Montag, 16. Mai 2011

Wer schön sein will, muss leiden

...und wer sich nicht blamieren will - ebenso!
Der treue Leser unter Euch wird ja vielleicht noch wissen, dass ich mir vor nunmehr vier Wochen beim Inlinern das Steißbein brach (was meinen Söhnen lediglich ein trockenes: "Na Mutter, Sport ist eben doch Mord" entlockte) und leider bin ich trotz aller Salben und Homöo-Kügelchen in der Vergangenheit fleißig beim Steigern des Bruttosozialprodukts - indem ich nämlich mein sauer verdientes Geld gleich wieder in die Apotheke um die Ecke trage.
Also im Büro halte ich es ja mittlerweile schon auch ohne Pillen aus, zumal ich ja auch öfter mal aufstehen und herumlaufen kann. OK, mit Ergebnissen wie am Fließband klappts vielleicht dadurch nicht so (Chef: "Sag mal, hast du schon das Angebot und die Kostenschätzung fertig und hast du auch ans Protokoll gedacht?" Ich: "Ja Chef, gedacht schon, aber noch nicht ganz erledigt, ich brauch grad ne kleine Pause, ich kann nicht mehr sitzen." Chef: "Wieso, du schreibst doch nicht mit dem Arsch." Ich: "Hmm, na vielleicht doch, das würde zumindest erklären, warum nur Scheiß' dabei rauskommt!") - aber immerhin glänze ich mit Anwesenheit.
Ganz so einfach verhält sich das aber nicht, wenn du geschlagene vier Stunden Autofahrt in Kauf nehmen musst, deine Schmerzpillen leider ausgegangen sind und du aus lauter Eitelkeit vor fremden Menschen, die du vorher und vermutlich auch später nie wiedersehen wirst, auch noch den Sitzring zu Hause gelassen hast.
Leute, ich habe alles versucht, ich habe mein Bestes gegeben, nicht an den Schmerz zu denken.
Ich habe sogar versucht, mir Erinnerungen vom letzten Saunabesuch zu vergegenwärtigen, wo ich mich immer wieder frage, wieso man eigentlich dazu gezwungen ist, eine Nacktheit zur Schau zu tragen, egal ob nun ansehnlich oder nicht. Ich weiß noch, wie geschockt ich vor Jahren bei meinem allerersten Saunagang war, dass man sich überhaupt in der Sauna ausziehen muss. Und dass ich die einzige war, die stur im Bikini da saß, bis mich der freundliche Platzwart aufforderte, mich doch bitte auch meiner letzten Hüllen zu entledigen. Habe ich nicht gemacht. Immerhin saß unweit von mir einer meiner obersten Chefs und auch wenn der stockschwul ist, musste der nicht wissen, wie seine Angestellte unbekleidet aussah. Es liegt wohl  in der Natur der Dinge, dass ich diesen Menschen, wann immer ich ihm auch im Büro begegnete, nur noch nackt wie in der Sauna vor mir sah - und das sollte ihm ja schließlich mit mir nicht genauso gehen. Da bin ich also lieber gegangen, mit erhobenem Haupt und gut sitzendem Bikini zur Tür hinaus. Ich glaube, dem einen oder der anderen hätte ein Stückchen Stoff auch ganz gut gestanden, als ich jetzt zuletzt wieder in der Sauna war. Ich meine, am FKK kann ich darüber entscheiden, ob ich dahin oder zum Textilstrand gehen will. In der Sauna kann ich leider nicht entscheiden - ich kann höchstens entscheiden: Geh ich oder geh ich nicht - aber das ist ja auch nicht gerecht. Na ja, jedenfalls haben mich selbst diese Bilder und diese nachhaltigen Erinnerungen nicht vom Schmerz ablenken können, gute vier Stunden lang stemmte ich mich mit Füßen und Händen immer eine Handbreit vom Sitz ab - bis ich irgendwann einen Krampf im Fuß bekam und mir obendrein die Hände einschliefen. Irgendwann sind wir vier Mädels dann doch noch gut in Ziggenheimer Town ans Ziel gelangt und ich stellte fest: Das Fräulein Katja von der Mitfahrzentrale konnte nicht nur zaubern (auf etwas über vierhundert Kilometer Fahrtstrecke hatte ich schätzungweise vier Kilo Wasser ausgeschwitzt und hatte sich obendrein der von Posemuggel Schatzi liebevoll eingepackte Schneewittchenapfel mitten im Wonnemonat Mai einen Bratapfel verwandelt), nein, sie hatte auch noch etwas, das ich nicht nur nicht hatte, sondern auch noch nie zuvor hörte: Ein Navigationsgerät mit Männerstimme! Um Punkt 23:17 Uhr und cirka fünfzig Kilometer vor dem Ziel endlich ans Netz geklemmt, erschrak ich mich jedenfalls zu Tode, als in dem kleinen KIA-Hühnerstall eine sonore Männerstimme erklang und ich kurzzeitig in Verwirrung geriet, ob es doch einen Gottvater gab, der uns hier den Weg zu leiten gedachte.
Was soll ich sagen... Es ist jetzt 1:29 Uhr, mein Arsch tut immer noch weh, Pillen habe ich auch immer noch keine und ab morgen fahr ich wieder mit Sitzring. Schönheit hin oder her. Gute Nacht und schlaft Euch schön!

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