bahamas die Sonne auf den Bauch und sonstwohin scheinen??
Wir fanden die Karte nicht und als ich ihn, den inzwischen Kleinlauten, resigniert aufforderte, nach der Sperrnummer seiner Bank zu googeln, folgte meiner Aufforderung mein nächster Gedankenblitz: "Schau doch noch mal im Sieb deines Trockners.".. Unwahrscheinlich eigentlich. Also technisch gesehen. Glaubte ich. Dachte ich. Na ja - Frauen und Technik, wa?
Also kippte ich ein paar Schalter und zog das Sieb - ja und was kam uns entgegen?
Sowas nennt man dann wohl Geldwäsche der besonderen Art?
Ich musste an meinen Kollegen denken, der jüngst meinte: "Ich habe so das Gefühl, dass es bei dir irgendwie nie langweilig wird." Stimmt. Recht hat er. Mir fehlt das auch irgendwie, so ab und an ein seichtes Herumdümpeln...
Haben wir eigentlich noch Schokolade im Haus? Meine Nerven, Leute...

Quelle Foto (und in echt sieht es wirklich klasse aus):
http://files.edelight.de/img/posts/228x228_fussballgott-von-jeannielynn_11.jpg

3 Kommentare:

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Ich habe das untrügliche Gefühl, du würdest irgendwie gut in unsere Familie passen. Mein "Junior", der zwei Jahre älter ist als du, wurde von den Hausbewohnern immer derart gelobt, dass ich mich erkundigte, ob wir auch vom gleichen Kind sprachen. - Aber ansonsten hat ein stattliches Lager abgebrochener Mercedessterne von Autos dafür gesorgt, dass er nicht aufs Hochbegabtengymnasium gehen durfte.
Mit ihm war es jedenfalls entschieden spannender als mit der Tochter, die immer nur fleißig, begabt und super war.
Viel Spaß noch mit deinem Fußballgott.

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Nachsatz: Ist doch schön, wenn man vom Inhalt eures Sparkontos einen tollen Urlaub machen kann.
Sohn und ich sind auch die begabten Verlierer vor dem Herrn.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Clara-Rosa, jetzt musste ich doch lachen - doch mal ernsthaft: Als ich Dein echtes Foto sah, das mit der doppelten Brille auf der Nase, da dachte auch ich: JOA, datt passt! :)

Übrigens, ich fand, dass Bahamas poetisch gesehen einfach besser klangen als mit der nächsten Pulle Bier vor dem Supermarkt ums Eck.
Zu mehr würde es nämlich wohl nicht langen, aber ich fand, Bahamas klingen besser ;)

Du siehst - auch hier täte alles passen :)