Montag, 28. März 2011

Die jungen Wilden - oder: Olé!

Hatte ich mich heute mehr oder weniger erfolgreich durch den im allgemeinen ungeliebtesten Tag der Woche gekämpft, den einen oder anderen Schnitzer des hektischen Freitags beseitigt, neue Projekte in Angriff genommen, Freund Muskelkater zum Teufel gejagt, Freundin Müdigkeit tapfer mit magenfreundlichem Käffchen bekämpft und einen mehr oder minder pünktlichen Feierabend hingelegt, um auch noch rechtzeitig ans Postamt zu gelangen - so kehrte ich endlich heim in die gute Stube, von der nur wie gewohnt ein Zimmer nicht betreten werden durfte. Natürlich - die Jungenstube. Nicht umsonst sind die Schilder an die Tür genagelt: "Sperrgebiet - Betreten auf eigene Gefahr."
Genau ein solches schien mir heute Abend. Hereingerauscht ins Zimmer, guckten die Jungs mich mit einem Gesichtsausdruck an, der mich irgendwie an "mondsüchtig" erinnerte und lag trotz des Begrüßungsschmatzes eine derartig angespannte Energie in der Luft, dass Mutter Helmas Antennen schier vibrierten.
Aber nein.
Hatte ich mir unter anderem auch vorgenommen, nicht allzu tief in das Seelenleben meiner Söhne eindringen zu wollen - jedenfalls nicht tiefer als sie das selbst wollten - so hatte ich mir damit auch vorgenommen, mich aus den meisten ihrer Angelegenheiten tunlichst herauszuhalten, das nichts mit Schulnoten, Schulleistungen, Ordnung, Sauberkeit & Anstand zu tun hatte. Da bleibt nicht mehr viel, denkt Ihr? Oh doch, ne ganze Menge sogar.
Jedenfalls gönnte ich mir alsbald einen lecker Feierabendsnack aus Milchkaffee plus Joghurt und Bio-Heidelbeeren, gönnte ich mir einen ordentlichen Hörgenuss in Form von "Helmas Favourites" und schwupps - waren sie wieder wach, die Lebensgeister - und war ich aber auch zugleich derart entspannt, dass ich mich angesichts der gewittrigen Stimmung im Nebenzimmer lieber in meine Küche zurückzog, dort werkelte und ein Abendessen zubereitete, das schlussendlich auch die Jungens aus ihren Ecken zog.
Und während ich also völlig ahnungslos, arglos und vollkommen entspannt meine Söhne befragte: "Und? Gibts was Neues?", murrte erst der eine "Nö" und der andere "Nee". Wie geil. Fast wäre ich versucht gewesen zu sagen: Das Maulfaule haben sie aber nicht von mir - würde ich mich nicht gerade noch an das Hörbuch vom vergangenen Wochenende erinnern "Warum Männer lügen und Frauen ständig Schuhe kaufen", das mich wieder einmal dahingehend belehrte, dass ein Mann mit der Antwort "Ja" oder "Nein" auf seine Frage völlig zufrieden ist - weil sein Hirn mehr nicht verarbeiten kann. Ergo werden sie auch nur so antworten, kam es mir in den Sinn, und stellte schon die nächste Frage: "Und? Was habt ihr heute Schönes gemacht?"
Glaubte ich soeben noch, ein "Nüscht" oder "Gezockt natürlich" zur Antwort zu bekommen, brach mit einem Mal ein Sturm aus, dem ich zunächst erstaunt, mit weiterem Fortschreiten jedoch ausgesprochen amüsiert folgte, mich entspannt und grinsend zurücklehnte, die Hände auf der Brust verschränkte und nur ab und an den Einwand wagte: "Also 'nüscht' oder 'gezockt' hätte mir auch gereicht." Lebhaft wurde darüber gestritten, ob und wie viel der eine gezockt, der andere gechattet, nebenbei ferngesehen und Verabredungen via sms getroffen worden. So multitasking bin ja nicht mal ich, glaube ich, gleichwohl wurde sich über den Tisch hinweg angefaucht, schossen buchstäblich die Hörner aus beider Stirnlappen hervor, so dass ich am liebsten verzückt "Olé!" gerufen und dazu ein rotes Tuch geschwenkt hätte - würde meine schöngeistige Seele Stierkämpfe nicht zutiefst verabscheuen. Es dauerte auch gar nicht lang, da warf der eine die Tür, der andere die Fernbedienung, hatte der eine einen ordentlichen Schmiss am Hals und der andere eine Beule am Schädel - und  was tat ich?
Mutter Helma stand mittendrin im Gemetzel des Sperrgebiets und zog in aller Seelenruhe erst mal neue Bettwäsche auf. Noch vor zwei oder drei Jahren hätte ich mich leidenschaftlich dazwischen geworfen und die Kampfhähne getrennt. Aber eben - das ist des Pudels Kern: Hähne lassen sich immer noch ganz gut trennen - aber Stiere? Ich heiße schließlich immer noch Helma und nicht Popeye.
Das Gute an blutsverwandten Stieren jedenfalls ist, dass der Kampf so schnell versiegt als er auch ausgebrochen war - und wenn man(n) sich jetzt auch aus dem Wege geht - der Friede in Mutter Helmas vier Wänden ist wieder eingekehrt - und das ist doch die Hauptsache. Gute Nacht auch!

Quelle Bild: http://cache2.allpostersimages.com/p/LRG/20/2045/6SL4D00Z/poster/picasso-pablo-stierkampf-iii.jpg

1 Kommentar:

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