Freitag, 8. Mai 2009

Sind Wir Nicht Alle Ein Bisschen Bluna?

Diese Frage stellte ich mir beinah schmunzelnd nach dem Besuch bei meiner Ärztin. Aber eher auch nur beinah schmunzelnd und das auch nur für einen Moment, bevor mich die ganze Tragweite der Neuigkeiten erreichte und sich meiner vor allem eine ganz menschliche Angst vor Nadeln bemächtigte. Oder wie würdet Ihr Euch fühlen, wenn der Arzt, der Dich seit Jahren behandelt, Dich (!) fragt: "Wann war die letzte Nervenwasseruntersuchung?" (müsste grad er es nicht am besten wissen?) und Du entsprechend etwas konsterniert antwortest: "Hä? Ich wüsste gar nicht, dass überhaupt eine gemacht wurde." und der Arzt daraufhin die Augenbrauen hebt: "Oh... Na das... müssen wir aber noch machen. Laut Gutachten werden mehrere neurologische Untersuchungen gefordert - und dann machen wir jetzt das ganze Programm." Ich kann jetzt noch spüren, wie mein Allerwertester zu zittern begann und bevor die Stimme dasselbe tat, fragte ich schnell: "Wofür das alles?" "Nun, das Nervenwasser zeigt uns Entzündungen, die uns das Blut nicht zeigt. Dann ein MRT zur Verlaufskontrolle und eine Nervenleitmessung. Dazu weise ich Sie stationär in die Klinik ein. Wenn alles gut geht, sind Sie in vier bis fünf Tagen wieder raus. Und dann, wenn wir die Ergebnisse haben, schauen wir, ob Reha-Klinik und Teilberentung oder aber schrittweise Eingliederung in die volle Erwerbsfähigkeit." 
Noch leicht betäubt, habe ich die Praxis verlassen, natürlich daheim erst mal gegoogelt, was Nervenwasserpunktion bedeutet (eigentlich weiß ich das ja, ich wollte viel eher in Foren nachlesen, wie andere Leidgeprüfte diese Untersuchung erlebt haben ;-)) und allein bei der Vorstellung: Komm, bück dich mal, ich will den Saft aus deinem Rücken - begann der Allerwerteste erneut zu zittern. Ich meine, all jene, die mich kennen, wissen, dass das keine zu unterschätzende Fläche und auch weit entfernt von einer Konstanten ist ;-) Aber wenigstens habe ich mir - auch im Hinblick auf die baldige Nullung meiner Alterszahl - eine Gelassenheit angeeignet, die mich entfernt hält von irgendwelchen Zwängen, abends nur ein Salatblatt zu essen und dabei auf alle anderen Köstlichkeiten zu schielen, die ich gönnerhafterweise den Kindern überlassen habe. Nichts da. Es wird immer schön geteilt :-) Was nicht bedeutet, dass ich mich gehen lasse. Nein nein. Ich hab nur nicht diesen krankhaften Zwang, um jeden Preis in die 34/36 zu passen - ich gefalle mir mit der 40/42 wesentlich besser :-)
Letztlich... bleibt mir wohl nur zu hoffen, dass mit der Punktion nicht das letzte bisschen Verstand mit durch die Nadel flutscht und sich ins Nirvana verabschiedet. Dass ich einen geübten, erfahrenen Arzt bekomme, der nicht zu hoch oder zu tief sticht und das alles möglichst noch so routiniert und damit entsprechend zügig, dass ich aus dem Zimmerchen auch wieder lebend rauskomme.
Sind das nun zuviele Wünsche auf einmal? Ich glaube nicht! Ich meine, ich hab ja nicht mal den Anspruch darauf, dass mich ein junger, smarter, verdammt gut aussehender Arzt behandelt. Vermutlich werde ich wieder an einen geraten, der kaum noch ein Haar am Kopf trägt, dafür umso mehr in der Nase und den Ohren und der sich nebenbei die Essensreste aus den Zähnen pult. Eklig, nicht wahr? Ist mir alles schon passiert! Aber wenn er dafür seine Arbeit gut macht, nein, super gut natürlich, dann mach ich (sowieso) einfach die Augen zu und lasse es geschehen.
Und wie ich mein Glück kenne, wird es auch nicht wenigstens ein gutaussehender Pfleger sein, der mich hält, sondern Schwester Klara, hoch wie breit mit waberndem Busen und strengem Blick "hab dich nicht so!" sowie einem energischen Griff, von dem ich hoffe, nicht in die Schlagzeilen einer großen miesen deutschen Tageszeitung zu geraten: "Frau mittleren Alters bei Untersuchung erwürgt".  
Wie gesagt, mir ist das alles recht, solange ich keinen Arzt bekomme, der in meinem Rücken rumstochert wie mein Großer in seinem Essen, wenn Fisch auf den Tisch kommt.
Und als wäre all dies noch nicht genug, komme ich doch heute Mittag auf ein Hallo an einer Werkstatt vorbei und der Typ begrüßt mich mit den Worten: "Na Frau Helma, wir brauchen wohl ne neue Krümmerdichtung?" Natürlich zeigte ich mein strahlendstes Lachen, an dem ich mich aber verschluckte, als mir klar wurde: Das war kein Spaß...
Mal dort fünfzig Euro für nen Entlüftungsschlauch, nun hier fünfzig Euro für ne Dichtung, da vier Euro fünfzig für ein neues Arbeitsheft für das Kind, damit es auch morgen noch fleißig in Geografie mitmachen kann... Es ist zum Haareausraufen. Soviel Geld... Da bleibt mir nur, statt des geliebten Milchkaffees in der Sonne eine Tüte Cappuccino für zwei Euro achtzig im Supermarkt zu erwerben, den Liegestuhl auf dem Balkon zu belegen und das so lange zu nutzen, bis der Fehlbetrag sich wieder amortisiert hat. 
Und DANN, liebe Leute, kommt das Kind noch zu mir, hält mir einen Zettel unter die Nase und fügt hinzu: "Mutti, das musst du noch unterschreiben und wenn du ein Gespräch haben willst, musst du das noch dazu schreiben."
Aha. Und was lesen wir da? "...muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihr Sohn in Deutsch und Englisch versetzungsgefährdet ist. Wir empfehlen weiterhin die Schullaufbahn Mittelschule..."
Nun... Ich wäre ja nicht Helma, wenn mein Auge nicht auch spontan etwas Positives daran gesehen hätte... Denn vor genau einem halben Jahr war das liebe Kind zusätzlich noch in den Fächern Mathematik, Physik, Geografie und Französisch versetzungsgefährdet... In Mathe steht er nun fast auf einer Zwei (!), in Geo und Französisch dürfte es eine Drei sein und in Physik wohl eine Vier. Aber... Seht Ihr auch, was ich sehe? Nämlich dass es statt der vormals sechs Fächer "nur" noch zwei sind, in denen es... nun... nicht toll aussieht? Wobei mir das Kind noch erzählte: "Englisch stimmt auch nicht mehr, da steh ich inzwischen auf ner guten Vier." Ne gute Vier... Allein für diesen Satz hätte ich ihm die Ohren beuteln mögen. Fakt aber ist, dass tatsächlich eine Verbesserung zu sehen ist. Oder sehe nur ich sie?? Das kann ich fast nicht glauben. 
Und so will ich das Gespräch mit dieser Lehrerin, die vom ersten Schuljahr auf dem Gymnasium darauf aus war, bestimmte Kinder in die Mittelschule zu drängen. Aussagen anderer Kinder wie: "Sie will mich so lange ignorieren, bis ich mir die Haare kurzschneiden ließ" verstärken diese meine Auffassung nur. Und habe ich gestern den Nachbarn gerupft, so spüre ich noch jetzt genügend Energie, um ebenso die Lehrerin zu zerfledern. Ganz diplomatisch natürlich :-)
Eure Helma

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