Donnerstag, 1. November 2012

Prinz Ferdinand und Prinzessin Ursula

Wenn ich mich je in meinem Leben verzehrte nach Liebe, nach der Liebe eines bestimmten Menschen, dann wurde ich gefragt: "Woher weißt du denn, dass du ihn wirklich liebst? Was genau ist denn Liebe für dich?" und ich reagierte eher... verschlossen. Zurückhaltend. Oder doch (typisch nordisch) stur?
Irgendwie konnte ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass mein Gegenüber lediglich darauf wartete, meine ureigenste Definition von Liebe zu zerpflücken und das, was ich für den anderen empfand, zu zerlegen in einzelne Bestandteile aus Begehren, Leidenschaft, dem Drang nach Geborgenheit und diesem Halt; Bestandteile, von denen man mir nur eines sagen wollte: "Liebe jedenfalls ist das nicht."
Es war nur ein... ja ein Verdacht meinerseits... ja vielleicht eine Unterstellung der Absichten des anderen, und dennoch überkam mich das Gefühl, dass ich etwas verteidigen sollte, das nicht zu verteidigen war.
Also sagte ich nichts. Auch dann nicht, als mir prompt unterstellt wurde: "Siehst du, du weißt es gar nicht."
Wie einfach sich manche Menschen es doch machen...

Dieser Tage las ich in einem anderen Blog einen interessanten Artikel zum Thema Partner/ Partnerschaft. Ich möchte ihn an dieser Stelle aus persönlichen Gründen nicht verlinken. Ich hoffe, sein Besitzer verzeiht es mir. Jedenfalls wurde darin die Frage aufgestellt: "Brauchen wir Frauen wirklich einen Partner, der im Laufe des Miteinanders zu einem Waschlappen mutiert, neben dem man morgens erwacht und sich gleich ganz woanders hinträumt?"
Vielleicht hätte sich die Frage der Art stellen sollen, ob wir so einen Partner WÜNSCHTEN?
Wohl eher nicht. Wobei ich mir dennoch auch die laut gedachte Frage nicht verkneifen konnte, warum wir Frauen eigentlich immer vom edlen Prinzen auf dem weißen Pferd und vom goldenen Schloss träumen (einer aktuellen Studie zufolge sollte er übrigens Alexander heißen, Architekt sein, einen Porsche fahren, nein, haben, und einen Hund ebenso... Weiberwelt geh unter, bitte ;)), im Gegenzug aber auch frau weniger darüber nachdenkt, ob ihr einstiger Prinz Ferdinand nicht genauso morgens aufwacht und sich wegwünscht von seiner Prinzessin Ursula, die im Laufe der Beziehung zum Pfannkuchen in Jogginghosen und Birkenstocklatschen mutierte (alles Gute für die Füße, wenn Heidi Klum das schon sagt, musses wohl gut sein, oder? Ich kann sie leider beide nicht ausstehen, weder Heidi noch ihre Klumpen.)
Aber mal Butter bei die Fische: Wünschen wir Frauen uns einen Mann, der uns beschützt, der uns versorgt, der stark ist, der immer weiter weiß, der uns die Sterne vom Himmel holt und vor allem: Ist unser Leben auch nur dann wirklich lebenswert? BRAUCHEN wir Prinz Ferdinand? Wer sagt sowas? Wo steht sowas geschrieben?
Klar, es gibt Menschen, die können einfach nicht allein sein, die müssen auf Teufel komm raus unbedingt immer jemanden bei sich haben, gerne auch wahllos, wenns nicht anders geht.
Ich glaube aber, das geht beiden Seiten so, Männern wie Frauen.
Die Frage aber bleibt ja: BRAUCHEN wir jemanden, um glücklich zu sein? Die einen sagen: "Freunde sind wichtiger, denn die sind immer da, vom Partner weiß man das nicht."
Ich sage: "Freunde sind sehr wichtig, aber der richtige Mensch an deiner Seite ist es auch. Der nachts neben dir liegt und seine Hand beruhigend auf deinen Bauch legt, wenn du aus dem Schlaf geschreckt bist. Der dich mit seiner Berührung zur schönsten Frau der Welt macht und mit nur einem Blick zur einzigen Frau der Welt."
Zum Beispiel.

Miss Glücklichwerden schrieb fast zeitgleich einen Post, den ich auch aus persönlichen Gründen nicht verlinken möchte; ich hoffe, IHR verzeiht mir das :) - doch den Inhalt möchte ich hier wiedergeben dürfen:

Wer glaubt einen Partner zu "BRAUCHEN", der findet ein Gegenüber, welches das auch glaubt. Aus diesen beiden werden zwei Verbraucher. Sie verbrauchen sich, indem sie sich beide benutzen und erwarten, der andere möge sie satt machen. Zwei Bedürftige können einander aber nicht nähren und es hat auch nichts mit Liebe zu tun.

Und da wurde mir eines klar: Ich habe über die Jahre hinweg gelernt, allein zu leben. Heute zerstört es mich nicht mehr. Ich BRAUCHE Prinz Ferdinand nicht. Dass ich aber trotzdem mit IHM und nur mit IHM leben möchte, das nenn ich persönlich... Liebe.



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