Donnerstag, 7. Juli 2011

Er ist sich "nicht sicher", ob er eine Beziehung möchte

Dieser Titel begrüßte mich heute Abend in dem Forum, dem ich vor einer Weile aus langer Weile (kein schlechtes Wortspiel, oder? :)) beigetreten bin. Also eigentlich wollte ich ja ganz passiv bleiben, nur lesen, mal gucken, wie andere Frauen so ticken und was sie so erleben. Frauen, mit denen ich keine Freundschaft pflege, die ich nicht mal kenne. Und falls einer fragt: Warum tust du das, hast du nichts Besseres zu tun? Dann antworte ich denen: Doch, eigentlich schon, aber irgendwie gehts mir da wie vielen anderen: Auch ich brauch mal etwas Seichtes, etwas zum nur-nicht-nachdenken-müssen, um so am besten abzuschalten und die hochgetourten Sinne wieder zu beruhigen. Schatzi würde jetzt wieder sagen: Und warum gehst du nicht lieber joggen? Und ich würde dann sagen: Schatzi, einmal Sport am Tag ist definitiv genug.
Dennoch bin ich inzwischen kurz davor, ein Schleudertrauma vom Kopfschütteln zu erleiden.
Ich meine, man sagt ja immer, Frauen untereinander verstehen am besten und wenn ich so an die eine oder andere Freundin denke, dann stimme ich dem unbedingt zu. Andererseits sind sie vermutlich auch genau deshalb meine Freundinnen, weil wir entweder haargenau ticken oder einfach einander ergänzen. Was ich heute Abend aber alles so zu lesen bekam... Ich meine, mit fünfzehn, siebzehn, zwanzig Jahren, klar, da haben wir uns alle ins Zeug gelegt, um den Mann unseres Begehrens für uns zu entfachen. Wir haben genau aufgepasst, was ihm gefiel, Haare, Frisur, ein glockenhelles Lachen - hach ja, wenn man das lang genug übte, hatte mans irgendwann auch drauf.
Mit dreißig dann, so empfinde ich das, kommt die erste große Wende. Du bemerkst, dass du doch viel eigenständiger bist als du bis dahin glaubtest, und dass es Dinge gibt, die du noch sehen wolltest - und wenn das bedeutet, einen Weg allein zu gehen, dann machst du es auch - weil du es dir endlich zutraust.
Mit vierzig, auch hier spreche ich nur für mich (aber wenns Euch auch so geht, könnt Ihr das ruhig sagen :)), hat sich zur Dreißigereinstellung noch eine wunderbare Gelassenheit hinzugesellt: Ich muss NIEMANDEM mehr gefallen, der es nicht will oder nicht wenigstens zu schätzen weiß - ich muss erst mal MIR gefallen!! Früher fand ich es klasse, viele Leute zu kennen, heute fühle ich mich genau davon überfordert und schätze es umso mehr, wenn ich weniger Leute, diese aber dafür intensiver kenne.
Und ich finde es komplett bekloppt, wenn ich nicht der Mensch sein darf, der ich auch bin - ohne Spielchen und so'n Scheiß.
Wenn ich einen Menschen liebe, will ich das sagen, wann mir danach ist und ohne darüber nachzudenken, ob das strategisch gerade ungünstig ist.
Wenn ich Lust auf Sex habe, will ich mich auf seinen Schoß setzen, ohne mich fragen zu müssen, wer hier der Jäger und wer hier die Beute ist.
Wenn ich mir etwas wünsche, will ich das sagen können, ohne mich zu fragen, ob ich mich gerade entschlüssele.
Wenn mir etwas nicht passt, will ich es sagen können, ohne eine egoistische alte Kuh zu sein.
Wenn ich laut lachen will, will ich laut lachen und nicht erst in den Keller steigen.
Wenn ich alt werde, will ich, dass du meine Falten liebst und nicht die von Professor Mang glattgezerrte Fratze.
Und wenn du mich eines Tages wegen einer Jüngeren verlässt, werde ich drei Tage heulen, dann meine Mädels zusammentrommeln und dann eine Flasche Prosecco aufmachen, damit wir uns zurechtmachen und ausgehen können.
Ich meine, Mädels - was soll das auch sonst? Warum müssen WIR alles machen, damit wir IHM gefallen? Warum ist nur wichtig, was ER will? Sind wir noch ganz bei Trost? Wo bleiben denn da WIR? Entweder es zündet oder es zündet nicht. Wenn einer, egal ob Sie oder Er, erst darüber nachdenken muss, ob er will oder nicht - dann muss man nicht drum rum reden - dann hat es nicht gezündet. Ich kriege einen Kotzkrampf, wenn erwachsene Menschen sagen: "Ich bin nicht beziehungsfähig." Weil sie eigentlich sagen wollen: "Ich hab nur keinen Arsch in der Hose" - aber das klingt ja nicht so cool. Ich kriege aber auch einen Kotzkrampf, wenn ich solche Beiträge lese wie den hier "Ja, Christian, du hast recht...leider es ist so. Fast alle Maenner jetzt haben Angst vor ernste Beziehungen..."  Quark. Haben sie nicht. Wollen sie nur nicht, jedenfalls nicht mit dir. Und es ist egal, was du anziehst, ob du die Haare schön hast oder gut kochen kannst. Solche Wahrheiten tun weh, sind aber trotzdem wahr. Und während sich die meisten Frauen im Forum selber bedauern oder beklagen, was ihnen alles passiert(e) und wie scheiße doch die Männer sind, setzte ich einen fetten "like"-Button unter diesen Beitrag hier: "
"ach hört doch auf Er Er Er Er Er Er ist Er will Er will doch nicht Er mag halleluia!!!!!!!! halloooo? da geht es nicht um ihn sondern um uns. Frauen wacht auf! ...geniesst einfach was kommt... kauft euch ein buch über das kochen oder geht auf reisen oder macht eine oase aus eurem balkon, schminkt euch, rasiert euch die beine..."
Genauso funktioniert das, Mädels. Wenn ein Mensch den anderen nicht dafür liebt, wie er ist und wie er sich mit dem anderen fühlt, dann bringt alles gar nichts, was wir für den anderen tun. Aber davon geht die Welt auch nicht unter. Mit zwanzig hat mir diese Erkenntnis einfach nur weh getan. Mit vierzig tut sie mir auch weh. Aber mit vierzig sehe ich die Chance darin.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Auf die Barikaden !!!