Montag, 17. August 2009

Illusionen

Letzte Nacht, als ich - wie oft an Sonntagen - über die Autobahnen fuhr, die Musik aufgedreht, da dachte ich noch immer an die Ereignisse des 15. Augustes vor 3 Jahren. An all die Dinge, die jenem Verkehrsunfall folgten. An die Menschen, die mir begegnet waren. Menschen, die mir halfen, aufrecht zu stehen, wenn ich selber meinte, ich würde es nicht mehr schaffen. Meine ersten Gehversuche nach jenem Tag, körperlich und mental.
Und mir fielen die Worte einer Freundin ein. Worte der Angst. Angst vor der eigenen Courage. Angst vor der eigenen Konsequenz. Angst vor dem Alleinsein.
Wie nah mir das alles noch ist. Wie nah mir diese Angst, dieser Schmerz sind. Wie sehr man sich selbst verlieren kann, wenn diese Angst einen beherrscht. Wie sehr man sich aufgeben kann, wenn die Angst uns leitet. Wie sehr sich Träume und Sehnsüchte mischen können und wir eines Tages nicht mehr wissen: Ist es noch mein Traum oder träume ich den Traum eines anderen aus der Angst heraus, allein träumen zu müssen?

Erwachen eines Morgens und wissen: Die Welt, in der wir leben, ist eine Welt aus Illusionen.
Die Dinge, wie sie sind, sind nicht die, die uns glücklich machen - auch wenn wir es noch so sehr glauben wollten. Zu tief sind Risse aus Verletzungen, Kränkungen, Zurückweisungen, Risse aus Nichtachtung, aus Nicht BE achtung geworden...

Wer einmal - so wie ich - eine solche Erfahrung durchlebt hat, weiß, wie schwierig trotz allem die Entscheidung fällt. Auch bei einem zweiten und vielleicht dritten Male.
Eins ist mir trotzdem bewusst geworden: Angst müssen wir nicht haben. Wovor auch? Die Welt ist voller Menschen, voller Gesichter, voller Emotionen, Farben...
Was uns schmerzt, was wir vermissen, das können wir sagen und wir können es zeigen.
Wir können auch eine Grenze ziehen, die es dem anderen nicht erlaubt, sie zu übertreten.
Und uns im Gegenzug den Wünschen und Bedürfnissen des anderen öffnen.
Das alles müssen wir sogar.
Doch ändern können wir den anderen Menschen nicht - und vielleicht dürfen wir das auch nicht.
Nur an uns können wir arbeiten. Daran, wie wir die Welt empfinden - die Welt des anderen Menschen, mit dem wir unser Leben, unsere Welt teilen möchten. Und wie schmal ist der Grat dessen, seine Sicht der Dinge zu verändern und sich selbst zu verlieren...
Manchmal läuft alles wunderbar harmonisch und friedvoll - und wir bemerken kaum, dass die Liebe inmitten dieser Harmonie trotzdem verloren geht.
Manchmal verlieren sich Harmonie und Frieden und weichen leidenschaftlichen, heftigen Auseinandersetzungen - doch an die erfüllten Nächte klammern wir uns mit ungeahnter Energie.
Manchmal lassen wir zu, dass diese Welt um uns herum versucht, Einfluss auf uns zu nehmen, uns zu ändern, uns zu biegen. Ich glaube, dass es gar nicht so verkehrt ist, sich immer mal wieder zu fragen, ob es noch die Welt ist, in der wir leben wollten. Ob es noch die Welt ist, die uns glücklich machte.
Wie leise kommen doch die Veränderungen und wie groß birgt sich darin die Gefahr, nicht mehr zu sehen, ob es noch unsere Wünsche, Träume und Hoffnungen sind, die wir leben...

Was wir uns wünschen, wofür wir leben - das können wir nur selbst in die Hand nehmen.
Und wenn wir dabei unterstützt werden - mit all der Liebe, die der andere Mensch für uns empfindet, dann wissen wir, dass wir keine Illusionen leben...



Keine Kommentare: