Sonntag, 24. Mai 2009

Beschäftigungstherapie

Einst sagte eine Bekannte zu mir: "Mit dir werde ich niemals eine Wohngemeinschaft gründen. Ich müsste ja jede Woche erst am Klingelschild schauen, ob ich auch wirklich in der richtigen Wohnung bin. Ständig sieht alles anders aus!" :-)
Also umgeräumt habe ich heute nicht schon wieder. Aber umgestaltet. Angefangen hat alles mit dem gestrigen Frustshoppen bei IKEA. Da stand ich nun, hatte zu allem Überfluss auch noch den iPod vergessen und zog meine Gedanken und Probleme wie in einem riesigen Fangnetz hinter mir her, anstatt eben dieses Netz mit den Klängen meiner Lieblingsmusik abzuschütteln. Mir gelingt sowas wirklich, nicht immer, aber immer öfter.
Jedenfalls stand ich da nun ohne Musik an einem herrlich sonnigen Samstagnachmittag, den man eigentlich wenigstens zu zweit oder mehr an einem See oder so verbringt. Entsprechend fühlte ich mich auch, ziemlich unwohl, ziemlich uneins mit mir und der Welt und was ich mir auf den Einkaufszettel gekritzelt hatte, ließ sich auch nicht alles erfüllen. Es sei denn, ich hätte auf sämtliche Milchkaffees im nächsten halben Jahr verzichtet, aber wisst Ihr, soooo groß ist meine Liebe zu IKEA denn doch nicht.
Gestern Abend jedenfalls kehrte ich heim, immer noch uneins mit mir und der Welt, und die Lust auf das Date in der City war mir auch vergangen. Was tat ich? Ließ die Tüten in die Ecke sinken und mich auf mein Bett. Die Tüten standen bis heut Morgen so in der Ecke und auch die Tatsache, dass ich mindestens 3 x darüber stolperte, während ich zwischen Bad und Küche wechselte, um einen guten-Morgen-Kaffee zuzubereiten und nebenbei zu duschen und die Zähne zu putzen, konnte mich nicht dazu bringen, die Tüten auszupacken und mit dem Dekorieren zu beginnen.
Das begann ich erst, als mich eine Anfrage per sms erreichte, ob ich heute den Unterhaltungskünstler geben könnte. Ha. Gerade ich - die selber einen gebraucht hätte... Und so rang ich einige Minuten mit mir: Soll ich oder soll ich nicht? Entschied mich dann für die Zusage, weil ich mir sagte, dass es auch mir helfen könnte, mal anderes Leid zu sehen oder zu hören. Mich von mir selbst ablenken, wenn Ihr versteht, was ich meine.
Und so stürzte ich mich auf besagte Dekorationsarbeiten, denn ich wollte wenigstens heut Abend fertig sein, wenn ich schon am Nachmittag nicht mehr dazu kommen würde.
Dass mich dann eine Stunde später die Absage ereilte, hielt mich dann auch nicht mehr davon ab, weiterzumachen. Küche, Kinderzimmer und mein eigenes Zimmer mussten dran glauben, wobei die größten Veränderungen im Kinderzimmer stattfanden. Meinen Kleinen hats gefreut ;-) Klar - der positive Nebeneffekt bei solchen Sachen ist ja, dass das Zimmer dann pikobello aufgeräumt ist - und das ganz ohne sein Mitwirken ;-) 
Jedenfalls fühlte ich mich heut Abend etwas besser, ausgeglichener. Manche Dinge... lassen sich eh nicht ohne Weiteres ändern, und die Ungeduld, mit der ich zuweilen an gewisse Problematiken herangehe, ist dahingehend unangebracht, als dass ich selbst manchmal denke: "...erst schleife ich das Fangnetz auf ewig hinter mir her und dann will ich es mit Macht und am liebsten sofort loswerden..." Geht ja auch nicht, sehe ich ein. Man muss ja den Menschen auch Zeit lassen, sich auf eine etwaige neue Situation einzustellen. Oder auf neue Gedanken von mir - auch wenn sie für mich selbst eben nicht neu sind. Wobei ich für Problemlösungen oder -ansprachen oftmals auch noch den falschen Moment erwische. Quasi zwischen Tür und Angel. Auch blöd. Wieso habe ich mir eigentlich abgewöhnt, das, was mir auf der Seele drückt, immer und sofort anzusprechen? Wieso bin ich irgendwann dazu übergegangen, das eine oder andere in mich hineinzufressen und erst dann den Mund aufzumachen, wenn ich fast zu platzen drohe? Oder ich in Situationen gerate, die so weh tun, dass ich erst verletzt zurückzucke, aber nur, um aus dem Hinterhalt die (Wort-) Keule hervorzuholen?
Nein nein, ganz so schlimm bin ich wohl nicht. Dennoch... Warte ich in den einen oder anderen Dingen zu lange und dann ärgere ich mich selbst. Ärgere mich über die Konsequenz, dass manche Dinge eben ungeklärt, ungelöst bleiben. Manchmal kann ich das mit nem Glas gut gekühlter Weinschorle beruhigen. Manchmal mit ner Dekorationsidee in meiner kleinen süßen Wohnung. Nur - ich bin weder ne Reblaus noch Rockefeller: Weder kann ich mich pausenlos mit Wein betrinken noch dauerhaftes Frustshopping einlegen. 
Kommunikation ist das Zauberwort - wurde mir in letzter Zeit oft genug erklärt. 
Nur - was nutzt die beste Kommunikation, wenn du redest und redest, bis dein Gegenüber am Ende schmerzfrei ist und dir erklärt: "Schalali Schalala Schalali Schalala - es tu-uu-t nicht mehr weh!" 
So sagst du irgendwann nix mehr... leidest im Stillen... und am Ende freuen sich die bevorzugte Supermarktkette mit besagter Weinschorle oder die Kinder, weil Muttern das wilde Kinderzimmer entstaubt, entrümpelt und tipptopp hergerichtet hat. 
Doch da ich ja ab und zu auch mal was für mich selbst tun muss, hab ich mein Zimmerchen gleich mit dekoriert und das Ergebnis gibt es hier:





Gerade schrieb mir jemand: "Würde jetzt ans Meer fahren wollen, es einfach nur riechen wollen."
Spontan würde ich sofort zusagen, mich quasi selbst einladen und morgen früh pünktlich zum Frühstück zubereiten wieder heimkommen. Das wäre doch mal ne herrlich verrückte Idee... Aber so... merkt man wenigstens, dass man auch lebt... Noch lebt... ;-)
Eure Helma, die heut Abend auch nicht so recht weiß, was sie mit sich und der Welt anfangen soll..


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