Sonntag, 10. Juli 2011

Mein Pilates Training mit Barbara Becker

Ein Schmerzpatient, wie auch ich einer bin, neigt ja schnell und gern dazu, das, was ihm weh tut, zu schonen oder eine Pille dagegen zu nehmen. Und ehrlich, auch ich gehörte zu den Patienten, die nicht wahrhaben wollten, dass sie sich damit eher schadeten. Die eher bockig auf gute Ratschläge reagierten: "Du hast ja gar keine Ahnung, wie das ist, nie ohne Schmerzen zu sein!" Man glaubt ja immer, dass man sich selbst am besten kennt und weiß, wie man sich am ehesten etwas Gutes tut. Im Prinzip stimmt das ja auch. Das, was dir gut tut, muss deshalb nicht auch das Richtige für mich sein. Allerdings - und ich gebe zu, dieser Prozess hat bei mir auch etwas gedauert - bedeutet das nicht, dass man gar nichts tun darf. Dass man nur das tun darf, worauf man Lust hat. Sich ergeben in etwas, das man doch aber ändern kann. Das wollte ich auch nie.
Am Anfang war Entspannung mein Zauberwort.
Entspannung in der Badewanne.
Entspannung mit der Musik.
Entspannung beim Malen.
Aber irgendwann war ich so entspannt, dass ich unentspannt wurde: Der Schmerz war immer noch da und ich irgendwie... keinen Schritt weiter. Also musste was anderes her. Nur was? Die Lösung fand ich dann vor zwei Jahren in der Reha. Als mir endlich einer mal erklärte, was mit meinem Körper los war. Verkrampfte Muskulatur, verhärtet wie ein Stein - im ganzen Körper.
"Selbst Ihr Schädel ist so hart, da bewegt sich gar nichts. Ich habe noch nie einen so harten Schädel erlebt. Ein bisschen Beweglichkeit muss immer bleiben."
"Damit kommt man wenigstens gut durch die Wand", hatte ich gefeixt.
Jedenfalls habe ich endlich gelernt, was gut für mich ist: Ich bade heute immer noch gern und hab mir erst gestern wieder zwei Tütchen "Muskel aktiv" von Tetesept gekauft. (Man soll ja keine Werbung machen, aber das Zeug ist wirklich gut.) Ab und zu gehe ich noch immer zur Yamamoto-Akupunktur. Musik ist noch immer mein Elixier und ich male und schreibe noch immer gern. Und seit ich vor über einem Jahr diese Pilates-CD von meiner Mama zum Geburtstag geschenkt bekam, geht es immer weiter nur bergauf. Ich habe gelernt "Nein" zu sagen und gelernt zu akzeptieren, wenn mein Körper mir sagt: "Sachte, Kleene, sachte." Ich sag Euch: Das Gefühl, den Schmerz ohne Pille & Co. besiegen zu können, ist ganz viel geiler als das Wissen, dass dein über-den-Tag-kommen von kleinen weißen Pillen abhängig ist und dein Körper nach deinem Tod als Sondermüll verabschiedet wird. Es wäre gelogen, wenn ich sagte: Heute tut mir nichts mehr weh.
Doch gemessen an der respektlosen Aussage eines Arztes: "Vergessen Sie's, das werden Sie nicht mehr los. Versuchen Sie einfach, damit zu leben und fertig", möchte ich ihm heute auf ganz unfeine Art den Stinkefinger zeigen und sagen: "Von wegen, Sie Arsch."
Das einzige, was mich echt ein bisschen demotiviert: Die Becker, ja, die sieht nach der 45. Minute des Übungsprogramms immer noch fit, elastisch und vor allem frisch aus - während ich auf meiner Iso-Matte kämpfe, der Schweiß aus allen Poren rinnt, die Haare wirr in alle Richtungen stehen und beim Liegen auf dieser Matte mit jeder Bewegung derart komische Geräusche am Rücken entstehen, dass mein Sohn aus dem Nebenzimmer rief: "Na klar, und zu uns sagst du immer, wir dürfen nicht f**zen!"
Aber vielleicht versteht Schatzi jetzt, dass es Dinge gibt, die ich einfach ganz allein machen möchte. GANZ allein :)

Quelle Foto: http://www.google.de/search?um=1&hl=de&biw=1366&bih=673&tbm=isch&sa=1&q=mein+pilates+mit+barbara+becker&oq=mein+pilates+mit+barbara+becker&aq=f&aqi=&aql=undefined&gs_sm=e&gs_upl=4778l9257l0l31l29l0l24l24l0l157l612l2.3l5

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