Samstag, 26. Februar 2011

Alles hat ein Ende

...nur die Wurst hat zwei... Nun ja, wer kennt ihn nicht, diesen Blödelsong, und wenngleich ich diesen auch nie mochte, so erinnerte ich mich heute dennoch daran: Der Urlaub ist vorbei. Vorbei die kurze, aber süße Zeit des Nichtstun, der Nicht-Verpflichtungen, des Ausschlafens und des Aktivseins nur dann, wenn man das selber auch wollte.
Kann man sich gut dran gewöhnen, finde ich, auch wenn ich andererseits denke, dass mir schon nach kurzer Zeit die Decke auf den Kopf fallen würde und ich nicht nur nach einer Form der Bestätigung, sondern einfach nach einer Aufgabe suchen würde. Obwohl... man kann sich an so ziemlich alles gewöhnen... glaube ich...
So wie sich Opa Ziggenheimer an das süße Nichtstun seit dem Ruhestand gewöhnt hat. Es gibt ja Ehen oder Beziehungen, die zerbrechen nach Eintritt in das Rentenalter, weil man dann von morgens bis abends zusammen ist und wo man sich vorher noch etwas aus der Arbeit, über Kollegen oder Reibereien erzählen konnte, so reiht sich nunmehr ein Tag wie der andere wie an eine Perlenkette, man hat sich immer weniger oder im schlimmsten Fall überhaupt nix mehr zu sagen, geht sich nur noch auf die Nerven oder kriegt erst jetzt überhaupt ein Gefühl dafür, wer der andere wirklich ist, den man in den gut 45 Jahren Arbeitsleben maximal vier Stunden pro Tag erlebt hat... Natürlich ist das nicht bei allen so, Gott bewahre, aber was hört man nicht schon so für Geschichten. Und bei Ziggenheimer... Während Oma Ziggenheimer jeden Morgen die Welt erblickt mit dem Tatendurst: "Was fangen wir denn heute Schönes an?", lässt sich Opa Ziggenheimer für gewöhnlich nach dem Frühstück genüßlich im Fernsehsessel nieder und die einzige sportliche Betätigung des Tages besteht in der Fingerakrobatik auf der Fernbedienung. Bisschen wenig, finde ich, soooo alt sind sie schließlich nicht. Und so wurde unser - eigentliche - Erholungsurlaub mal eben fix zum Aktivurlaub von und für Oma Ziggenheimer erklärt, wurden wir in den vergangenen Tagen über Spielfelder sowie Strandufer und heute ganze vier Stunden lang durch die 25-meter-Bahnen eines nahgelegenen Wellnesstempels gejagt.
"Man, bin ich im Arsch", stöhnte Ziggenheimer II. aus dem Fond des Wagens, gelehnt an den nicht minder erschöpften Groß-Cousin gleichen Alters und man war sich mit einem "Give me Five!" einig, dass das für die eine Woche beherbergte und inzwischen komplett chaotische Zimmer bei Oma & Opa keine Aufräumung mehr erfahren würde - jedenfalls nicht vor Morgen Mittag.
"Mach bloß andere Mucke rein, sonst schlaf ich noch am Steuer ein", wies mich schließlich auch Oma Ziggenheimer auf der Rückfahrt vom schwimm-dich-fit-Tempel nach Hause an, mit einem Dreh wurde Ray La Montagne der Saft abgedreht und der Kanal für Ich + Ich freigegeben, was ja auch mal ganz hörenswert ist. Jedenfalls erreichten wir nach einer halben Stunde den heimatlichen Hof, wurde flugs das obligatorische Käffchen auf den Tisch gestellt und Opa Ziggenheimer ("Ich wäre ja gerne mitgekommen - aber mein Rücken!") so lange gepiesackt, bis der die Fernbedienung auf den Tisch knallte, die Schlabberhosen strammzog und auf den Hometrainer stieg - aber nur, um nach geschlagenen zwei Minuten gemütlichen Tretens wieder abzusteigen und auf einen Sender mit Liveübertragung eines Fußballspiels umzuschalten. "Das war ja wohl nicht alles, oder?" fragte ich entgeistert.
"Na ich hab auf Stufe vier gestellt, was glaubst du denn - dat reicht!" war sich Opa Ziggenheimer sicher.
Nun ja. Erziehen können wir ihn wohl in diesem Leben nicht mehr - ein siebenundsechzig Jahre lang stur knurrig gewachsener Baum bleibt wie er ist - aber ich muss mal ganz ehrlich sagen: Wenn ich so die jungen Papas & Mamas sehe, von denen du nicht weißt, ob und wer von beiden im neunten Monat schwanger ist, dann... bin ich doch ganz froh und stolz, nicht nur mit 41 Jahren und zwei stattlichen Söhnen trotz einiger Konditionsschwäche (kann man doch alles trainieren *hä hä*) noch nicht aus dem Leim gegangen zu sein, sondern schätze umso mehr Posemuggel-Schatzis Bemühungen um Form & Fitness. Man muss es ja nicht gleich übertreiben! Nur... auf sich achten.
Jedenfalls - morgen Vormittag gehts wieder zurück in anderweitig heimische Gefilde und dann ist es zwar vorbei mit aller Verwöhnerei von Mutti - aber vielleicht ist das auch ganz gut so...
"Wolltest du nicht noch Streuselkuchen mitnehmen morgen?" fragte sie mich soeben und als ich verwundert nickte, begann sie zu lachen: "'S tut mir leid, 's is nix mehr da!" Na ratet mal, wo der schon wieder hingewandert ist!

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