Dienstag, 5. April 2011

Wofür Privatfernsehen gut ist

Die Privatsender haben ja nicht wirklich grundlos einen schlechten Ruf, kann man so nicht sagen, und ich denke da nur an bestimmte Talkshows um die Mittagszeit oder irgendwelche hirnlosen Verkuppelungs- oder ich-entschuldige-mich-Kotzshows und so (aber darüber ließ ich mich ja schon genügend aus). Mir ist natürlich schon bewusst, dass man es nie immer allen recht machen kann und das auch gar nicht erst versuchen sollte - und wenn wir gewisse Sendungen nicht hätten, hätten wir ja auch entscheidend weniger Gründe, uns mal so richtig herrlich aufzuregen und auszulassen :)
Aber während die einen immer sagen, dass sie sowieso nur öffentlich-rechtliche und außerdem natürlich unbedingt ARTE schauen und heimlich, wenn es keiner merkt, den Privatsender anknipsen, bekenne ich mich hiermit öffentlich dazu, dass ich zuweilen ganz gerne die Privaten gucke.
Zum Beispiel schau ich auch ganz gerne mal Promi-Dinner. Für Kochshows im allgemeinen bin ich ja nicht zu haben, das ist mir immer viel zu langweilig und ich kann auch nicht behaupten, dass ich eine leidenschaftliche Köchin wäre. Na, mir fällt grad ne Episode von vor ein paar Jahren ein: Ein Freund und ich hatten beschlossen, abends bei mir zusammen bisschen was zu kochen, ich sollte die Zutaten bringen, er das lecker Weinchen dazu. Wir entschieden uns für Pizza, selbstgemacht natürlich, angefangen vom Anrühren des Teiges bis hin zum Schnipseln von Gemüse und all sonstigen Belages. Ja... Was soll ich sagen... Punkt zwanzig Uhr begannen wir mit dem Anrühen und Schnipseln, vorsorglich wurde die Weinflasche schon mal entkorkt, wir schwatzen, schnipselten, rührten... irgendwas um zweiundzwanzig Uhr dreißig zogen wir die fertige Pizza aus dem Backofen, sturzbetrunken, und die Pizza habe ich am nächsten Tag unter den Kolleginnen verteilt.
Aber sonst - wenn ich ehrlich bin - bedeutet Kochen für mich eher Pflichterfüllung. Insofern bin ich auch nicht vernarrt in irgendwelche Kochbücher, von denen ich
A. nicht weiß, von welchen Gewürzen die da mitunter reden und
B. wo ich diese Gewürze überhaupt erwerben kann
und die Menüs, die ich am heimischen Herd zaubere, sind meist "von Freunden abgeguckte, unkomplizierte und mit Gewürzen von Aldi, Lidl & Co. gespickte Delikatessen".
Beim Promi-Dinner nunmehr durfte ich vor zwei Tagen zugucken, wie man zum Beispiel Zucker karamellisiert und mir fiel damit auch wieder ein, wie wir uns in Kindertagen Bonbons in der Pfanne brieten :)
Jedenfalls stand ich heut Abend vor der kurzen Überlegung: Süßer oder herzhafter Nachtisch? Und entschied mich für einen herzhaften Tomatensalat - AAAAAAAAAAber mit ner lecker karamellisierten Balsamico-Essig-Variante (bisschen süß muss sein). Und so begann ich eifrig im Töpfchen zu rühren und fragte mich noch, wieso im TV immer alles so leicht und schnell geht, während ich hier stand und rührte und mich fragte, ob ich morgen unter einem Tennisarm zu leiden hätte. Ob ich vielleicht die Prise Vanillezucker nicht hätte unterrühren sollen? Und noch bevor ich diesen Gedanken zuende denken konnte, entstieg dem Topf ein bisschen mehr Qualm, der Essig biss mir in die Augen und lockte den Hustenreiz, also rührte ich noch schneller und dachte noch: Auf nur einer Seite wie Popeye auszusehen sieht aber auch scheiße aus, also ehrlich mal. Aber bevor ich die Flucht nach vorn antreten und den Topf in den Müll werfen wollte, ließ der Qualm auf einmal nach, verbreitete sich stattdessen wirklich angenehm süßer Karamellduft in meiner kleinen Küche und begann ich zu jubeln: Jau Helma, datt watt watt!!
Nun noch den Essig dazu und fleißig rühren....
....nur um jetzt hier satt, müde und bis zum Hals voll mit Tomatensalat auf dem Kanapee zu ruhen und zu denken, dass es ein böser, böser Privatsender war, der mich zu so einem kulinarischen Experiment verführte. Ich bin gespannt auf die nächste Verführung ;) Und bis dahin.. leg ich mich mal schlafen, ok?

Keine Kommentare: