Mittwoch, 7. September 2011

Gabi Köster - oder: Ab wann habe ich ein Luxusproblem?

Wenn ich ehrlich sein soll, hab ich ihre Sendungen wirklich nie geguckt. Deutsche Comedy geht ja wirklich auch gut (ich denke da nur an den Nuhr ;) oder an Freund Hape) und die Köster ist ja doch das lebende Gegenteil dieser Herren: laut, schrill, bunt.
Aber irgendwie, so nach einer Weile, hab ich dann auch da und dort mal gegoogelt, wenn es hieß: "Sie hat jetzt das!" - oder: "Sie ist leider verstorben." (Medienfreiheit hin oder her, manches werde ich niemals verstehen - und will es auch gar nicht versuchen.)
Heute nun habe ich ein Interview mit ihr GESEHEN, ich hab ihr zugehört und die ganze Zeit irgendwie gedacht: "Ich bewundere diese Frau." Ich meine, na klar, weil sie prominent ist, wird über sie berichtet, wo der eine oder andere denkt: "Was sie durchmacht, machen Tausende andere auch durch, und keiner spricht darüber." Stimmt zwar. Ändert aber nichts daran, dass auch ein Promi wie Gabi Köster aus eigener Kraft versuchen muss, wieder auf die Beine zu kommen, überhaupt über den Berg zu steigen, neu sprechen, laufen und sich bewegen lernen. Und sie hat mit Sicherheit genauso wie wir Normalos Phasen gehabt, in denen sie jammerte, weinte oder Gott & die Welt verfluchte...


Und auch wenn heute noch nicht alles wieder so ist wie es sein soll und wie sie es selber haben möchte - sie lässt sich eben nicht unterkriegen. Sie macht aus dem, was sie hat, das Beste - oder versucht es eben. Und hangelt sich über Untiefen gerne auch mal mit Galgenhumor.
Eigentlich... mach ich das doch ganz genauso. Zumindest versuche ich das.
Und frage mich trotzdem grad: Habe ich grad wirklich Probleme - oder habe ich eher nur ein Luxusproblem? Wenn ich mich gegen Ungerechtigkeit nicht mehr wehren kann, so dass ich mir überlege, möglichst gestern noch meine Fahrtrichtung zu ändern; wenn ich nach fast fünf Wochen Erkrankung nur zehn Tage später wieder in der Praxis stehen muss, nur um neunzehn Uhr müde und erschöpft nach Hause zu kommen und dann noch beim Einparken den Anruf entgegennehme, der mir sagt, du darfst dein Kind, das - vermutlich - dabei war, sich auszuprobieren oder Mutproben zu bestehen und nun auf dem Polizeirevier auf dich wartet - ja... ist das dann nicht doch eher ein Luxusproblem? Ich meine, anderswo verhungern Kinder, sterben Menschen an Krebs oder Aids, völlig allein und zurückgelassen.
Andererseits... Kann man sich und seinen eigenen Kummer immer nur an anderem messen, der noch größer ist? Hilft mir das denn wirklich, auch wenns mich für den Moment vielleicht erdet? Hilft mir das auf Dauer?
(Mal abgesehen davon... mochte ich es nie, an anderen gemessen zu werden, ganz gleich, ob im Positiven oder Negativen. Ich wollte immer als Ich gesehen und erlebt werden.)
Doch mal wirklich: Wenn ich stürze und mir das Knie blutig schlage, ich heulend von Mama oder Papa getröstet werden will - hilft mir dann wirklich, wenn Mama oder Papa die Schultern zuckten und sagten: "Sei froh, dass es dir nicht wie Peppi geht, der hat sich grad das Bein gebrochen"?
Jedenfalls befinde ich zur Wochenmitte: Diese Woche war mal wieder so richtig schön sch** - aber noch ist sie ja nicht um und dann fasse ich mir eben - wie so oft - ein Herz und setze alles daran, dass dann eben der Rest der Woche sonnig wird.
Wie Gabi Köster sagt: "Es gibt keine Niederlagen, es gibt nur Herausforderungen."
Und zwischendurch darf ruhig auch mal geheult oder ins Kissen gebissen werden. An der Stelle, wo der Galgenhumor ins Untiefe gefallen ist. Aber das ist auch OK. Ich bin ja schließlich nicht der Papst.

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