Donnerstag, 30. Juni 2011

Scherben bringen Glück?

Na ja, zumindest würde ich das doch ganz schwer hoffen.
Ich mein, wenn man an nur einem einzigen Tag gleich drei Pakete von Amazon bekommt, zwei davon mit der Aufschrift "Bitte nicht werfen" oder so - und dann mach ich das erste Paket auf:
Ware beschädigt. Rettungslos. Bereit zur Retoure.
Dann mach ich das zweite Paket auf: Ware 1 a verpackt, sogar gleich doppelt und dreifach - und ich atme erleichtert auf, hebe das als Präsent gedachte gute Stück aus der Folie und - klatsch - Ware beschädigt. Rettungslos. In tausend Teile. Bereit zur Entsorgung in den Abfalleimer.
Schatzi würde gesagt haben: "Nee, oder?" und ich würde mit nur einem einzigen Blick dafür gesorgt haben, dass er sich jede weitere entsprechende Bemerkung tunlichst verkneifen würde.
Vom Inhalt des letzten Pakets hatte ich leider auch nichts - dank des letzten Rests des Geburtstagslikörchens. Immerhin kann man nicht von einem doppelt und dreifachen Filmgenuss sprechen, wenn man alles doppelt und dreifach sieht. Dafür habe ich zeitig geschlafen und vermutlich auch ausreichend lang.
Heute Morgen, die verkaterten Augen sorgsam unter der größten Sonnenbrille versteckt, die es in meiner Handtasche zu finden gab, bin ich extra auf Umwegen ins Büro gefahren - überall da lang, wo es keine schwarzen Katzen zu vermuten gab, die mir schicksalshaft den Weg kreuzen könnten.
Irgendwie genutzt hatte mir das nichts. Diese Erkenntnis überkam mich spätestens, als sich mir bei der Vorbereitung des Abendessens die letzte noch in meinem Haushalt befindliche Glasschale aus der Vitrine entgegenstürzte, sich mir zu Füßen warf und aus lauter Ehrfurcht in tausend Stücke zersprang.
Da stand ich nun. Mittendrin.
Aus die Maus.
Irgendwie gerade ziemlich sinnbildlich: Scherben. Aufräumen. Ordnung schaffen.
Irgendwann bekam ich mal einen Schlüsselanhänger geschenkt "Erfahrungsresistent". Den hielt ich jetzt die Tage öfter mal in der Hand. Ich glaube ja, dass ich nicht erfahrungsresistent bin. Sondern dass ich für manches nur... na eben nur ein bisschen mehr Zeit brauche.
Vor langer Zeit habe ich versprochen: Ich pass auf mich auf.
Und das mach ich. Ich habe gelernt, einen Kreis um mich herum zu ziehen und ich erlaube nur den liebsten Menschen, in diesen Kreis zu treten. Alle anderen müssen draußen bleiben. Da wird auch kein vorwitziger Fuß geduldet, der über diese Linie lugen will. Wer das heute versucht, dem trete ich auf diesen Fuß - mit aller Kraft und der Heftigkeit eines HighHeel-Absatzes. Weil ich endlich begriffen hatte, dass dieser Kreis um mich herum zu löchrig würde, zu durchlässig, und all meine ganze Energie sinnig und unsinnig zerfließen würde - und ich am Ende als ein leeres ausgesaugtes Männchen zurückbliebe. Das kann keiner ernsthaft wollen. Das kann ich nicht ernsthaft wollen.
Als ich heute Abend sorgsam die Scherben einsammelte, achtete ich beinah peinlich darauf, mir ja nicht in die Finger zu schneiden. Nur um doch noch in die letzte kleine Scherbe hineinzutreten, die ich übersehen hatte. Als ich den kleinen Blutstropfen betrachtete, musste ich beinah lächeln: "Du musst noch lernen, Helma, du bist noch nicht fertig. Aber du bist auf einem guten Weg."

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