Montag, 4. Mai 2009

Nachtgedanken

...die ich erst jetzt am frühen Nachmittag niederschreibe, weil mir letzte Nacht eindeutig die Kraft dazu fehlte... Ich meine, wenn man bis halb vier Uhr morgens eine E-Mail schreibt (wie bekloppt bin ich eigentlich? Hätte ich gewusst, dass ich heut eh länger im Büro bleiben darf, hätte ich es auch jetzt in aller Ruhe tun können. Aber eigentlich... weiß ich das doch ;-)), dann bleibt natürlich keine Kraft mehr für etwas Weiteres.
Die Zeilen, die ich letzten Abend hier zu "Papier" brachte, ließen etwas Wichtiges vermissen. Etwas ganz Entscheidendes. Ich meine, wenn wir von Träumen, Sehnsüchten, Wünschen sprechen, von Dingen, die wir gern noch schaffen, erleben, genießen möchten, bevor wir dieses einzige wunderbare Leben hier verlassen, dann... gehört doch vor allem eines dazu, vor allem anderen: die Liebe. Das zärtliche, erfüllte, harmonische Miteinander mit dem einen geliebten Menschen inmitten der Familie und Freunde, die wir lieben... Und ich erinnerte mich an die Worte, die ich selbst vor einigen Jahren in mein Internetprofil schrieb...

"Ich denke an dich, wenn ich morgens erwache.
Ich denke an dich, wenn ich abends einschlaf.
Ich streichel dir zärtlich durch die Haare, während wir in der
Badewanne liegen und du mir von deinem Tag erzählst.
Wir halten uns an den Händen, während wir barfuss und mit hochgekrempelten
Jeans durch den warmen Sommerregen springen.
Wir halten uns an den Händen, während wir durch den Park laufen und die
Schneeflocken mit der Zunge einfangen.
Ich weiß, dass wir diese Dinge nicht jeden Tag leben können.
Ich weiß, dass wir diese Dinge nicht jeden Tag leben müssen.
Aber wenn es uns gelingt, diese kleinen Besonderheiten im Alltag nicht zu
verlieren, dann werden wir auch einander im Alltag niemals verlieren."

Diesen berühmten Platz finden, wo man sich zugehörig fühlt... Wo ich mich zugehörig fühle... Wie konnte ich das gestern nur außer Acht lassen? Denn im Grunde... ist das doch mein vordergründigstes Thema. Oder doch nicht mehr? Hab ich mich inzwischen so daran gewöhnt, allein (mit Kindern) in meinen vier Wänden zu wohnen, dass ich es gar nicht mehr anders haben möchte? Oder könnte?
Vor einiger Zeit stellte mir irgendwer die Frage: "Warum müsst ihr Frauen immer geheiratet werden wollen und Kinder haben? Warum geht es nicht auch ohne das alles?" Die Frage hat zwar nicht mich persönlich betroffen, gleichwohl habe ich mir Gedanken gemacht. Meine eigenen... Ich kann ja letztlich immer nur für mich sprechen. Und habe eines dabei für mich resümiert:
Ein Kind möchte ich nicht mehr mit jemandem gemeinsam haben. Ich weiß auch nicht, ob ich wirklich noch mal Ja zu jemandem sagen kann oder möchte. Aber ich weiß noch immer, dass es ein wunderschönes Gefühl von Miteinander, Geborgenheit war, "(m)eine Frau" zu sein. Heimzukommen in ein Wohlfühl-Zuhause und an der Tür steht "Familie". Und irgendwann inmitten dieser Gedanken war er entstanden, der Traum vom Miteinander. Sich begegnen, sich verlieben, mit Haut und Haar. Eben bereits morgens an den anderen zu denken, sobald man erwachte. Abends an ihn zu denken, bevor man in den Schlaf fand... Eine wunderbare innige Liebe zueinander empfinden und sich eines Tages wünschen "...sei meine Frau... sei mein Mann... solange wir atmen..." Diese beinah wildromantische Vorstellung: Beide barfuss am Leuchtturm, nur das Paar und der Dorfpfarrer, die Antikmöbel im Sand am Ufer des Meeres, der Korb Blumen und das Oma-Geschirr, die Weinflaschen auf dem Tisch... Wenn überhaupt, dann würde ich es nur so wollen. Mit dem ganzen anderen Zirkus könnte ich nichts mehr anfangen, das brauche ich alles nicht.
Nur eins hab ich bis heut nicht verstanden: Warum fällt es sovielen Menschen schwer, sich auch ein zweites Mal noch für einen Menschen zu entscheiden - mit Haut und Haar, mit dem völligen Denken und Fühlen? Warum ist alles abhängig davon, ob man schon einmal Mann & Frau war, warum ist alles abhängig davon, ob jemand bereits mit einem anderen Menschen Kinder hat oder nicht? Was ist es, das uns Getrennte/ Geschiedene zu einem Partner macht, auf den man im worst case lieber ganz verzichtet oder den man nur mit Einschränkungen liebt? Am liebsten immer so ein bisschen auf Abstand halten? Warum werden wir am ausgestreckten Arm ausgehungert aus Angst, wir könnten dem anderen weh tun? Warum tun wir uns gegenseitig weh, obwohl wir uns lieben? Warum können wir nicht zu dem stehen, was wir fühlen? Warum können wir das, was hinter uns liegt, nicht auch hinter uns lassen? Ja klar, unsere Erlebnisse, unsere Erfahrungen haben uns geprägt und wir haben Angst, das uns noch einmal die einen oder anderen Dinge passieren. Aber Himmelherrgott nochmal, wir wollen doch keinen Kühlschrank kaufen, wo wir wenigstens 2 Jahre Garantie dazubekommen. Aber wenn wir nicht wirklich lieben, wenn wir uns nicht wirklich hingeben, wenn wir nicht glauben, hoffen, wünschen, träumen, ganz gleich, was die Zukunft bringt - was ist es dann noch, das unser Leben so wunderbar und einzig macht?
Wie oft habe ich in den letzten Jahren gehört "Ich liebe dich". Aber wie wenig ist davon geblieben, wenn es darauf angekommen war... Was für mich irgendwann den Schluss zuließ: Vielen Menschen geht es einfach zu schnell über die Lippen, dieses Wort.. Da lob ich mir meine nordisch unterkühlte Mentalität: Ich brauch schon eine Weile, um es zu sagen. Aber wenn, dann meine ich es auch so. Ohne Wenn und Aber. Und das... wünsche ich mir... für mich aber auch.
Klingt das jetzt alles bisschen konfus? Bestimmt... So sind sie, die Nachtgedanken... Und da ich bis jetzt noch nicht wirklich ausgeschlafen bin - trotz allem Kaffee... bleibt das Ganze leicht konfus :-) Aber vielleicht versteht Ihr mich ja dennoch. Ich selbst verstehe eben nach wie vor nicht, wie ich diese schönste Sache der Welt auf meiner gestrigen to-do-Liste vergessen konnte... Helma, da musst du mal in dich gehen...
Müde Grüße,
Eure Helma

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Es ist Früh am morgen obwohl ich nun schon seit ca 3 Stunden unterwegs bin. Das waren seit langem Zeilen die sogar mir aus dem Herzen sprachen.
Somit geh sogar ich, jetzt Nachdenklich und etwas Traurig in den Tag. Vielleicht sollte auch ich mal wieder aus meinem Schneckenhaus kommen.
Ich werd mir diesen Blog einrahmen. Danke fürs Augen öffnen...

M.