Donnerstag, 11. Oktober 2012

Heute schon therapiert worden?

Also entweder habe ich heute meinen philosophischen Tag nach dem gestrigen Kater oder die Mittagspause ist heute eindeutig zu lang ?!

http://blogs.taz.de/hausmeisterblog/files/2011/12/eis-zeigen.jpg
Jedenfalls las ich noch in einem anderen Blog (liebe Friederike, zu Deinem Schutz unterlasse ich an dieser Stelle die Erwähnung Deines Links :)) etwas zum Thema "Seelenstrip".
Spontan wollte ich jetzt eigentlich schreiben "Jeder kann, niemand muss." Aber dann stockten irgendwie meine Tippfinger. Weil...
Frau Friederike steht ihrem aktuellen Striptease ja immer noch etwas zweifelnd gegenüber und auch in der Allgemeinheit hört man oft: "Therapie? Ich doch nicht, ich schaff das alleine!" oder "Wenn du erst mal dort warst, haste hinterher noch mehr Probleme" oder "Muss doch nen Grund haben, warum die Therapeuten selber in die Therapie müssen."
Et cetera pp.
Aufgrund der eigenen langwierigen Schmerzerkrankung selber auf so eine Couch gedrängt, kann ich die einen oder anderen Vorurteile sicherlich bestätigen.
Aber ich kann vor allem diese Couch auch befürworten.
Beziehungsweise differenzieren.
In der Tat begibt man sich in eine beängstigende Höhle, von der man nicht weiß, was einen da drinnen erwartet und vor allem, wie man da wieder rauskommt. Und das, was man da drinnen in Kisten und Kästen findet, ist oft genug nicht zum Lachen oder Scherzen und nicht zu selten habe ich mich gefragt: "Wollte ich DAS alles jetzt wieder hochholen, herauszerren, betrachten? Wenns damals schon weh tat, muss ich mir dann freiwillig noch mal weh tun?"
Ja.
Manchmal muss man das. Weil man dann seinen Frieden damit schließen kann. Ich habs getestet - und ich lebe immer noch, wie Ihr seht. Bei dem einen oder anderen Zeitgenossen wünschte ich, er hätte sich auch entsprechend Gutes getan. Anstatt selbstherrlich zu glauben, er habe das doch gar nicht nötig. Bei anderen wiederum ist es wie mit mancher Schulbildung: nicht kostenlos, aber umsonst!
In einer Schmerz-Reha jedenfalls habe ich eine mir wirklich sehr sympathische (weil menschliche und mit dem Herz auf dem rechten Fleck) Ärztin gefragt: "Wie verarbeitet man? Wie kann man schlimmes Erlebtes verarbeiten, ohne es zu verdrängen?" Und sie sagte: "Sie müssen es hernehmen und betrachten. Sich anschauen wie ein Bild. Und verstehen lernen, was dieses Bild Ihnen sagen will. Warum etwas so und nicht anders war und dass das aber nicht immer auch etwas mit Ihnen selbst zu tun haben muss. Dann kommt der wichtigste Teil: Sie müssen sich von diesem Bild wieder verabschieden, indem Sie lernen, es in eine Kiste zu legen und den Deckel zu schließen. Und wann immer diese Kiste sich wieder öffnen will, müssen Sie wissen, wie Sie den Deckel wieder schließen. Das ist nicht immer einfach. Aber es funktioniert."
Ihre Worte habe ich bis heute nicht vergessen. Doch inzwischen festgestellt, dass es tatsächlich funktioniert.
Ich bin in meine Höhle getreten, auf den Arsch gefallen dann und wann, ich habe Briefe geschrieben, die nie die Adressaten erreichten. Ich habe genauso geheult, getreten, gebrüllt, das Haar gerauft, die Fingernägel zerknispelt.
Und heute? Habe ich mit fast allem meinen Frieden machen können. Also Friederike - halte durch, Du wirst es nicht bereuen!
Meine Kiste hat übrigens aktuell 3 Schlösser. Sicher ist sicher.

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