Mittwoch, 7. Oktober 2009

Helma Hat Keinen Neuen

Endlich, endlich hatte ich eine Werkstatt gefunden, die sich nicht nur den Wechsel des Wärmetauschers in meinem kleinen Grünen antun wollte, sondern eine, die das auch noch zu einem Spottpreis tun wollte.
Ich meine, Spottpreis... Natürlich sind zweihundert Euro kein Spottpreis. Das sind immerhin vierhundert sauer verdiente Mark (Ja, ich rechne noch immer um! Da merkt man erst mal wirklich, wie man uns bescheißt - sorry! Und kann den Kauf des einen oder anderen Artikels tunlichst verweigern ;-)) Aber zweihundert Euro sind dann ein Spottpreis, wenn man für dieselbe Sache mindestens fünfhundert oder siebenhundert bis tausend Euro zahlen soll.
Als ich dann noch hörte, dass ich für fünfzehn Euro pro Tag einen Ersatzwagen bekäme, errechnete ich in heller Freude, was ich für das Budget von fünfhundert Euro noch tun könnte: Den fälligen TÜV und die Abgasuntersuchung und sollten doch noch einhundert Euro übrigbleiben, könnte ich davon noch die Winterreifen erwerben. Knallhart kalkuliert - was soll ich sagen! Kein Cent würde vergeudet. Für Milchkaffee oder so ;-)
Doch jegliche Kalkulation zerbröselte ins Nirvana, als ich - abgehetzt und wirklich auf die aller-allerletzte Minute in der Werkstatt erschien: "Einen Ersatzwagen? Da hab ich keinen mehr da, der letzte ging heut für einen Unfall raus." (Vierzig Kilometer Weg können schnell überwunden werden, wenn man den Großteil der Strecke über die Autobahn fährt. Der Rest des Weges jedoch führte durch Wald und über Feld und ich dachte: Wenn mir hier jetzt noch ne wilde Sau ins Auto rennt, dann hast du erst richtig den nassen Hut auf dem Kopf... Aber glücklicherweise blieb ich wenigstens davon verschont.)
Die Euphorie, die mich zuweilen überfällt, wenn ich - aufgeschreckt wie ein Huhn - durch die Welt renne, von einem Termin zum nächsten und ich diese nacheinander erfolgreich abhaken kann, zerbröselte ebenso wie die Kalkulation und ich schaute ihn ungläubig an: "Ja und nun? Ich muss ja wenigstens wieder nach Hause."
Und dieses Zuhause lag schätzungsweise vierzig Kilometer entfernt, auf umständliche Bahnfahrten hatte ich nun überhaupt keine Lust mehr, zumal ich dem Kind versprochen hatte: "Halb acht bin ich spätestens wieder da." Es hatte mich ja eigentlich begleiten wollen, aber wer bis achtzehn Uhr weder die Mathematik-, noch die Physik- und auch keine Deutschhausaufgabe erledigt hatte, der musste wohl oder übel daheim bleiben und erst die Pflichten erfüllen.
"Ich ruf mal schnell bei unserer Autovermietung an, wir haben da Sonderkonditionen."
Und die Sonderkonditionen sahen so aus: Das kleinstmögliche Auto - ein Smart - sollte den stolzen Preis von 192 Euro für zwei Tage kosten. Ehrlich - es hat nicht viel gefehlt, ich hätte dem Monteur einen Vogel gezeigt.
192 Euro für einen Elefantenrollschuh - als Monatspreis hätte ich mir das ja noch gefallen lassen ;-) Aber für zwei Tage!!!?? Vermutlich hatte nicht nur ich, sondern auch die Werkstatt knallhart kalkuliert. Aber nicht mit Mutter Helma.
"OK. Dann nehme ich das Auto wieder mit und wir müssen uns was anderes überlegen."
Ich bin ehrlich nicht sicher, ob ich dann auch noch mal in diese Werkstatt gefahren wäre - und höchstwahrscheinlich sagte sich der Werkstattbesitzer dasselbe. Was einmal da ist, sollte auch da bleiben - und so wurde kurzerhand ein Chauffeur zu Dienste befohlen mit der Maßgabe, sich bis morgen früh um einen adäquaten fahrbaren Untersatz zu kümmern. Zu angemessenen Konditionen, versteht sich.
Soweit, so gut.
Kein neues Fahrzeug.
Kein neuer Hörgenuss in einem Fahrzeug, in dem noch alle Lautsprecher tadellos funktionieren.
Kein neues Fahrgefühl zum Austesten.
Mit anderen Worten: Kein Neuer für Helma ;-)
Frauen sind ja im Allgemeinen multitaskingfähig - und sie können zur gleichen Zeit über Fehlverhalten im Straßenverkehr und entsprechende Bußgelder debattieren und nebenbei gedanklich überschlagen, was selbst im günstigsten Falle an ungeplanten Kosten für ein Leihfahrzeug Marke Europcar auf sie zukommen könnte.
In einem war ich mir sicher: Als erstes musste die Kollegin Maß genommen werden, die mir diese Werkstatt nicht nur empfohlen, sondern angepriesen hatte. Als zweites musste einer der beiden in Frage kommenden Kollegen befragt werden, ob sie Mutter Helma mit in die Arbeit nehmen könnten. Und wie zurück?
Das würde sich finden, im schlimmsten Falle würde ich mal eben wieder drei Überstunden machen.
Aber alles war besser, als das sauer kalkulierte Budget sinnlos anderen Leuten in den Rachen zu werfen.
Und so kehrte ich gegen halb neun heim, das Kind hatte vom schnell noch zubereiteten Abendessen die Hälfte verschmäht, aber wenigstens seine Aufgaben erledigt, reihum erledigte ich, kaum dass ich es ins Bett verabschiedet hatte, alle Koordinationsanrufe, um auch den morgigen Arbeitstag pünktlich zu beginnen, erledigte alles sonstigen wichtigen Telefonate, so dass - und das kommt wirklich nicht oft vor - der Akku bereits zu jappsen begann, mein eigener Akku sich ebenso bedrohlich leerte (ein Zustand ähnlich dem einer starken Unterzuckerung) und Freund Schmerz sich ausgesprochen unangenehm bemerkbar machte - na klar, der hatte mir gerade noch gefehlt zu meinem Glück. Als spürte ich nicht sowieso jeden Tag, dass er an meiner linken Seite hing.
Wenigstens... habe ich heute alles geschafft, das ich mir vorgenommen hatte. Auch wenn es Irrungen und Wendungen gegeben hatte, die ich so nicht unbedingt vorherzusehen vermochte. Aber das... gehört eben auch zum Leben dazu. Und da gilt es wohl... bei allem immer schön locker und geschmeidig zu bleiben ;-) Wenn man dass denn auch immer so hinbekäme ;-)
So, und jetzt leg ich mich zu Bett, TUI, das habe ich mir verdient.
Gute Nacht.

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