Samstag, 4. Juni 2011

Und dann kam alles anders

Ich glaube, Pläne sind dazu da, damit man was hat, das man umschubsen kann.
Ich meine, versucht das mal mit realen Dingen - da sieht man ganz schön blöd aus, oder?
Jedenfalls, heute ist Samstag, der vorletzte Tag einer fast völlig arbeitsbefreiten Woche dank Feiertag, Resturlaub und überhaupt. Angespannt von Menschen, Ereignissen, Situationen hatte ich ja die Flucht in eine fremde Stadt angestrebt (immer nur darüber zu lesen, dass es da und dort schön sein soll, ist ja auf Dauer auch irgendwie unbefriedigend, wenn ich es nicht selbst auch mal gesehen habe). Wobei ich sagen muss, dass für mich die bislang beeindruckendste Stadt Amsterdam gewesen ist. OK, vielleicht wars auch der Trip insgesamt, der mich so beeindruckt hatte - aber noch nach gut acht Jahren erinner ich mich spontan und am liebsten vor allem an Amsterdam. Die Grachten, die schiefen bunten Häuser, Wand an Wand geklebt, der süßliche Geruch aus dem einen oder anderen Cafe und die Menschen dazu. Ich mag ihre Sprache, vielleicht auch, weil sie mich an das Plattdeutsch erinnert und damit ein Stück weit an zu Hause. Und ich mag es total, wenn die Holländer deutsch reden. Da könnte ich den Kopf in die Hand stützen und stundenlang zuhören...
Aber na ja, was ich eigentlich erzählen wollte, dieser Städtetrip ist dann doch bisschen anders geworden als geplant. Kurzerhand den ursprünglichen Plan, alleine wegzufahren, gekippt, und zwei Mädels besucht. Natürlich auf das Prinzessinnenfeeling verzichtet - so lange ich den Wunsch auch hab - aber mir nur aus Spaß bei fünfunddreißig Grad ein Kleid nach dem anderen überzuziehen, das konnte ich mir dann doch nicht vorstellen. Stattdessen bummelten wir lachend, schwatzend und fröhlich durch eine wunderschöne Stadt im Thüringischen, erfuhr ich, dass man in Apotheken auch Deo's kaufen kann, dass Zucchini-Torten richtig super lecker schmecken, so dass ich dem Lokalisten den Deal anbot "Rechnung gegen Rezept!" und wie schnell eine Flasche Weißwein leer wird, wenn man sie nicht für sich allein haben kann.
Was ich vor allem aber in diesem Moment genossen habe, war ein unbändiges Gefühl von Freiheit, Lebensfreude, mir schien, ich wäre ganz prall davon, so als wäre ich mindestens doppelt so groß und schwebte mindestens eine Handbreit über dem Erdboden. Keine Ahnung, warum das so war - aber ich glaube nicht, dass das reinweg am Alkohol lag :) Noch tief in der Nacht lag ich da mit offenen Augen, klopfendem Herzen, an Schlaf war nicht zu denken und durch meinen Kopf liefen all die Eindrücke des Tages, die wunderschönen Hinterhäuser, die ich so lange fotografierte, bis der Handyspeicher murrte: "Speicher voll!" und ich mich noch wunderte: "Na soooo viel hab ich doch gar nicht fotografiert?" und beim Beräumen des Speichers versehentlich gleich alle Bilder löschte. Super Helma, sowas kannst auch nur du... Zwei, drei Locations konnte ich zwar noch mal einfangen, die meisten  und leider auch die besten blieben leider unwiderruflich verloren.
Vielleicht lags auch am fremden Bett, vielleicht lags an den fremden Gerüchen - irgendwie bin ich wohl doch mittlerweile in einem Alter, wo ich am liebsten und am besten zu Hause schlafe, aber ich tat in dieser Nacht kein Auge zu und lauschte statt dessen einem herrlich romantischen Gewitter und sah dem jungen Morgen zu, wie er zaghaft in das Zimmer kroch.
Ich glaube, ich mach das jetzt öfter mal. Irgendwie bin ich auf den Geschmack gekommen und so im Nachhinein tuts mir fast ein wenig leid um all die Wochenenden, die ich wartend oder schlafend verbrachte. Ich meine, ich werde bald zweiundvierzig, eigentlich süße zweiundvierzig, finde ich, doch, wirklich. Dennoch blinkt mahnend die fünfzig und mit der habe ich irgendwie dann doch ein Problem. Bis dahin jedenfalls will ich noch so einiges erlebt, gesehen und auf die Beine gestellt haben. Na dann... wohlann :)

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