Freitag, 6. August 2010

Ich Sing Den Badewannentango

Heute haben wir ihn wieder, einen dieser Tage, die es noch mal so richtig in sich hatten, bis auch Frau Helma der Arbeitswoche den Rücken kehrte. Einen dieser Tage, an denen Frust, Ärger und schlechte Laune der anderen mir selbst nichts hatten anhaben können. Einen dieser Tage, an dem es schon in der Nacht zu regnen begonnen hatte - und der bis zu diesem Moment hier nicht wieder aufhören mochte. Einen dieser Tage, der angefüllt war mit Arbeit bis in den Abend hinein, wo sich die einen oder anderen bereits in der City verabredet hatten.
Also kurzum: Einen dieser Tage, der wie dafür geschaffen war, heimzukommen, die hochhackigen Sandaletten von den Füßen zu streifen, einen Schritt weiter das Kleid abzustreifen, noch einen Schritt weiter das Haar zu lösen, die Musik in den Player zu legen und mit einem Lächeln auf den Lippen das Badewasser einzulassen.
Und mal ehrlich - diese Musik ist doch wie geschaffen für einen genau solchen Moment, nicht wahr?

Den echten Sound werde ich Euch wahrscheinlich nicht "rüberbringen" können - aber... so wie hier die Musik durch meine kleine Wohnung perlt, rieselt es mir über die Haut und empfinde ich ein unglaublich intensives Lebensgefühl. Ja, ich weiß, ich wiederhol mich - das passiert mir schließlich immer, wenn ich einen Song höre. Dann gibts ja immer nur zwei Möglichkeiten: Entweder geht er mir irrsinnig unter die Haut oder direkt in die Beine ;-)

Direkt in die Beine... Das erinnert mich an etwas. An etwas Wunderschönes, das mir vor Jahren einmal passiert ist. Wir Menschen sind ja, wenn ich das so sagen darf, akustische und optische Wesen. Neben all den anderen Sinnen natürlich. Ich weiß nicht, wie das bei Euch ist, aber wenn ich mit jemandem telefoniere, den ich nicht kenne und auch noch nie gesehen habe, dann formt sich immer spontan ein Bild "der-oder-die-könnte-so-oder-so-aussehen". Ums mal so zu sagen: Ich hab bis jetzt nur ein einziges Mal richtig gelegen ;-)

Andererseits... habe ich in meinem ganzen Leben auch nur ein einziges Mal erlebt, dass mir die Stimme eines Menschen, den ich zu jenem Zeitpunkt noch überhaupt nicht kannte, so... "direkt" ins Ohr ging, durch den Körper in den Bauch rieselte und von da direkt in die Knie. Wow... Das war ein Gefühl, das war ein Moment! Das sind so Augenblicke, die man einfach niemals mehr vergisst - und deren Einzigartigkeit man sich am liebsten für immer bewahren wollte...
Augenblicke, die ich mir immer wieder zu mir zurückhole, zurück in den Alltag, weil sie mir die Sehnsucht, das Träumen und das Wohlfühlen zurückschenken - und mich öffnen für das Leben und das Lieben.

"...so take this broken wings and learn to fly again..."

Dieses Gefühl von frei sein, dieses Schmecken von Freiheit... nur um sich am Ende des Tages einfangen zu lassen und in den Armen eines anderen Menschen auszuruhen... Dort, wo ich mich angekommen fühle. Dann zählt auch nicht mehr, wie oft der Flügel brach...
Was Ihr grad macht, weiß ich nicht. Ich leg mich jedenfalls jetzt in die Badewanne und lasse mich völlig in diese Musik fallen...

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