Sonntag, 20. Mai 2012

Auf Reisen

Dass eine Frau (immer) nichts anzuziehen hat, wenn sie auf eine Feier, in die Oper oder auch einfach nur mal ins Kino gehen will, ist ja bekannt. Vor allem deshalb, weil sie sowohl zu ihrem Spiegelbild als auch ihren Freundinnen sagt: "Hauptsache, ich gefalle mir."
Natüüürlich.
Dass Frauen ebenso nichts anzuziehen haben, wenn sie auf Reisen gehen, ist nicht minder bekannt, aber immer wieder eine Feststellung, die ich treffe, sobald ich auch nur mal für einen oder drei Tage verreise. Darin begründet liegt wohl auch, dass ich seit ungefähr acht Jahren nicht mehr so richtig in Urlaub war. Also so zehn Tage Minimum am Stück verreisen. Ich meine, wie soll das auch funktionieren? Den Kleiderschrank mitzutransportieren scheitert ja entweder an den begrenzten Räumlichkeiten von New Blue oder am zulässigen Höchstgewicht für Koffer bei den Fluggesellschaften. Tja. Und LKW kann ich leider nicht fahren.
Schiffsreisen... In fünfzig Jahren vielleicht, dann wäre ich zumindest im richtigen Alter dafür.
Aber irgendwie ist das doch immer wieder verhext: Kaum bist du am Reiseziel angelangt und packst deine Sachen aus, überkommt dich irgendwie das Gefühl so wie "hmmmmmm, ob das jetzt so das richtige war?" Spätestens aber, wenn du dich für nur zwei Tage auf den Streifzug durch unbekannte Städte machen willst, stellst du fest: Du hast mindestens fünf Paar Schuhe eingepackt, aber darunter ist kein einziges, das alle Voraussetzungen erfüllt. Entweder passen sie nicht zum Rock. Oder sie sehen geil zu den Jeans aus, aber du schaffst damit maximal den Weg von der Unterkunft bis zum Auto, währenddessen Du das sauer ersparte Eintrittsgeld für Museen & Co. in die Lokalitäten wie Starbucks & Co. bringst, wo Du dankbar aus den Schuhen schlüpfst und hoffst, dass die geschundenen Füße sich in einer ausgedehnten Kaffeelänge (oder gerne auch zwei) wieder erholen.
Oder du hattest deine Tasche gepackt, nachdem drei Tage lang herrlichstes Sommersonnenwetter war und während es am Reiseziel eisheilige Bindfäden regnet, spielst du drinnen trübsinnig mit deinen Sommersandaletten Mikado.
Mit den Klamotten ist es irgendwie genau dasselbe. Du hast Jeans eingepackt, aber die kaschiert nicht den aufgeblähten Bauch, den dir vom Vortag die Knoblauchspaghetti plus Riesenstück Schoko-Birnen-Kuchen plus Waffeleis mit zwei Kugeln plus zwei Milchkaffee dazwischen dir beschert haben. Außerdem hast du eh grad mehr Lust auf Sommerkleid, aber na ja, wie gesagt, vom Sommersonnenwetter direkt in die Eisheiligen..
Außerdem findest du, dass das blaue Shirt irgendwie tausendmal besser zu den Jeans ausgesehen hätte, du hast aber leider heute nur das gelbe dabei und irgendwie siehst du in dieser Kombi so... so.. normal halt aus. Da reißt auch die kunstvolle Hochsteckfrisur nix. Oder das perfekte MakeUp. Und wenn du dich schon nicht selber beeindrucken kannst, wie willste dann auch nur irgendwen anders beeindrucken, und seis am Ende nur den Schornsteinfeger?
Interessant jedenfalls bleibt am Ende immer eins:
Am faszinierendsten und am schönsten sieht man vor allem morgens aus, wenn man aus dem Tiefschlaf erwacht und blinzelnd dem bereits sonnigen Tag begegnet - mit leicht zerzaustem Haar und ungeschminkt in dünnem Shirt und Slip.
Shit. Das dünne Shirt hab ich aber leider... auch grad nicht dabei. Na ja, Schornsteinfeger sind eh überbewertet. Finde ich.

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