Sonntag, 1. Mai 2011

Sex & The City 2 - Altweiberkrise

Mit manchen Filmen ist es ja wie mit McDonalds: Alle schimpfen drauf und schwören lieber auf Sushi - aber allein die Verkaufszahlen sprechen für sich. Als ich diesen Film jedenfalls vor ein paar Tagen auf DVD erwarb, musste auch ich die eine oder andere Anmerkung Posemuggel Schatzis an der Kasse über mich ergehen lassen, woraufhin ich wenigstens konterte: "Wenn du nicht aufhörst, erzähle ich allen, wie du bei Titanic geweint hast!" Heute nun habe ich die Zeit & die Muße gefunden, mir diesen Film anzuschauen und ungefähr in der Mitte dieses Films wurde mir bewusst, warum Hollywood-Filme gar nicht so gut sein sollen.
Weil sie einfach realitätsfremd sind.
Weil sie uns Frauen Beziehungen vorspielen, wie wir sie uns wünschten, auch nach ein paar Jahren Beziehung.
Weil sie uns Frauen vorspielen, dass der Mann unserer Träume auch nach ein paar Jahren der Beziehung noch Aufmerksamkeit für uns übrighat und spätestens nach dem ersten Denkanstoß darauf reagiert.
Und was muss ergo passieren? Na klar! Dass wir Frauen uns daran erinnern, was wir eigentlich vermissen - sofern wir noch nicht selber darauf (zurück) gekommen sind. Dass wir schmachtend vor dem Schinken hängen und uns wünschten, der Mann neben uns würde sich daran erinnern, warum er sich eigentlich in uns verliebt hatte. Dass er der Grund ist, warum wir mitunter stundenlang vor dem Spiegel stehen oder bei H&M bis zur Besinnungslosigkeit shoppen oder uns trotz arschkaltem Zimmer in ein seidiges Neglige hüllen und die dicken Socken unter das Bett kicken. Dass wir es sind, die das Handy an die Wand klatschen wollen, wenn es auch nach achtundvierzig Stunden schonungslos konstatiert: "Bestimmt hat er mal an dich gedacht und es nur noch nicht geschafft, dir das auch mal zu schreiben, weil er gerade den Motorroller reparieren, den Männerabend zelebrieren, das Regal reparieren und nach dem exzessiven Bodyworkout die Armmuskeln links und rechts vor dem Spiegel küssen musste!"
Natürlich kann Mann nun sagen: "Schreib du mir doch was" oder "Nimm dir doch, was du willst."
Klasse Aussage dafür, dass Mann selbst so der eigenen Bequemlichkeit frönen kann und es auch noch für eine Zumutung hält, dass wir seine These "Nicht gemeckert ist noch Lob genug!" zum Abtörner Nr. 1 (dicht gefolgt von der Rotzbremse und Brustbeutel-mit-Tennissocken-Fraktion) erklären.
Ich meine, wieso müssen wir Frauen nach ein paar gemeinsamen Jahren die Männer erst daran erinnern, dass wir auch heute noch das Gefühl haben wollen, seine Prinzessin zu sein? Warum müssen wir Frauen immer erst anstoßen, was wir uns wünschen? Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Liebe mit Beginn der zweiten Lebenshälfte harmonischer, entspannter und erfüllter sein soll. Weil der Mann und auch die Frau spätestens zu diesem Zeitpunkt wissen, warum die erste langjährige Beziehung oder Ehe scheiterte und was sie selbst brauchen, um sich glücklich zu fühlen. Hmm. Mich würde mal - rein statistisch gesehen - interessieren, ob dem auch wirklich so ist. Das bedeutete ja immerhin, dass man erkannt haben müsste, wer man selber ist und mit wem man sein Leben auch wirklich teilen möchte. Und sich nicht vom selben Typ Mensch angezogen fühlt, mit dem man zuvor zwanzig Jahre verheiratet war.
Sind wir Frauen also reinweg Nörglerinnen, wenn wir darauf aufmerksam machen wollen, dass uns etwas fehlt? Wenn wir auf UNS aufmerksam machen wollen? Sind wir dann in einer "Altweiberkrise", wie Carrie das so schön im Film formulierte - nur weil wir uns auch nach ein paar Jahren Beziehung noch seine Aufmerksamkeit und seine Liebe wünschen statt des neuen Flatscreens im Schlafzimmer oder der neuen supertollen Multi-Küchen-Ausgabe, die uns das Zubereiten des Abendmenüs erleichtern soll?
Ich meine, der Mann wünscht sich doch auch, dass die Frau an seiner Seite möglichst alles für ihn ist: Freundin, Geliebte, Partnerin, Vertraute, sein ganz persönlicher Vamp, der sich von der tagsüber sexy, aber zugeknöpften Büromaus am Abend in die Frau am Herd verwandelt, die auf Stilettos und möglichst unbekleidet das liebevoll zubereitete Menü serviert und ihm des Nachts mindestens alle sieben Sinne raubt; die es außerdem schafft, zwischen zwei wichtigen Meetings zärtliche sms zu versenden, verliebte Post-Its in seinem Filofax zu verstecken und die abendlichen Konversationen mit belesenen, weltoffenen und geistreichen Pointen zu würzen.
Klar Männer. Könnt Ihr alles haben. Aber dann kommt auch in die Puschen - von nix kommt nix und wenn von Euch nix mehr kommt (und damit meine ich NICHT das Begleichen der letzten Restaurantrechnung!),  dann fehlt uns   i-r-g-e-n-d-w-a-n-n   auch die Motivation.
Und dann müssen wir Mädels uns auch nicht die Frage stellen, ob wir in einer Altweiberkrise wären, sondern möglicherweise mit dem falschen Mann zusammen sind.
Hmm. Grad frag ich mich, was wohl die Intention des Films war. Ganz schön viele Gedanken jedenfalls für einen Unterhaltungsfilm, oder nicht? Mr. Big jedenfalls hat seiner Liebsten trotz Fremdknutschen am Ende des Films einen schwarzen Diamanten an den Finger gesteckt. Schwarz, weil sie anders sei als die anderen und er sich besonnen hatte darauf, warum er sie und wofür er sie liebte. Ach, und Streitobjekt Flatscreen hatte der aus dem Schlafzimmer wieder verbannt, bevor sie heimkehrte. Er hatte ihre Botschaft verstanden.
Hach ja. Träum noch ein wenig, Helma.

Quelle Foto: http://filmkinotrailer.com/sex-and-the-city-2-tv-clip/

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