Montag, 7. September 2009

Szenen Einer Ehe

Gott, was habe ich gerade gelacht. So herzhaft, dass mir - seit langem mal wieder - die Tränen über die Wangen gelaufen sind.
Hatte uns der Chef noch ermahnt, fleißig zu sein, bevor er fliegenden Jacketts und genügend Ordnern unter dem Arm das Haus verließ, so goss sich das norddeutsche Zimmer (so heißen wir, seitdem wir zwei Nordischen uns ein Büro teilen dürfen ;-)) erst mal in aller Ruhe ein Käffchen ein und snackte über das vergangene Wochenende.
Was ich zu hören bekam, löste zunächst ein erheitertes Grinsen in mir aus, das sich langsam, aber sicher immer weiter steigerte und alsbald jene Lachtränen hervorlockte, während ich zwischendurch nach Luft japste und rief: "Die gefällt mir, deine Frau!"
Ein Häuschen am Meer, zweigeschossig (wenn ich das richtig verstanden hatte) und die geplante Verlegung von Platten im Hof musste angesichts der Wetterlage der Verlegung von Laminat im Obergeschoss weichen.
Ein Mann - ein Wort.
"Ich bekomm eh immer nur was zu essen, wenn ich nen Bleistift hinterm Ohr und nen Zollstock in der Hand hab", war eine lakonische Zwischenbemerkung inmitten des Berichtes, der sich mir mit seinen Worten regelrecht bildlich darstellte und ich förmlich vor meinem inneren Auge sah, wie er auf den Fußböden der oberen Etage langkroch, die Holzplatten verlegte, sich ärgerte, weil der Sohn im guten helferfähigen Alter zehn geschlagene Minuten hinter ihm verweilte, sich jegliche Handgriffe erklären ließ und als Mann sich umdrehte, feststellen musste, dass er sich mit sich selbst unterhalten hatte.
Also beendete er allein, was er allein begonnen hatte, tackerte zu guter Letzt die Leisten an, versteckte dahinter, wie von Frau gewünscht, sämtliche Kabel, goss sich zufrieden ein Bierchen ein und nahm Platz vor dem Fernseher in Erwartung eines visuellen und leibhaftigen Geschmackserlebnisses. Doch was sich ihm bot, war - das ahnte ich längst - ein Schneetreiben auf dem Bildschirm. Kein Bild, kein Ton, kein nix. Also erhob er erneut die bereits schmerzenden Knochen, kroch auf allen Vieren zum TV, testete sämtliche Kabel, Zugänge etc. - und fand den Fehler nicht.
"Ist doch nicht schlimm", sprach Frau, "unten haben wir doch noch einen Fernseher."
"Na klar!" entlud sich spätestens jetzt der Mix aus Frustration über das ungehörige Kind, die körperliche Anstrengung und der augenscheinlich nicht gegönnte krönende Abschluss, "ich schlepp jetzt alles von unten nach oben!"
Was jedoch nichts an der Tatsache änderte, dass nach wie vor auf dem Bildschirm mitten im September das Schneetreiben fröhlich weitertobte. Also trug Mann grummelnd und schnaufend die alte Technik runter und die neue wieder rauf, nur um sich - auch das ahnte ich bereits - erneut einem Schneegestöber ausgesetzt zu sehen. Da half auch der Schluck aus der Flasche Bier nicht viel, außer dass beiden langsam ein Licht aufging: Die Leisten wurden abgerissen und zum Vorschein kam die Ursache allen Übels: Mindestens vier Nägel hatten nicht nur die Leiste an die Wand getackert, sondern gleich noch das Fernsehkabel mit befestigt. Gute alte deutsche Wertarbeit.
Ich habe so gelacht, dass ich mir fast den soeben getrunkenen leckeren Bürokaffee in die Hose gepieselt hätte, woraufhin Kollege Norddeutsch hinzufügte: "Meine Frau ist ja nun so, die lacht sich tot über mich und gibt mir dann aber auch immer wieder Spitzen. So lange, bis ich nicht mehr konnte, sie packte und vor die Küchentür stellte. Ich dachte, sie käme gleich wieder rein. Tat sie aber nicht! Sie kam nicht! Erst nach zehn Minuten ging die Tür auf mit der Frage: Schatz, soll ich uns ein Käffchen kochen?"
Und nun sag noch mal einer, wir Norddeutschen seien nicht genießbar :-) Und... genau so stell ich mir eine Ehe vor. Mit der letzten hats ja so nicht geklappt. Aber wer weiß schon, was die Zukunft für einen so bereithält :-)

In diesem Sinne: Prost! (mit Käffchen ;-))

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