Donnerstag, 13. Oktober 2011

Der Feind in meinem Bett

Heute morgen bin ich schon lange vor dem Weckerklingeln erwacht - und ich spürte ihn schon, als ich noch gar nicht recht bei Bewusstsein war: Freund, nein Feind Schmerz war zurückgekehrt, klammheimlich hatte sich das Schwein zu mir ins Bett gelegt und war mir unter die Haut und vor allem in die großen Gelenke gekrochen.
Das Gute hieran ist, dass ich zumindest erahne, woher des Wegs er gekommen war.
Hatte ich doch unlängst einen Stepper bekommen - und ich weiß noch genau, wie ich vor vier Jahren auf eben diesem Stepper stand, genau fünf Minuten lang - und dass ich anschließend nachts vor Schmerz nicht in den Schlaf finden konnte.
Diesmal ist alles anders, der Körper nimmt (eigentlich) mit Freuden auf, was ich ihm an sportlichen Exzessen zukommen ließ - doch vermutlich habe ich jetzt ein klein wenig übertrieben. Anfangs fand ich ja, morgens und abends eine Viertelstunde zu steppen sei ausreichend. Ist es ja vielleicht auch. Gestern Abend jedoch telefonierte ich nebenbei, vergaß die Zeit und stieg erst nach etwas über einer halben Stunde wieder runter. Und was soll ich sagen - ich fühlte mich wie Superwoman! Und zwar so sehr, dass ich zwei Stunden später nochmals dieses Gerät bestieg, wenn auch nur für zehn Minuten. Training ist schließlich Training, sagte ich mir, und wenn ich jeden Tag ein bisschen... Immerhin ist bald Weihnachten, Nüsse wollen geknackt werden - und da ich keinen Nussknacker besitze... ;) Ihr versteht?
Jedenfalls habe ich trotzdem gewartet, bis der Wecker klingelte, mich seufzend und schmerzgebeugt herumgewälzt - und bin anschließend trotzdem wieder auf den Stepper gestiegen. Ich meine, man hat ja immer nur zwei Möglichkeiten, wenn einem ein Feind begegnet: Ihn besiegen oder sich ergeben.
Und ergeben ist meine Sache so nicht. Also (weiter)kämpfen - und siegen!
Ich meine, ich telefonierte gestern Abend mit einem Freund, der mir Klinikimpressionen vermittelte, von denen ich mir dachte: Wie vielen Menschen werden eigentlich (bequemerweise) mit Medikamenten versorgt, anstatt sie einfach wirklich mal gesamtheitlich zu betrachten und sie im Zweifelsfall auch einfach mal täglich drei Runden ums Haus rennen zu lassen? Immerhin - auch mein Weg der Erkenntnis hat (zu) lange gedauert. Wenn etwas schmerzt - und damit meine ich: richtig schmerzt - dann neigt der Mensch ja dazu, dem auszuweichen; der vermeintlichen Ursache auszuweichen. Ich bin zwar nicht begriffsstutzig, aber ziemlich stur (manchmal ;)) und wollte eben nicht einsehen, dass diese "Vermeidungshaltung" alles nur noch schlimmer macht. Irgendwann jedoch erschloss es sich auch mir: Vermeidungshaltung -> keine Muskelbeanspruchung -> keine Muskelbeanspruchung -> Erschlaffung der Muskulatur -> was schlaff ist, kann das Skelett nicht mehr ausreichend tragen -> noch mehr Schmerzen. Idealerweise erschloss sich mir dieser Kreislauf während der Rehabilitationsmaßnahme (klingt gut, nicht?), als sowohl Körper und auch Seele versorgt wurden - und (was mir persönlich am allermeisten gefiel) dass man dort gar nicht daran dachte, den Patienten erst mal ganz gepflegt mit Medikamenten vollzumüllen. Ich meine, ich bin ja nicht prinzipiell dagegen, ich bin nur der Meinung, dass der Arzt irgendwann aufhörte, seinem Patienten auch zuzuhören und stattdessen lieber eine Schublade öffnete, in der der Patient zu den anderen üblichen Verdächtigen verschwand. Das ist mir in den letzten Jahren derart oft passiert, dass es mich heute zuweilen nicht mehr wundert, wenn Patienten sich aufgeben. Aber wie gesagt, ich bin stur, ich will nicht aufgeben, also wappne ich mich jeden Tag neu und beginne eben jeden Tag neu. Und ich denk mal... der bisherige Erfolg gibt mir recht. Hieß es vor drei Jahren noch aus der obersten Ärzteetage: "Finden Sie sich damit ab, das wird Zeit Ihres Lebens so bleiben", so möchte ich heut am liebsten ein Foto von mir schicken - mit dem Mittelfinger. Aber - ich bin ja gut erzogen und weiß mich zu benehmen.

Zu benehmen weiß sich übrigens auch mein Hund! Der hält wenigstens das Maul und quatscht mich nicht ungefragt von der Seite an! Hab ich mir gestern jedenfalls so gedacht, als ich die Probefahrt mit dem eventuellen Nachfolger meines kleinen Grünen machte...



Ja wie schon angemerkt: GESAGT hat er nichts.... ;)

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