Freitag, 9. November 2012

Es ist immer wieder eine Freude

...morgens ins Büro zu kommen, gutgelaunt die ebenso gut aufgelegten Kollegen zu begrüßen, den ersten heißen aromatischen Kaffee in Empfang zu nehmen, gutgelaunte Nachrichten, Statements oder Blog-Beiträge zu lesen - und dann entspannt mit der Arbeit zu beginnen, nur um (wohlgemerkt: Es ist Freitach!) alsdann und etwas zeitiger als sonst in den wohlverdienten Feierabend zu schreiten.
Die Realität natürlich, und das weiß jedes Kind, sieht vollkommen anders aus.
Morgens singend im Auto in die Arbeit fahren is nich mehr seit Anbeginn von Fahrgemeinschaften und dem anfangs dezenten, später energischen Fingerpieks in die Seite von Leuten aus dem Fond.
Ergo kehre ich schon morgens noch müde von der gestrigen Tageslast ins Büro, etwaige Schlafdefizite konnten durch meinen Singsang nicht hinweggezaubert werden, begrüße meine mürrisch dreinblickenden Kollegen (die sagen konzentriert dazu, ha ha, dass ich nich kichere!), entdecke, dass die Kaffeekanne - natürlich! - zwar noch warm, aber trotzdem leer ist, begebe mich an meinen Arbeitsplatz und lesen kann ich leider auch nix Privates, weil Chef heute ungewohnterweise bereits gegen 8.45 Uhr im Büro aufschlug.
Die nächsten Termine vereinbare ich für ihn besser außer Haus.
Ist besser für uns alle.

Jedenfalls fühle ich mich wieder etwas besser, nachdem die letzten Tage und Wochen doch etwas angestrengt waren und ich mich nächtigens zu geistigen philosophischen Ergüssen hinreißen ließ (so kann man wenigstens nicht behaupten, Schlaflosigkeit sei unproduktiv) und zugleich jedoch immer weniger am realen Leben teilnahm. Zumindest, wenn man davon absieht, dass zum realen Leben doch noch etwas mehr gehört als arbeiten, putzen, kochen, backen, Wäsche machen und den Verbal-Schießattacken von Halbwüchsigen ausweichen, die glauben, ihnen gehörte die Welt und alles, das auch nur nach Verpflichtungen rieche, sei ihrer unwürdig.
 
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Ich hab mir - denkbar - oft gewünscht, diese Dinge nicht komplett allein bewältigen zu müssen. Immerhin wusste ich auch nicht vorher, was Pubertät bedeutet.
Oder wusst ichs doch und habs nur vergessen? Ich meine, wenn ich heute so Erwachsene und insbesondere auch andere Eltern höre, wie sie über eigene oder fremde Kinder lamentieren und klagen und sich auch noch die Anmerkung wagen: "Bei UNS gabs das früher aber NICHT!", dann kann ich inzwischen nur noch lachen und denke mir meinen Teil. Klar gabs das bei UNS. Wenn sie sich nämlich gerade nicht aufregen, sondern in geselliger Runde von ihren Schwanks aus der Jugendzeit berichten, na dann is doch allet klar.

Ich meine, wie oft habe ich in meiner pubertären Zeit gehört: "Jetzt reichts!! Entweder fliegt sie raus oder ich hau ihr endlich eine drauf!" 
Wie oft musste ich gerade im Fach Englisch vor die Tür gehen, weil ich nicht aufhören konnte zu schwatzen und zu gackern und die Lehrerin irgendwann entnervt den Hefter auf den Tisch knallte und mich anbrüllte: "Frollein Ziggenheimer - RAUS!" Ja und dann ging ich gackernd vor die Tür, schloss sie sorgsam und stand immer noch gackernd dahinter. Sie gab mir letztlich trotz dieser Unterrichtsversäumnisse eine Zwei mit den Worten: "Verdient haben Sies nicht, aber Sie könnens und eigentlich sind Sie gut in Englisch." :)
Nicht umsonst auch gab mir meine Geografie-Lehrerin in der Klasse 10 trotz eines Notenschnitts von 2,1 eine Drei - damit sie mich in die mündliche Prüfung holen und schwitzen lassen konnte. Damals wars ja noch so, dass die Prüffächer im Schulhaus ausgehangen wurden und als ich da so las und feststellte, sprach hinter mir Frau Geografie hämisch: "Na Frollein Ziggenheimer, haben Sie gesehen, wo Sie geprüft werden?" und ich drehte mich kraft meiner Wassersuppe nur halb zu ihr herum und antwortete herablassend: "Ach wissen Sie, das ist doch Rache, kleine billige Rache." Und sie schwoll rot an: "SO KANN MAN DAS AUCH SAGEN!"
Meine Zwei habsch am Ende trotzdem bekommen, sie saß ja nicht allein im Kollegium :)
Oder wenn es hieß: "Du willst abends raus? OK, aber komm nicht erst Mitternacht nach Hause!" Und wann war ich zu Hause? Punkt Mitternacht! Frühestens. Nicht selten jedenfalls wurde ich daheim erwartet: dunkles Zimmer, kleine Kerze aufm Tisch - und ein dunkler Schatten auf dem Sofa, der frustriert Zigarette rauchte und sich sagte: "Na warte mein Frollein!"

Ja, Friederike hat recht - das sind Dinge, die man den eigenen Kindern gar nicht sagen darf. Nicht weil man etwas zu verheimlichen hätte. Du kannst nur aber nicht mehr argumentieren und hast verloren, wann immer du mit dem kommst, was du selber erst in den Jahren nach der Pubertät gelernt, begriffen und verstanden hast. Ich bin bestimmt nicht autoritär, sondern eher liberal, aber ich bin auch wiederum nicht soooo liberal, dass es nun so gar keine Regeln gäbe, dass Mutti unterjocht würde von ihren Kindern, die glauben, sie dürfen alles und müssten nichts.
Nicht umsonst vermutlich hält man in solchen Zeiten überaus süße Kleinkind-Fotos in der Hand und denkt: "Hach ja... Waren das noch Zeiten.. Wo sind sie nur hin..."
Tja... Wie mans auch dreht und wendet - es macht immer wieder Spaß. Egal, ob wir das Jahr 1980 oder 2012 schreiben. Irgendwie wiederholt sich doch alles. Bei uns allen. Ich kenne jedoch einige, die vergessen haben, wie sie selber früher waren. Selektiv gehöre ich dazu. Das Gute ist: Irgendwann wird alles gut :)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Glückwunsch zum erreichen der30k Marke :-) ��