Freitag, 31. Juli 2009

Café Del Mar

"Manchmal frage ich mich, wie sieht sie morgens aus, wenn sie die halbe Nacht nicht schläft. Ich frage mich, wie schafft sie überhaupt das alles?"
An diese Worte musste ich heut Morgen denken, als ich meinem Spiegelbild begegnete und befand, dass ich dafür, dass ich die halbe Nacht wach lag, doch... recht... fit aussah.
Man sagt ja den Zwillinge-Geborenen nach, dass sie ihr jugendliches Aussehen bis ins hohe Alter bewahren würden.
Ich jedoch - und an dieser Stelle zwinkerte ich meinem Spiegelbild zu - bin mir der Tatsache völlig bewusst, dass seit der Erfindung der Sonne aus der Tube (und neuerdings auch in Form eines entsprechend getränkten Tuches für ein schnelles Zwischendurch) nicht nur ein paar Unebenheiten am Körper, sondern auch Spuren von Müdigkeit hinweggewischt werden können.

Was ich mich seit einiger Zeit frage ist: Woher nehmen Menschen die Energie, die sie zum Leben, für's Leben, im Leben brauchen? Was füllt die "Batterien" wieder auf, wenn man pausenlos Kraft aufwenden muss und das hauptsächliche Ziel im schieren "Überleben" besteht ? Gibt es Möglichkeiten, dies OHNE den Einsatz von Geld und OHNE "Beihilfe" anderer Personen zu erreichen?

Diese Zeilen las ich vor einiger Zeit in einem Forum - und seitdem fallen sie mir immer wieder mal ein, vor allem dann, wenn ich spüre, wie mir selbst die Energie ausgeht.
Die Antworten sind im Grunde relativ einfach: Konzentrier dich auf dich selbst. Was entspannt dich, was tut dir gut? Jeder hat ja da so seine... sagen wir mal... Tricks.
Bei mir selbst ist es zuallererst die Musik. Musik, Musik und nochmals Musik.
Zuweilen überkommt es mich und dann krame ich CDs hervor, deren Musik ich schon seit Jahren nicht mehr hörte.
Café Del Mar-Musik aus einer CD-Sammlung vom Frühling 2006 zum Beispiel.
Und mich dann bäuchlings auf meinem Teppich ausbreiten, alle viere von mir gestreckt - und die Augen schließen. Auf den Moment warten, dass ich nichts mehr denke, nichts mehr fühle, sondern völlig in mir selbst angekommen bin.
Jeder, der mich kennt, weiß, wie sehr ich das Meer liebe. Wie sehr ich es liebe, mit nackten Füßen am Ufer zu stehen, die Arme auszubreiten, die Augen zu schließen. Und einzuatmen. Einfach nur ganz tief einatmen und spüren, wie sich diese herrlich frische, salzige Luft in mir ausbreitet, wie sie schier in jeden Winkel meines Körpers zu fließen scheint. Dann kehrt auch die Ruhe in mir selbst zurück. Die Gelassenheit. Die Entspanntheit. Das Gefühl, angekommen zu sein. Da angekommen zu sein, wo ich immer hin wollte.
Da, wo ich heute lebe, gibt es leider kein Meer. Zuweilen genügt es, mir eine CD einzulegen, die mir die Klänge des Meeres zurückbringt. Wenn ich dann die Augen schließe und auf den Moment warte, dass ich nichts mehr bewusst denke oder fühle, dann kann ich es atmen, schmecken, spüren - das Meer. Und dann kehrt jene Ausgeglichenheit zu mir zurück, die mir das Gefühl schenkt, mit einer Gelassenheit in einem Schaukelstuhl zu schwingen, mir selbst mit einem nachsichtigen Lächeln zuzusehen und zu sagen: "Wird alles, Helma..."
Wie gesagt - jeder hat so seinen Weg, aber jeder weiß auch, dass dieser nicht immer funktioniert. Bei mir jedenfalls nicht. Es gibt Tage, es gibt Wochen, da geht nichts von alledem.
Nicht schlafen.
Nicht entspannen.
Und wenn ich dann meine Wohnung betrete, fallen mir noch mehr Worte ein:
"Du bist zwar nicht unordentlich, aber... deine Wohnung kommt mir im Moment ganz anders vor wie sonst. Wie wohl dein Inneres: total chaotisch... Kein Platz zum sich setzen, kein Platz zum etwas ablegen..."
Darüber muss ich jetzt noch schmunzeln. Ein eher nachdenkliches Schmunzeln. In der Tat fühle ich mich so. Wenn ich etwas brauche, weiß ich nicht sofort, wo ich es abgelegt habe. Die im Grunde klaren Strukturen, die ich sonst in meiner kleinen süßen Wohnung pflege, gibt es so momentan nicht.
Und irgendwie... sieht doch so auch mein Inneres derzeit aus.
Ist das nun eine handfeste Midlifecrisis?
Was schlimm wäre, dann würde ich ja nur 80 Jahre alt werden ;-)
Oder ist es einfach nur eine weitere Phase in meinem Leben, in der ich spüre, dass Dinge sich verändern, Einstellungen und Betrachtungsweisen sich verändern und ich noch nicht sehe, wie ich damit umgehen kann und sollte?
Wie mache ich was? Wie löse ich dieses und jenes?
Die Lösung für Problematiken ahnen, spüren - aber noch nicht sehen?
In solchen Phasen kann ich alle möglichen Dinge tun, die mich für gewöhnlich beruhigen - sie verlieren ihre Wirksamkeit. Und dann kommt es wieder, jenes Lebensgefühl, abends in die Anonymität einer Großstadt abtauchen zu wollen, im Spotlight der Autofahrer und dennoch ungesehen, unerkannt... Mit dem unruhigen Gefühl einer Sehnsucht durch die Straßen laufen, von der ich nicht wirklich zu sagen vermag, nach was ich mich eigentlich sehne.
Halt. Festhalten. Ankommen. Die Augen schließen. Ruhe finden. Einatmen. Geborgenheit atmen.

Die Cafe del Mar-Musik jedenfalls habe ich mir heut Morgen mit in mein kleines grünes Wägelchen genommen. Und mich auf dem Weg ins Büro berieseln lassen. So wie letzte Nacht auch. Keine Einflüsse von außen. Nur die Musik und ich. Die Musik, die mich umfängt wie eine wohltuende Umarmung.
Ehrlich Leute, manchmal brauche ich sonst einfach nichts mehr.
Auch aus Rückzugsphasen kann ich Kraft schöpfen.

Und darauf trinke ich jetzt ein Käffchen.
Prost.

1 Kommentar:

NickNickel hat gesagt…

..es ist nicht lang her, da meinte ein guter Freund: Menschen könnten durch Glauben, durch Meditation oder durch ein schweres Erlebnis - man könnte meinen ein richtiger Tritt in den Arsch oder auch der Verlust eines Menschen, gar fast der Verlust des eigenen Lebens oder was auch immer- die Liebe an das Leben, die Eigenschaft mit sich selber liebevoll um zugehen erlangen und somit jeden Tag mit Lebenskraft beginnen...

Heute weis ich genau was er gemeint hat!