Dienstag, 28. März 2017

Die Affäre

Meine Finger sind schon seit einigen Tagen wieder befreit von den Tapes, der Hausarzt ratlos ob der Blutwerte, das Rezept ist eingelöst und hat bislang zumindest erreicht, dass ich Stifte nicht nur halten, sondern auch wieder schreiben kann. Zwar benötige ich für diesen Blog keinen Stift, aber... ach egal.

Aufmerksam geworden durch diesen Post von Anna haben der Mann und ich (mehr ich als er) jedenfalls die letzten Abende der nicht ausgelebten Fingerfertigkeiten genutzt, uns auf das Sofa zu lümmeln und zwischen Kräckern und Weißwein eine Folge nach der anderen aus "The Affair" reinzuziehen.


In den bisherigen 3 Staffeln wird die Geschichte eines vierfachen Familienvaters erzählt, hauptberuflich Lehrer, nebenbei seit Jahren versuchter Schriftsteller, der nie richtig Erfolg hat - bis er im Familienurlaub einer junge Frau begegnet, ebenfalls verheiratet, deren einziges Kind beim Baden ertrank. Mit der er eine Affäre beginnt (okay, da sind sie sich beide nicht einig, wer hier wen verführt hatte) und die ihn damit zu einem Buch mit fiktivem Ende inspiriert, das - natürlich - irgendwann zu einem Bestseller wird.
Ihre Geschichte, anfangs erzählt aus jeweils ihrer und aus seiner Sicht mit kurzen Einblendungen des Verhörs auf dem Polizeipräsidium, erschien zunächst gewöhnungsbedürftig, später jedoch interessanter, weil man einfach wissen wollte, worum es konkret eigentlich ging und wer nun der Mörder war. Und weil man alles irgendwie nachvollziehen konnte.
Es war der Mann, der bereits während der 1. Staffel gähnte: "Das ist mir zu langweilig" und zu Bett ging, während ich ganz gespannt bis in die Nacht hinein schaute. Die Psychologie eines Menschen interessiert mich, reizt mich, fasziniert mich - oder stößt mich auch ab.
Gleichwohl will ich verstehen, ergründen: Warum macht der Mensch, was er macht, was bringt ihn dazu, und wie viel Untiefe steckt in jedem von uns?

Dass mit Beginn der zweiten Staffel die Erzählepisoden nicht mehr nur aus den Augen der beiden Protagonisten, sondern nunmehr auch aus dem Blickwinkel der jeweils betrogenen Ehepartner dargestellt wurden, empfand ich zunächst als interessant, späterhin jedoch als anstrengend. Inmitten der zweiten und auch inmitten der dritten Staffel ermüdete schließlich auch ich.
Der Fall war gelöst, ein Unschuldiger ging aus Gründen freiwillig in das Gefängnis und ab diesem Moment, wo man denkt, es ist alles vorbei, die Geschichte ist auserzählt, beginnen Nebengeschichten, beginnen neue Geschichten, die im Hinblick auf die eigentliche Story einige elementare Fragen entstehen lassen. Empfanden wir alles immer verworrener, die Figuren immer skurriler und immer weniger nachvollziehbar.

Durch die dritte Staffel habe ich mich insofern eher gequält und verzichte damit auch auf das Schauen der 4., die irgendwann ausgestrahlt werden soll.
Manchmal sind Geschichten einfach auserzählt und dann sollte man es dabei auch belassen, bevor es dröge wird. Sowohl in der Fiktion als auch in der Realität.

7 Kommentare:

A. hat gesagt…

Danke dir für den Überblick. Ich hatte schon überlegt, mir das anzuschauen, nur bin ich eigentlich gar kein Serienjunkie und 4 Staffeln oder mehr schrecken mich ab. Denn wie du sagst: Irgendwann sind Geschichten einfach auserzählt und das dauert meist nicht 3 Staffeln und mehr.

Lieben Gruß
Anna

Goldi hat gesagt…

So eine Überschrift um die Zeit und ich brauch keinen Kaba mehr geschweige denn Kaffee. Sachense mal Frau Zigge, sind se eigentlich noch ganz umsichtig und denken an mein Hätz? Ich las den Titel und mein erster Gedanke war "sie wird sich doch nicht ..." der zweite "Dieses blaue ARSCHL**** wie kann er nur" und dann lese ich und lach mich über mich selber schlapp.

Der Überblick hört sich für mich nach "SOFORT AUS MACHEN" an, danke dafür :-* und einen schönen sonnigen Tag :-*

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Hey Anna, zum Serienfan könnte ich jetzt eigentlich werden, wenn man Serien bis zum Umfallen schauen kann, ohne Punkt und Komma sozusagen, also ohne nervige Werbepausen und vor allem nervige Staffelfinalen mit mindestens einer Woche oder aber einer ganzen Sommerpause - ich könnte mich ins Streaming verlieben.
Würde ich "Die Affäre" empfehlen? Jein. Den Anfang fand ich ganz gut, späterhin empfinde ich es als ein bisschen langatmig, aber bis zur Auflösung kann man sich das schon anschauen. Wenn man grad nix anderes findet oder ein wenig Zeit totschlagen will ;) Doch dann verliert sich alles und nimmt der ganzen Geschichte seinen Reiz. Man "geht da raus" mit dem Gefühl, viel zu lange auf einem Kaugummi herumgegnatscht zu haben.
Vielleicht hätte ich auch auf mein Bauchgefühl hören sollen. Filme, die mehrfach irgendwelche Preise gewonnen haben, gefallen mir kurioserweise nur in den seltensten Fällen. Ich Kunstbanause, ich.

Ja Goldi, und ich sollte keinen guten-Morgen-Kaffee mehr trinken, wenn ich Deine Kommentare lese :D Habe fast das kostbare Gebräu auf die Tastatur gespuckt. Hatte ja den Titel auch erst in der Original-Version geschrieben (also "The Affair", dann hätteste das zumindest nicht vermutet ;)), es dann aber doch ins Deutsche umgeändert. Hätte ich vielleicht lieber mal nicht tun sollen ;)

Nelly aus Sachsen hat gesagt…

ich bin ja ein bekennender GoT und TWD Fan. Bei Amazon fand ich Goliath extrem spannend

Goldi hat gesagt…

Na dann sind wir ja mal wieder pari :-*

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

The Walking Dead... Ich kenns nur dem Namen nach und hatte mal nachgelesen, worum es da eigentlich geht. Wenn ich ehrlich bin, fehlt mir für diese Art Endzeitstimmung die Energie.

Nelly aus Sachsen hat gesagt…

TWD ist schon anders. Allerdings ist es schädlich mittendrin einzusteigen