Donnerstag, 18. Dezember 2014

Oh du fröhliche... verf**t noch eins!

...oder soll ich sagen "Der Countdown läuft - noch 6 Tage"? Fakt ist jedenfalls: Ich bin gestern Nachmittag wieder in M eingetrudelt mit dem wirklich guten Gefühl: Ab morgen mache ich nichts mehr - für dieses Jahr bin ich durch mit dem Arbeiten. Sollte ich heute und morgen doch noch was machen, dann nur absolut freiwillig, weil ich vielleicht grad nix Besseres zu tun hab oder so.
Jetzt ist es Mittag, ich habe zwei Kaffee getrunken, ein bisschen gesurft und gelesen - und mir ein paar warme Socken angezogen. Eigentlich wollte ich mich ja auch gleich noch ein paar Minuten aufs Ohr legen, aber im Kopf dreht sich noch so einiges.
Bereits am Dienstag war für meine Söhne schon Weihnachten: Nachdem die Wohnung wieder strahlt, Behaglichkeit und Wohlfühlen atmet und auch in dezente Weihnachtsstimmung versetzt wurde, übergab ich ihnen das, was ich mir für sie ausgedacht hatte. Die Reaktion von Junior I erinnerte mich spontan an Otto: "Ist das alles? Aber das kann ich doch nicht annehmen! Ich kann doch nicht annehmen, dass das schon alles gewesen sein soll?"

Vielleicht hätte mir als Rabenmutter klar sein müssen, dass man einem 19- und 24jährigen nicht unbedingt mit einer neuen Bettdecke samt Kuschelbettwäsche (wovon sie bislang nur eine einzige besitzen) eine Freude machen kann. Auch dann nicht, wenn man alles vorher wäscht und "sofort anwendungsbereit" zusammenstellt. Wobei der 19jährige sich schon darüber gefreut hat: "Endlich auch so eine schöne Bettdecke wie du!" Und als er beim Süßkram die gute alte Bambina entdeckte, sprang er mir an den Hals. Echt, ist Tatsache. Seine Lieblingsschokolade - und ich weiß das. Da kann kein noch so toller Weihnachtsmann anstinken.
Den Großen juckte das alles herzlich weniger - auch die Knusperflocken in weißer Schokolade (eine Kombi, die er liebt), rissen da nix raus und auf meine Nachfrage "Ja hast du mir denn überhaupt mal einen Wunsch zu Weihnachten gesagt?" wippte er nur mit dem Fuß und kratzte sich am Kopf.
Grundsätzlich habe ich sie dann aber auch gefragt: "Was ist Weihnachten für euch? Dass es lediglich Geschenke gibt? Dass der bunte Teller überläuft? Dass es Gänsebraten gibt und drei fette Tage? Ist es nicht viel wichtiger und wertvoller, dass man etwas bekommt, das mit Liebe geschenkt wird? Weil man sich etwas dabei gedacht hat - und nicht um des Geben willens?"
Für mich ist Weihnachten etwas anderes.
Ich lasse mich vom Konsumdenken und Konsumrausch nicht anstecken. Na klar ist es nicht so, dass die Jugend noch kein Bettzeug hatte. Aber eben aus Gründerzeiten mit entsprechenden... nun... Nachteilen. Ich möchte es nicht nur für mich schön haben - ich möchte es auch für die schön haben, die ich von Herzen liebe. Als ich gestern Mittag die Tür hinter mir ins Schloss zog, ging ich mit diesem guten Gefühl, dass beide, wenn sie heimkommen, in eine kleine niedliche Behausung zurückkommen, wo es nach Äpfeln und Apfelsinen duftet und nicht nach... ach lassen wir das.
Dass sie sich nachts in ihrem frisch gemachten, duftigen Bett ausstrecken und das Gefühl haben: "S is wie früher, als ich noch klein war." Ich weiß ja nicht, wie es anderen geht - aber wenn ich heute so manches Mal angetriggert werde an Zeiten, die mich an meine eine Großmutter erinnern, dann fühle ich mich unendlich wohl und lächel vor mich hin. Und als meine Söhne klein waren, war ihre Welt auch noch rundum in Ordnung.... Nicht umsonst, denke ich, hängt Sohnemann I so wahnsinnig an zwei kleinen Hunden aus Plüsch aus jener Zeit, die schon zerfallen könnten, wenn man sie nur anschaut, die er aber um nichts in der Welt hergeben möchte. Nicht umsonst, denke ich, besitzt Junior II, der nach außen Coole, einen Hund aus Fleece, den er zum 2. Geburtstag geschenkt bekam - und der auch dann nicht verbannt wird, wenn das nächste Mädchen durch die Tür schreitet.
Man könnte jetzt sagen "Das wissen die Jungen noch nicht zu schätzen, sowas, das kommt erst noch."
Gleichwohl: Der 19jährige weiß es durchaus zu schätzen und hat sich auch wirklich gefreut.
Der 24jährige kam am nächsten Morgen zu mir: "Tut mir echt leid, meine Reaktion von gestern. Das war total undankbar und unangebracht, das wollte ich nicht."
Als ich dann mittags, als sie in Schule und Job waren, zurück nach M fuhr, durch stundenlangen Schneeregen und Schietwetter vom Feinsten, umgeben von motorisierten Vollpfosten, die nicht wissen, dass sie auch einen Blinker besitzen oder aber nicht wissen, dass das Blinker setzen NICHT bedeutet, dass sie auch sofort ausscheren dürfen ohne Rücksicht auf Verluste - und du als gerade in dieser Spur Befindlicher gucken darfst, wo du - möglichst unbeschadet - bleibst. Einen Moment nicht aufgepasst und schon kann alles vorbei sein. Von einem Moment auf den anderen kann alles anders kommen - wie bei einem Kollegen, dem vor zwei Wochen ein Blutgefäß im Hirn platzte.
Oder der Freund von Junior II, der vor wenigen Tagen mit seiner 17jährigen Freundin einen Unfall verschuldete, den das Mädchen nicht überlebte.
Ich halte nichts davon, fremdes Leid und Leiden zu sehen und zu denken: "Gott sei Dank geht es uns gut!" Aber solche Momente lehren mich einmal mehr, wie vergänglich alles ist, wie schnell sich alles ändern kann, gewollt oder ungewollt - und ich denke wirklich jeden einzelnen Tag, dass alles gut so ist wie es gerade ist, dass ich mir wünsche, dass meine Söhne gesund bleiben - und wenn sie mir sagen, dass sie mich sehr lieben und wenn Junior sagt, dass ich der einzige Mensch bin, dem er vertraut, dann bedeutet mir das mehr als alles andere auf der Welt. Und wenn sie sich jetzt nachts in ihr Bett kuscheln und schnuppern und denken "Hach ja, schön!" - dann ist es genau DAS, was mir Freude macht. Und genau das wollte ich - nicht mehr, nicht weniger.

1 Kommentar:

ganga hat gesagt…

Gute geschichte, ich sitze da und schmunzle über dein Weihnachtspackerl Erlebniss.