Donnerstag, 26. Mai 2011

Heute schon gefensterlt?

Jeder hat ja so seine Vorstellungen von seinem Leben. OK, zuweilen haperts mit Wunsch & Realität, und gerade zu Beginn unseres Erwachsenendaseins, wenn wir zu schnuppern beginnen, was Liebe, Ehe, Familie wirklich bedeuten könnten, dann haben wir ja zuallererst nur eines: ne rosarote Brille auf der Nase, tausend verschiedene Wünsche und nur mittendrin kleine Kleckser Realität.
Na zumindest war das bei mir so.
Und ich gestehe, ich war eine von denen, die den Samstag damit verbrachten, Haus & Hof in Ordnung zu bringen und mit dem Bügeleisen in der Hand mit Juliane Werding den Song "Sehnsucht ist unheilbar" zu schmettern - nur um mich in klitzekleinen Schaffenspausen auch in der Tat zu fragen, ob das schon alles gewesen sein sollte..


jede Stunde abgezählt.
Einkaufsfahrt im Supermarkt
kochen, bügeln - Tag für Tag -
war das wirklich ihre Welt?
 
Ja, ich kann diesen Text noch, auch Jahre später noch, auch wenn das für gewöhnlich nicht mehr die Mucke ist, die mir um die Ohren schwingt. Aber das ist schon auch wie mit dem Poisel und einigen anderen: Mögen sie auch nicht die Favourites sein - ihre Texte gehen wirklich hammermäßig unter die Haut. Finde ich.
Insofern könnte ich schon die Etappen meines Lebens mit ein paar Songs beschreiben:
Von 25 bis 30 eben "Sehnsucht ist unheilbar", von 30 bis 40 "Geile Zeit" von Juli und... ähm... ab der 40 halte ich es schon morgens gern mal mit dem Song "Beautiful Day" von U2, den ich auch heute wieder gnadenlos auf dem Weg ins Office bühnenreif inszenierte, während ich Sonne und Wind in mein Wägelchen hineinließ.
Das ist dann schon so ein Feeling wie aus dem Werding-Song: "...dreißig Jahre im Gesicht, ehrlich, doch es passte nicht, weil ihr Herz erst siebzehn war! Sie wollte nie ein Nein akzeptier'n, sie wollte nie die Neugier verlier'n. Und noch immer sah sie sich im Cabrio fahr'n mit dem Wind im offenen Ha-haaar..."
Obwohl ich Romantikfreak bei all den rosaroten Gedanken schon eines zugeben muss: 
Einmal Cabrio-Feeling und ich leide mittlerweile drei Tage unter einem steifen Hals und Schmerzen in der Nierengegend; einmal Cabrio-Feeling und meine Frisur sieht aus wie drei Wochen ohne "Drei Wetter Taft". Und angesichts der frei umherfliegenden Kamikaze-Insekten ist auch mir inzwischen klar geworden, warum man schöne große Sonnenbrillen tragen und auch den Mund immer schön geschlossen halten sollte...
Nun ja.
Aber wie auch immer die nächsten fünf oder auch zehn Jahre vergehen mögen, welcher Song auch immer die nächsten Jahre zu mir passen könnte (ich kann mich grad noch nicht entscheiden :)) - was für mich partout nicht in Frage kommen wird, wusste ich schon damals wie heute:

Genau das.
Sooo alt kann ich niemals werden, dass man mich
eines Tages so wiederfinden könnte.
Und falls doch, dann, Schatzi, erschieß mich :)
Als sich mir jedenfalls gestern Abend ein solcher Anblick bot, musste ich nicht nur spontan zur Kamera greifen, sondern auch zum Telefon, nur um mich zu vergewissern, dass mein Fensterln heute Abend auch wirklich in der Studentenkneipe stattfindet. Mitten im Leben also. So wie ich das brauch :)

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