Donnerstag, 20. November 2008

Kinners - es ist soweit...

...nun werde ich mich langsam von Euch verabschieden und mich auf den Weg machen in eine... leicht ungewisse Zeit. Eine Zeit, die ich am Chiemsee verbringen werde - und die meisten von Euch wissen, was das heißt.
Lange geplant, lange gewusst, doch wenn es einmal soweit ist, dann... erwachen doch recht gemischte Gefühle. Angst und Hoffnung... Glatt nach dem gleichnamigen Album "Hopes & Fears" von Keane, das 1. Album von ihnen, das ich im Herbst 2004 für mich entdeckte.
Jedenfalls - nach einem organisatorischen Kraftakt, den es zu bewältigen gab, da der "Aufruf" in Form eines Telefonanrufs doch recht kurzfristig kam und ich ab dem 26. November weg von dieser irdischen Welt bin ;-) fühle ich mich langsam erleichterter und auch entspannter, um Würgerfreund Schmerz endlich abzuschütteln. Der ist hartnäckig wie ein Terrier, der sich in der Wade festgebissen hat und du kannst schütteln und klopfen, der lässt nicht locker, das Mistvieh.
Aber vielleicht gibts ja nun... Hilfe von außen, jedenfalls wünsche ich mir das sehr - auch wenn - wie gesagt - ich im Moment mit eher gemischten Gefühlen kämpfe. Aber das ist, glaub ich, ganz normal, wenn man weiß, dass man für eine längere Zeit nicht mehr zu Hause sein wird.
Das Kind jedenfalls freut sich und jubiliert, es darf für eben etwa 2 Monate bei Oma & Opa wohnen und dort auch zur Schule gehen. Mal sehen, wie es sich schlägt; mal sehen, wie die Bilanz ist, wenn wir beide wieder heimkehren. Glücklicherweise bin ich als unschlagbarer Optimist auf diese Welt gekommen und insofern sehe ich das Ganze auch recht positiv.
Das Mailen und vor allem das Bloggen wird mir fehlen - bislang weiß ich nämlich noch nicht, welche Möglichkeiten sich mir als verkanntem Schreiberling in der Klinik eröffnen werden ;-) Einen Entschluss jedenfalls hab ich gefasst: Wenn - dann soll das Mailen die einzige Möglichkeit sein, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Weil, dann kann ich selber entscheiden, ob und wann ich einen Kommentar nach "draußen" abgebe.
Nun gut.... dann werde ich mich langsam auf den wohlverdienten Feierabend-Heimweg machen, meinen Jungen auf einen Plausch bei McDonalds einladen, die Seele baumeln lassen und mich auf das bevorstehende Wochenende zu freuen, das für die nächsten Wochen mein letztes daheim sein wird und insofern doppelt genossen werden muss.
Sollten wir uns hier also nicht noch mal begegnen, dann... verabschiede ich mich zunächst von Euch, haltet Euch tapfer (das versuch ich auch) und dann hoffe ich, dass wir uns auch morgen noch kraftvoll in die Arme schließen können :-)
Eure Helma

Montag, 17. November 2008

Frauen und Technik

Im Allgemeinen fühlen wir Frauen uns allem gewachsen: Wie oft beherrschen wir doch spielend dieses Zusammenwirken aus Alltag, Job, Kinder, launischen Mitmenschen und sowieso dem ständigen Up & Down des realen Lebens - und beklagen uns noch nicht einmal darüber.
Doch Mädels, auch ich hab gerade gestern wieder gespürt, wo unsere Grenzen sind. Im Grunde halte ich mich für technisch nun nicht völlig unbegabt. Was zumindest das Aufspüren technischer Fehler betrifft. Aber diese dann auch zu beheben... Da scheiterts gerne auch mal an der schnöden Muskelkraft. Woran ich mit schätzungsweise 68 Kilogramm Lebendgewicht hänge und voller Inbrunst versuche zu schrauben, legt Mann mal eben eine Rohrzange - in diesem Fall - an einen Rohrendverschluss der Waschmaschine und löst diesen mit einer Federleichtigkeit, als handele es sich um eine bereits druckentspannte Limonadenflasche. Wenigstens hatte ja die eigene Muskelkraft gerade noch ausgereicht, das Telefon zu bedienen und Hilfe zu rufen.
Was jedoch die Fehlersuche betrifft... in diesem Fall half auch die stärkste männliche Muskelkraft nicht (einen diesbezüglichen Kommentar verkneife ich mir an dieser Stelle! :-)). Ahnungslos, wie wir beide waren, staunten wir über das doch recht simple Innenleben meiner Waschmaschine, schraubten wir mal hier, mal da probehalber etwas ab. Und stellten kurioserweise fest: Wenn etwas fehlt, läuft das Maschinchen wie ein Bienchen. Was zumindest meine hausmütterlichen Bedürfnisse befriedigte: Eins - zwo - fix wurde die Gunst der Stunde genutzt, die Maschine zweimal beladen und somit ein gereinigtes Gewand für die kommende Arbeitswoche gesichert ;-)
So bleibt mir nur zu hoffen, dass das Maschinchen trotz fehlendem dritten Rädchen für den Wasserzulauf auch morgen noch kraftvoll seine Runden dreht und ich davon verschont bleibe, mich noch vor Weihnachten nach einem adäquaten Ersatz umzuschauen (womit ich selbstverständlich von der Waschmaschine spreche!)

Und so erhebe ich einmal mehr meine Kaffeetasse, gieße das wohlig aromatische Heißgetränk auf die bereits im Bauch verschwundenen zwei alkoholisierten Stücke einer von der Frau eines Kollegen zwecks "Urlaubsrunde" selbst gebackenen Kirsch-Sahne-Torte (es gibt Gepflogenheiten, die dürfen sich ruhig niemals ändern) und stürze mich derart gestärkt wieder in das Tagesgeschäft.

Eure Helma

Samstag, 15. November 2008

Crack The Shutters Open


...ist der nächste, aber wirklich wunderschöne Song von Snow Patrol's neuem Album, der schon den ganzen Tag bei mir im Dauerrepeat liegt. Gut, OK, nicht den ganzen. Nur den halben - den anderen halben verschlief ich. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Bis nach 15 Uhr lag ich in meinem Bett, stand nur auf, um mir das Frühstück ins Bett zu holen, nebenbei TV zu schauen und zwischendurch wieder einzuschlafen. Wie lange ist das her, dass ich das so tun konnte! Wie lange ist das her, dass ich die Ruhe dazu fand. Wie lange ist es her, dass ich mir die Zeit nur für mich selbst genommen habe! Der Blick in den Spiegel zeigte mir ein zerzaustes Etwas, aber auch unendlich entspannte Gesichtszüge und auch... dieses Leuchten in den Augen, das selbst ich in mir immer wieder vermisst und gesucht hatte. Was für ein Lebensgefühl, wenn die Gelassenheit in einen selbst zurückkehrt. Wie oft habe ich mich früher als eines jener Spielfiguren empfunden, die sich nach allen Seiten schubsen lassen und die dennoch immer wieder zu ihrer Mitte zurückkehren. Wie oft hat dieses Wissen darum mir so gut getan. Und wie lange habe ich dieses Gefühl in mir vermisst. In den letzten Wochen. In den letzten Monaten. Vielleicht schon seit einem Jahr. Vielleicht noch länger. So viele Sorgen, so viele offene Baustellen, zwischen denen ich mich oft wie ein gejagter Hase fühlte, mich in Schadensbegrenzung übte und zugleich Mama, Vertraute, Freundin, Geliebte, Partnerin sein wollte für meine Familie, meine Kinder. Noch immer gibt es genügend offene Baustellen, jedoch fühle ich immer mehr Zuversicht. Die Kraft kehrt zurück, die Energie kehrt zurück. Wie oft sagen wir "Ich kann nicht mehr" und meinen eigentlich "Ich will nicht mehr". Und wie groß ist der Unterschied. Wir können. Natürlich können wir. Wir tun ja jeden Morgen, wenn wir aufstehen und den Tag beginnen. Wie oft fühlen wir uns verärgert, frustriert über alle möglichen Dinge - und auch das braucht Energie. Also haben wir doch genügend und vielleicht... ist das Zauberwort ja einfach: "...Energie richtig kanalisieren."
Jeder von uns weiß, dass man mit seiner Kraft haushalten muss. Jeder von uns - davon gehe ich zumindest aus - weiß auch, wie das funktioniert. Aber tun wir das auch? Ich meine, tun wir das wirklich? Wie oft fühlen wir uns schon auch brüskiert, wenn uns jemand seine Grenze aufzeigt. Nehmen dieses Aufzeigen als Zurückweisung, obgleich es keine ist. Nehmen es darum viel zu schnell persönlich. Anstatt gelassen zu bleiben, weil wir wissen: "Gut so, richtig so."

Also wenn Ihr mich fragt: In den letzten Wochen hab ich mich mehr und mehr wieder auf mich selbst konzentriert. Auf das, was ich wünsche, wovon ich träume - und was ich tun kann, um mir diese Träume erfüllen zu können. Nicht heute, nicht morgen. Es muss gar nicht alles sofort sein - und in vielerlei Hinsicht hab ich Geduld gelernt. Ist das jetzt... ich mags gar nicht aussprechen... Altersweisheit? OK OK, jetzt muss ich selber spontan lachen. Da bin ich noch nicht mal ganz vierzig Jahre alt und sprech schon von Alter und sogar noch von Weisheit ;-) Aber mal Hand aufs Herz: Wünscht Ihr Euch, noch einmal zwanzig Jahre alt zu sein? Ich meine, wirklich zwanzig Jahre? Na klar, eine ganz tolle Zeit, ich seh das ja momentan vor allem an meinem Großen. Wie unbeschwert ihr Leben doch sein kann. Diese Zeiten, diese Erfahrungen möchte ich selbst auch nicht missen.
Jedoch ich - ich möchte nicht noch einmal zwanzig Jahre alt sein. Heute lebe ich jeden einzelnen Tag wesentlich bewusster. Inniger. Freu mich wie ein Kind über Tage wie diese. Genieße den Moment und denke nicht an morgen.

"...Crack the shutters open wide I want to bathe you in the light of day..."

Das ist nicht einfach nur eine Liedzeile. Das ist nicht einfach nur ein wunderschöner Songtext. Das ist vor allem... einfach... ein Lebensgefühl!! Und erinnert mich an einen Samstag Nachmittag im September 2006. So ziemlich alles lag brach in meinem Leben, so vieles hatte ich verloren, das mir viel bedeutete. Und dennoch... Jener Nachmittag, unterwegs in der City, Leute eilen an mir vorbei oder schlendern verliebt Hand in Hand durch die Straßen. Während ich für einen Moment inne halte, stehen bleibe, in den Ohren der iPod, die Augen schließe, die Arme ausbreite. Und einfach nur lächel. Nun, vermutlich haben die einen oder anderen gefragt: "Ja was hat die denn geraucht?" Aber das war mir so egal... Ich hab mich einfach nur diesem Moment hingegeben, mich von den Sonnenstrahlen wie übergossen gefühlt. Und in den Sinn kamen mir Zeilen, die ich irgendwo einmal gelesen hatte: "Das, was hinter uns liegt, und das, was vor uns liegt, ist nichts im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Und wenn wir das, was in uns liegt, nach außen in die Welt tragen, dann geschehen Wunder." Ich weiß nicht, ob Ihr das schon mal "probiert" hat. Aber ich kann Euch sagen: Es stimmt...
"...I could sit for hours finding new ways to be awed each minute..."

Freitag, 14. November 2008

If There's A Rocket Tie Me To It


...ist ein Song aus dem neuen Album von Snow Patrol "A Hundred Million Suns". Was für ein großartiger Song, was für ein herrliches Album!!!!

Heute Morgen hab ich mir genau diesen Song in den Player gelegt, aufgedreht, dass die Bässe krachten und die Lautsprecher ächzten und mich auf den Weg in das Büro gemacht. Die Sonne ging gerade auf, über Nacht hatte es gefroren, Wald und Wiese bedeckt von Reif.

Was für ein Lebensgefühl!! Was für ein Schwung!! Was für eine Lust auf alle Mögliche und auch alles Unmögliche!!

Und nun sitze ich hier noch immer in meinem Büro, beeile mich, meine Arbeit erfüllt zu bekommen, nur um mich auf dem Heimweg hemmungslos diesen Klängen und damit auch diesem wunderbar intensiven, innigen Lebensgefühl hingeben zu können!

In genau diesem Sinne wünsche ich Euch ein erfülltes Wochenende!!! Eure Helma

Donnerstag, 13. November 2008

Fields Of Gold



...aber nein... nicht voller Gold... voller Möwen! So unglaublich viele Möwen, die jeden Morgen auf dem Acker sitzen, tief über mich hinwegfliegen, sobald ich an ihnen vorbei fahre. Das ist wirklich ein beeindruckendes Schauspiel und es vermittelt mir jeden Morgen aufs Neue so ein Gefühl von... Freiheit... Aufsteigen... Mitfliegen... Wegfliegen... Ich liebe es, wenn sie so tief fliegen und ich damit das Gefühl bekomme, als begleiteten sie mich ein Stück...


OK OK, das Foto selbst zeigt Euch nicht die Möwen, sondern lediglich das Feld... Dennoch... Manchmal bedarf es doch nur den Hauch eines Eindruckes, um die eigene Phantasie anzuregen. Oder nicht? Also bei mir schon ;-)
Und spontan kommt die Erinnerung auf. Die Erinnerung an den Urlaub, sehe wieder uns auf diesen herrlichen Holländerrädern. Hoch aufgerichtet mit dem Stolz eines jungen Mädchens aus den vielleicht 50er Jahren. Mit weiß gestärkter Bluse und weit schwingendem Rock, den Haaren, die zu einem lockeren Knoten gewunden sind...
Irgendwie... ist es beinah verrückt, wie viel kleine Details in uns auslösen können. Uns erinnern, uns aufrütteln. Uns wachrütteln. Mir sind sie irrsinnig wichtig, diese vielen kleinen Details. Es bedarf gar nicht großartiger Dinge, um die Menschen glücklich zu machen. Ich weiß ja nicht, wie Ihr das seht, aber mich... erschreckt so etwas eher. Ich lege Wert auf die kleinen Dinge im Leben. Meistens jedenfalls ;-)

Dienstag, 11. November 2008

Gehe nie zu deinem Fürst...

...wenn du nicht gerufen wirst - so sagt man in Sachsen. Nur... Er hat gerufen - und wie. Da kommt man heim, öffnet sein Postfach und freut sich: Hurra - eine bunte Karte - wer hat denn da an mich gedacht? Und dann wars die Erinnerung vom Zahnarzt...
Ein Jahr nach der letzten Kontrolle fand ich mich nun wieder auf dessen Stuhl, ein siegessicheres, nach außen völlig entspanntes Lächeln im Gesicht, die Beine lässig übereinander gelegt, die Hände zufrieden auf dem Bauch gefaltet.
Was soll ich sagen... Ich bin nunmehr fast 40 Jahre alt... Meine Zähne schätzungsweise 30. Ob sie dennoch (oder gerade deshalb??) eine Zusatzkarte aufklappen mussten, um all die Dinge aufschreiben zu können, die da noch einer Erledigung bedürfen, bevor ich den geheiligten Stuhl guten Gewissens verlassen darf? Mir schwirrten nur noch Fakten um die Ohren, wobei ich hier die medizinischen Fachbegriffe weglasse - weil ich sie mir einfach nicht merken konnte. Sie'mer, Vierer, Sechser links bereits entfernt, Fünfer rechts großer Lückenschluss....
Nicht zum ersten Mal habe ich den leisen Wunsch gehegt, uns Menschen ginge es doch wie den Haien: Denen wächst immer wieder ein neuer Zahn, so ganz von allein und ohne ein Budget zu sprengen, von dem wir nicht mal wissen, ob wir das überhaupt noch ungestraft Budget nennen dürfen ;-)
Nun ja, was soll ich sagen - noch besitze ich genügend gesunde Zähne und fühl mich somit noch immer in der Lage, ein Liedchen zu pfeifen und genau das werde ich auch tun: spätestens zum Feierabend, wenn ich mich auf den Weg zu meinem Kind mache, das sich abends immer sooooo alleine fühlt in seinem Zimmer, dass es sich für heut glatt noch einen Schlafpartner nach Hause eingeladen hat.
Also, Pension Ziggenheimer hat für Sie geöffnet :-)
Eure Helma

Montag, 10. November 2008

Der Geschmack von Freiheit


...mir fällt gerade ein... ich hab es endlich hier, dieses Foto, ähnlich dem aus "Das Lächeln der Sterne", das Meer, die Möwen, eingefangen mit meinem Handy beim letzten Besuch auf meiner geliebten Insel... Bevor ich mich in mein Bett lege, der Musik lausche und mich mir ihr in den Schlaf wiege, möchte ich es Euch zeigen. Mein ganz persönliches Bild... Sobald ich es anschaue, atme ich es wieder, schmecke ich es wieder. Das Meer. Mein Meer. Der Geschmack des Salzes auf der Zunge, die Ahnung der unendlichen Tiefe und Weite, die Ahnung einer Freiheit gleich dem Vogel, der sich erhebt; gleich dem Fisch, der in die Tiefe taucht...
Seid Ihr schon einmal mit offenen Augen durch das Meer getaucht, seid Ihr mit offenen Augen der Wasseroberfläche entgegengeschwommen, auf der sich die Sonne spiegelt und das Blau des Himmels erahnen lässt? Habt Ihr dabei auch dieses... Glücksgefühl empfunden? Dieses Gefühl einer unbändigen Lebensfreude, diesem Geschmack einer Freiheit, den man in jedem Zentimeter von sich trägt?

Kennt Ihr noch dieses Gefühl, wie es ist, wenn die Tränen hochsteigen, weil man sich der Sehnsucht bewusst wird, die man in sich trägt? Die Sehnsucht nach dem Leben, die Sehnsucht nach dem Lieben, die Sehnsucht nach einem erfüllten Miteinander, und damit meine ich jede Art eines Miteinanders... In der Liebe, in der Freundschaft, in der Familie, im Alltag, im Job. Mir ist so etwas irrsinnig wichtig. Gott ja, ich besitze Ellenbogen. Aber ich weiß nicht, wie man sie noch nutzen kann außer dem, dass man die Arme aufstützt und den Kopf in die Hände legt... Und ich will es anders auch gar nicht erfahren. Oh ja, es gibt viele, die anders denken und mir sagen: "So kommst du heutzutage nicht weit." Das ist mir gleich. Dann... ist mein Weg eben ein anderer. Vielleicht beschwerlicher. Aber vielleicht... auch ein glücklicher. Solange es mir gut damit geht.
Vielleicht habt Ihr es bemerkt: Inzwischen begleitet mich längst eine weitere Melodie. Sie nennt sich "Tennessee", soweit ich weiß, und entstammt dem Soundtrack von "Pearl Harbor". Eine wunder-wunderschöne Melodie, so sanft, so weich, so wie der Klang in mir.
Gerade muss ich lächeln... Besaß ich in den letzten Tagen zu wenig Energie, um an diesem Blog zu schreiben, so scheint es mir jetzt, als würde ich überquellen... als könnte ich überhaupt nicht mehr aufhören zu schreiben... Dann... schlaft Ihr gut... und ich schreibe... Jeder tut, was ihm guttut...


Eure Helma

Eiskrem und Wollsocken


...Erinnert Ihr Euch auch an so ein herrliches Lebensgefühl? Abends nach der Dusche in die Wohlfühlsachen kuscheln, dicke Wollsocken an den Füßen, einen Becher Eiskrem, Musik in den Ohren - und auch, wenn der Text nicht zu dieser so ausgeglichenen Stimmung passt ("It hurts" - was für ein genialer Song von Roxette!!!!!! - mein Geheimtipp für diesen Spätherbst!!), das Wichtigste ist... Ich fühl mich endlich besser. Endlich... aufgetaucht. Ja wirklich, wie aufgetaucht. Irgendwie wurde die Luft doch bisschen knapp, drohte mir der Atem auszugehen. Und das, obwohl ich mir soviel vorgenommen hatte. Mir mehr Platz für mich selbst zu lassen. Mir mehr Platz für die Menschen zu lassen, die wirklich wichtig sind in meinem Leben. Und mich frei zu machen von dem, das nur schmerzt. Eigene Grenzen respektieren. Sich verabschieden von dem Gedanken, dass man immer alles richtig machen muss.

Grundgütiger, ich hab so viel falsch gemacht in meinem Leben.

Aber trotz allem war jeder Schritt... eben ein Schritt. Egal, ob richtig oder falsch. Irgendwie... hat mich jeder von ihnen ein Stück weitergebracht. Erkenntnisse. Erfahrungen. Dinge, die schmerzen. Dinge, die glücklich machen.
Immer mehr versuche ich, mich von den Fragen, dem Grübeln zu lösen, warum Menschen in den Zug meines Lebens ein- und wieder aussteigen, ohne sich darum zu kümmern, dass ich immer am Fenster stehe, mich weit hinauslehne, um noch einen letzten Blick zu erhaschen, ihnen noch ein letztes Wort zurufen zu können, damit sie zurückkommen, wieder einsteigen... Nein, davon möchte ich mich lösen. Aufhören, darüber nachzudenken, warum sie grußlos ausstiegen. Sie taten es und jeder von ihnen trägt den Grund dafür in sich. Jeder von ihnen steigt in einen neuen Zug... Daran denke ich immer vor allem dann, wenn ich selbst in eine Bahn steige... Die Stirn an das Fenster lehne, hinausschaue, dem Treiben auf dem Bahnsteig zusehe...
Heute grübel ich nicht mehr und nein, ich versuche sie auch nicht mehr zu halten, sondern wünsche jedem von ihnen, dass sie eine wunderbare Reise haben, dass sie sich auf anderen Sitzplätzen niederlassen, verweilen und sich... einfach nur... gut fühlen.
So wie ich mich jetzt hier auf meinem Wohlfühlplatz, eingebettet in meine Kissen, der Becher Eiskrem neben mir ist inzwischen leer, die Musik perlt noch immer durch meine kleine Wohnung - und die Sendung "Bauer sucht Frau" ist auch vorüber. Zuweilen ist es beinah niedlich, wie Menschen einander begegnen. Zuweilen aber... erinnert der Blick auf ein fremdes Leben auch daran, wie ich selber nicht mehr leben möchte. Und schürt umso mehr den Traum dessen, wie ich wirklich leben wollte.
Diese Entspanntheit, die in mich zurückkehrt. Die Gelassenheit, die mich umgibt. Die letzten beiden Tage... waren so angefüllt mit Ruhe. Endlich wieder Ruhe. Um mich herum, in mir.
Heut war ein wichtiger Tag für mich. Für mich selbst. Endlich auch mal Nein zu sagen zu einem Menschen, trotzdem er mir wichtig ist - dieser Mensch. Ein Nein auszusprechen, weil ich endlich begriffen habe, wovon ich bislang immer nur sprach: dass wir niemandem mehr etwas geben können, wenn wir selbst leer sind. Ein Nein auszusprechen und sich dennoch nicht schlecht damit zu fühlen.
Sagen zu können: Ich bin gern für dich da - aber nicht im Moment. Nicht heute und nicht morgen - lass mir einen Augenblick Zeit.
Es tut so gut, nicht grußlos aus dem Zug zu steigen. Mir tut so etwas gut. Mich einmal zu setzen, die Hände um die Knie zu schlingen und einfach nur alles an sich vorüberziehen zu lassen, einfach so, ohne ein Wort, ohne ein Tun. Innehalten. Atem schöpfen. Die Augen schließen. Den Klang der Musik zu hören. In mir, tief in mir.
Schon vor Jahren habe ich begriffen: Es ist nicht das Geschenk, das uns bereichert. Es ist das Schenken, das uns zu den reichsten Menschen der Erde macht. Und obwohl ich heute nichts von mir verschenkt hab... Heut Abend fühl ich mich reich. Vielleicht... Weil ich weiß, dass noch immer sehr viel zu geben bleibt. Solange ich auf mich achte.

Habt Ihr auch manchmal das Gefühl, wie ein Lampion in der Nacht zu strahlen? Es ist doch unglaublich, was Wollsocken, die richtige Sorte Eiskrem und die passende Musik bewirken können ;-)

Einen sonnigen Gruß in die Nacht schickt Euch Eure Helma!

Schmerztherapie mal anders ;-)

Handauflegen... Wie oft hat man schon davon gehört, dass Auserwählte (von wem auch immer) ihre Hände an irgendeine Stelle des Körpers auflegen - und alle körperlichen Gebrechen verschwinden... Ich wünschte in der Tat, es wäre auch bei mir so einfach. Angesichts der letzten schmerzhaften vier Jahre würde ich glatt in Erwägung ziehen, mich von beinah jedem anfassen zu lassen (trotz allem... Ausnahmen müssen bleiben;-)) :-) Letztendlich... ist meine Seele in den letzten Jahren so oft zerpflückt worden, dass sie ausschauen muss wie ein Sofa, in dem die Mafia wild nach Geld gesucht hat ;-) Aber ob das nun wirklich des Pudels Kern war (mal abgesehen davon, dass wohl jedem Menschen eine Auszeit - wie bei mir in Form des bevorstehenden Klinikaufenthaltes - guttut), wird sich noch zeigen. Aus gegebenem Anlass nämlich ist mir wieder eingefallen, dass es vor knapp 30 Jahren (!) wieder mal eine handgreifliche Auseinandersetzung im Hause Herrmann (so hieß ich mit Mädchennamen ;-)) zwischen großem Bruder und kleiner Schwester gab, woraufhin dieser Teufelsbraten mich schubste, niemand sah, dass auf dem Fußboden eine Nähnadel lag, woraufhin diejenige die Chance ergriff, zur Hälfte in meinem Fuß zu verschwinden. Ganz gelang ihr das nicht, sie brach ca. zur Hälfte ab, das heißt, das Nadelöhr blieb draußen, der "schmalere" Teil verschwand auf Nimmerwiedersehen in meinem linken Fuß. Besagtes Nadelstück zeigte sich noch einige Tage beim Auftreten zwischen dem großen und dem zweiten Zeh (von vorn, nicht von oben betrachtet), tat ensprechend weh - und gab dann nach diesen Tagen vollkommen Ruhe, so dass ich sie... vergaß. Ihr kennt das ja sicher: aus den Augen, aus dem Sinn. Letzte Woche nun überkam mich ein ziemlicher Schmerz (zuzüglich zu dem sonstigen) im Bauchraum und auch im Fuß, zeitgleich sozusagen. Daraufhin stattete ich der Frau Doktor einen erneuten Besuch ab, erfuhr, dass mein Immunsystem - mit Verlaub - im Arsch sei und daraufhin körpereigene Bakterien Sturm gegen meine Organe liefen. Die folgende Antibiotika-Kur tat dem Körper entsprechend gut. Zeitgleich bildete sich eine kleine Knulle über besagten beiden Zehen, nicht schmerzhaft (abgesehen von dem Schmerz, dass ich nicht mehr richtig auftreten und den Fuß schon gar nicht mehr "abrollen" konnte), aber doch... deutlich fühlbar. Und beim näheren Betrachten zeigte sich von innen besagter Teil der Nadel, der beim Auftreten meinerseits an die Grenzen seinerseits stieß - nämlich an die Haut. Nun bin ich ja nicht mehr die jüngste, die Haut entsprechend alt und dick und somit gibts da kein Entrinnen mehr. Nach dem Lesen diverser gleichartiger (wenn man Schaschlyk-Spieße und Nähnadeln für vergleichbar hält!) Erfahrungsberichte mit erschreckendem Anschauungsmaterial in Form von OP-Fotos im Internet verging mir glatt jeglicher Schmerz und bis heute... kann ich zwar wieder gut auftreten und auch laufen, werde wohl aber nicht drum herum kommen, am Mittwoch meinen Hausarzt aufzusuchen und mir sagen zu lassen, ob man das nach der ganzen langen Zeit wirklich noch herausnehmen muss oder eben jener Körperteil nur "aufgemuckt" hat, weil der Körper... nun ja... sagen wir mal... ohnehin so seine Problemchen hat. Ambulant will ich das Ganze jedenfalls nicht - schon bei dem Gedanken, Betäubungsspritzen in den Fuß gestochen zu kriegen, bricht mir sämtlicher Angstschweiß aus - aber ob die mir den Gefallen einer Vollnarkose (kann auch ne kurze sein, für die Zeit des Betäubens würde mir das genügen ;-)) tun, weiß ich halt nicht - und will ich Mittwochabend herausfinden. Da hat der liebe Herr Doktor nämlich bis 18 Uhr Sprechstunde, das könnte ich sogar mal schaffen, wenn ich pünktlich die heiligen Hallen des Büros verlasse. Ihr seht, Denkanstöße gibt es viele, Lösungsmöglichkeiten gibt es mindestens genauso viele und... es gilt nach wie vor, herauszufinden, welche Lösung denn nun die richtige ist. Dennoch konnte ich mir am Wochenende ein Lachen nicht verkneifen: Was wird nicht alles in Vergangenheitserlebnisse etc. hineingedeutet, jede Mimik, jede Gestik, ob vom Therapeuten, von einem Coach oder sonstigen "Allwissenden" - so sehr, dass man schon an sich selbst zu zweifeln beginnt, an seinem Verstand und überhaupt, dass man glaubt, nun würde man tatsächlich matschig im Kopf - und am Ende wars... ne gute alte deutsche halbe Nähnadel....
Vom Liebsten wurde ich prompt gefragt: "Mein Gott, was hast du eigentlich nicht???" Woraufhin ich ein Grinsen nicht unterdrücken konnte und spontan reagierte: "Liebeskummer!"
Aber das... hat sich schnell geändert :-( Manchmal sollte man die Dinge doch nicht beschreien. Nicht mal im Spaß.
Bloß gut, dass sich bis heute die liebe Seele wieder eingekriegt hat ;-)

Ich wünsch Euch was, Eure Helma :-)

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Kopf frei - Schrank voll

...so könnte mein heutiges Abendmotto lauten, mit dem ich diesen Tag beschließe. Also ehrlich gesagt, die Aufräum-Sortier-Entsorge-Aktion in meinem Keller hatte zum einen genau den Effekt, den ich mir davon versprach: Hilfe für andere Menschen und einen freien Kopf für mich. Sie hatte aber auch einen Effekt, den ich nun so überhaupt nicht in Betracht gezogen hatte: Mein Kleiderschrank füllt sich neu - und brechend voll.
Wir Frauen sind doch wirklich... einfach alle gleich ;-) Stehen jeden Tag vor unserem Kleiderschrank und kriegen das große Jammern "Ich hab überhaupt nichts anzuziiiiiiiiiieehhnnn..." Ich bin da auch keine Ausnahme.
Und dann stehe ich da unten in diesem Keller, sortiere einen Kleidersack nach dem anderen und schüttele irgendwann nur noch fassungslos den Kopf: Da fand ich sogar mein geliebtes Uncle-Sam-Kleid wieder, das ich bestimmt schon zwei Sommer lang gesucht hatte. Zutiefst verpackt in einem dieser Säcke und abgestellt in diesem modrigen Keller, der aber diesem geliebten Kleid glücklicherweise nichts anhaben konnte, und so vollführte ich einen Freudentanz, an dem mich schließlich nur der niedrige Türsturz bremste. Aber die Beule auf dem Kopf trag ich mit Freuden - wenn ich dafür das Kleid wiederhabe, was macht dann so eine läppische Beule? Ich fand sogar eine Jeans wieder, eine teure Jeans, das weiß ich noch, vor Jahren hatte ich sie mir "gegönnt" und total vergessen, dass ich sie überhaupt noch hatte.
Also bevor Ihr was Falsches denkt: Für die Frauen und Kinder sind noch genügend Kleidersäcke übriggeblieben, 2 für die Frauen, 3 für die Kinder, 1 für die Mülltonne - und 1 für mich ;-) Die Jeans habe ich gleich anprobiert, als ich wieder in meiner Wohnung war. Aber man hat ja auch Augenmaß und noch bevor ich in die Hosenbeine stieg, wusste ich: "Das wird eng"... Und ums kurz zu machen: Angezogen bekam ich sie, aber zugemacht? Keine Chance. Egal ob Knopfjeans oder Reißverschluss, selbst eine Ausführung in Stretch hätte mir nicht geholfen und den alten Trick: Leg dich auf den Rücken und schließe dann die Hose - den habe ich gar nicht erst versucht. Ich hab nämlich nicht nur Augenmaß, sondern auch eine gesunde Portion Realismus.
Und sicherlich war ich nah der Versuchung, die Jeans brav zu den übrigen Sachen zu tragen, die ich zu verschenken gedachte. Aber dann... entschloss ich mich, genau diese Jeans als Ansporn zu behalten, eines Tages vielleicht doch wieder hineinzupassen. Und wenn nicht, dann... hab ich es wenigstens versucht. Und so landete die Jeans auf einem Stapel Klamotten, von dem ich schon seit Ewigkeiten hoffe, da wieder reinzupassen.
Nun... Ich denk, ich mach mir erst mal was zu essen. Bon Appetit!

Countdown...

...bis zum Feierabend. Die letzten Minuten nutze ich, um ein paar Zeilen in mein Tagebuch zu schreiben. Irgendwie... ist mir in den letzten Tagen alles aus der Hand gefallen, hab ich nicht wirklich etwas bewegen oder... bewirken können. Und wenn doch, dann hat es sich in eine ganz andere Richtung entwickelt, die ich dachte oder wünschte... Manchmal sprechen Menschen miteinander, sie sprechen dieselbe Sprache - und dennoch... reden sie entweder aneinander vorbei oder aber verstehen einander nicht. Auf Zwischentöne hören, zwischen den Zeilen lesen... aber ob wir da nicht oft auch Dinge meinen zu hören oder zu lesen, die gar nicht so sind? Die wir so hören und so lesen, wie es unserer derzeitigen Verfassung entspricht?
Oder du hast 1000 Dinge im Kopf, das Telefon klingelt pausenlos, auf dem Tisch türmt sich die Arbeit - und dann erreicht dich ein Anruf: "Was ist denn nun mit...?" und du reagierst verwirrt, kopflos vielleicht, weil du in ausgerechnet diesem Augenblick an alles mögliche, aber nicht daran gedacht hast. Und wenn du es nur fünf Minuten später korrigieren willst, ist das nicht mehr möglich, weil du die Gefühle des anderen Menschen verletzt hast. Also ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mich macht so etwas immer sehr betroffen. Dann hadere ich mit mir, warum bin ich nicht aufmerksamer, warum bin ich nicht einfühlsamer? Ist es mir wirklich nicht so wichtig wie dem anderen Menschen? Oder... geht es hier nicht dennoch auch um Erwartungshaltungen? Können wir Erwartungshaltungen anderer Menschen erfüllen? Dürfen wir überhaupt Erwartungen gegenüber anderen Menschen haben? Müssen wir nicht zwangsläufig enttäuscht werden, wenn wir sie haben? Es ist gut vier Jahre her, da sagte mir mal jemand: "Du musst dir abgewöhnen, das eine oder andere von den Menschen zu erwarten und dich vor allem davon abhängig zu machen, ob diese Erwartungen auch erfüllt werden oder nicht." Damals habe ich das nicht verstanden und entsprechend bockig reagiert: "Ja super, dann sag doch gleich, jeder Mensch hat einen Freifahrtsschein und kann sich benehmen, wie er will. Ich darf dann nicht sauer sein, weil, ich hab ja nichts erwartet."
Inzwischen lebe ich es anders. Ich freue mich total über das Schöne in meinem Leben und bin einfach nur dankbar für die Dinge, die Chancen, die Möglichkeiten, die "Gaben", die das Leben für mich bereithält. Und versuche die Dinge wieder so zu nehmen, wie sie kommen. Das Beste daraus zu machen. Ja na klar, das funktioniert nicht immer so und worüber ich heute schmunzel, darüber krieg ich morgen einen mein-ganzes-Leben-ist-einfach-nur-scheiße-Anfall. Doch im Großen und Ganzen... versuche ich mich von eben diesen Erwartungen frei zu machen. Um mich frei fühlen zu können. Frei von Zwang und Druck und von der Angst, enttäuscht zu werden.
Entspannt leben. Harmonisch leben. Mit den Menschen, die ich liebe. Selbst mit denen, die ich nicht liebe ;-) Ich weiß, meine kratzige Stimme aus Hessen wird beim Lesen dieser Zeilen sagen: "Du sollst endlich aufhören, von allen Menschen geliebt werden zu wollen!" und allein bei der Vorstellung darüber muss ich grad lachen. Ich will gar nicht von allen geliebt werden. Aber entspannt und fröhlich mit den Menschen umgehen können. Und die, die ich liebe, sollen das wissen und spüren können. Vielleicht kann ich das nicht immer so zeigen oder vermitteln. Aber... kann man das denn auch immer? Wird es nicht immer Augenblicke geben, in denen wir nicht das bekommen, was wir gerade gerne hätten? Ach, da waren wir wieder an dem Punkt... dem Punkt der Erwartungshaltung...
Wisst Ihr was, ich fahre jetzt nach Hause, es ist 18.14 Uhr und ich hab seit 14 Minuten Feierabend. Daheim werde ich meinen Keller aufräumen, das wollte ich schon lange und außerdem hab ich gestern mit dem Frauenhaus telefoniert, die nehmen getragene Sachen sehr dankbar entgegen (nicht so wie gewisse Vereine, die einsammeln und für teures Geld in Armutsländern verscherbeln). Da habe ich eine Aufgabe, gleichzeitig das Gefühl, heute wenigstens noch eine gute Tat vollbracht zu haben und außerdem... kann ich beim Putzen und Aufräumen am besten nachdenken ;-)
Ich wünsch Euch was.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Der Abend danach

...der Abend nach dem Kinofilm. Lange nicht mehr hat mich ein Film so berührt wie dieser. Wisst Ihr, es waren diese Kleinigkeiten, diese tausend Kleinigkeiten, die auf mich eine unglaubliche Faszination ausübten. Die Postkarten - an die Wand gepinnt. Die Muscheln - im Blumenkasten verteilt. Dieser Glitzervorhang mit Muscheln - kitschig bunt und dennoch wunderschön. Das Bett aus Eisenrohr, dazu die vielen Kissen und bunten Tapeten. Die Dachkammer mit den vielen selbstgemalten Bildern und Sammelstücken. Und natürlich... das Haus am Meer. Ich meine, so richtig am Meer. Das Haus auf Stelzen, die bis in das Meer hineinragen. Wenn man den Balkon betritt, steht man quasi mittendrin - im Meer. Gibt es einen schöneren Ort zum Leben? Zum Lieben? Zum Wohlfühlen? Zum Schreiben? Zum Malen?
Und die Geschichte selber... Eine sicherlich vorhersehbare Geschichte... Leider Gottes bis zum befürchteten Ende, ein Geschichte, von der Kritiker schreiben "...ein wunderbarer Film, der zeigt, dass auch eine große Liebe nicht immer ein Happyend braucht..."
Also wenn Ihr mich fragt: Ich hab das Kino verlassen, hab mich wie betäubt gefühlt von den großen Gefühlen, die mir vorgespielt und doch selber gar nicht fremd waren. Und war so glücklich und so dankbar, die Hand des Menschen an meiner Seite nehmen zu können, den Moment mit jemandem teilen zu können, in dem man keine Worte findet, nur einander anschauen kann und dennoch versteht.
Heut Abend nun lauf ich barfuss durch meine halbdunkle Wohnung, nur beleuchtet vom Schein mancher Kerzen, deren Geruch nach Vanille als auch der Geruch süßen Tees in der Wohnung liegt. Das Badewasser ist eingelassen, im Player liegt die neuerworbene Filmmusik von "Der englische Patient". Danach werde ich mich in mein Bett kuscheln, zwar kein herrlich romantisches Eisenbett wie im Film, aber trotzdem - so finde ich - eine, nein - meine Wohlfühloase mit vielen Kissen und weichen Decken, werde noch etwas lesen, vielleicht aber auch einfach nur den Moment genießen - und einschlafen mit dem guten Gefühl, dass der Liebste zwar wieder fort, ich jedoch nicht allein bin.
Und den Film - den schaue ich mir noch einmal an.

Freitag, 24. Oktober 2008

Das Lächeln der Sterne


Irgendwie bin ich total müde heute. Strahlender Sonnenschein, strahlendblauer Himmel - und ich bin trotzdem müde. Hänge durch wie ein ausgeleierter Gummi und nicht mal die stärkste Tasse herrlich aromatischen Bürokaffees vermag es, mich aus diesem Zustand zu reißen.
Nun, ich denk schon, das ist jetzt der Tribut der letzten mehr oder weniger durchwachten Nächte. Manchmal bin ich eben doch nicht mehr so jung, wie ich mich fühle ;-)
Andererseits... muss ich schon auch gestehen, dass meine Stimmung ähnlich durchhängt wie ich selber auch. Und das trotz eben dieses wunderschönen Herbsttages. Kennt Ihr auch solche Phasen, wo manchmal ein (falsches) Wort genügt und man möchte am liebsten an die Decke gehen? Ich hab heut übrigens einen ganz interessanten Artikel gelesen, nach dem die Forscher herausgefunden haben, dass es gerade bei schwierigen Problematiken hilfreich sein kann, sich von eben diesen Problematiken abzulenken und mal was ganz anderes zu machen, bevor man sich an die Lösung des Eigentlichen macht. So weit so gut. Vergessen wir dabei natürlich nicht, dass dieses Ablenkungsmanöver schnell mal zum Verdrängungsmechanismus werden kann - und dann bekommen wir ja erst richtig Probleme... Dennoch - wenn man mich persönlich fragt: Ich glaube schon, dass die Forscher recht haben. Letztlich haben wir alle ein ordentliches Säckel zu tragen - und wenn wir uns nur mit der Auflösung dessen befassen - wo bleibt dann das Leben, der Genuss, die Entspannung? Wenn ich aber immer gerade dann, wenn ich versuche, mich freizuschaufeln, nein, mich abzulenken, wieder auf die Probleme zurückgestubst werde "du musst doch mal dies... du musst noch das... warum passiert da nichts... warum geht dort nichts voran...so einfach, wie du dir das vorstellst, ist das nicht..." etc., dann... hängen auch dem stärksten Optimimisten irgendwann die Flügel :-(
Aber wie gesagt, vielleicht bin ich auch mal wieder zu empfindlich, vielleicht sollte ich einfach nur mal wieder ausschlafen und dann wirds auch wieder. Na dann... gönne ich mir jetzt eine weitere Tasse Kaffee, lausche dem Soundtrack von "Das Lächeln der Sterne" (ist jetzt im Kino, hab ich aber noch nicht gesehen - wird aber umgehend nachgeholt! ;-)) - ein wunderschöner Song von Gavin Rossdale (finde ich jedenfalls), erledige die letzten notwendigen Handgriffe hier im Büro und wünsche allen mit letzter Kraft ein wunderschönes sonniges Herbstwochenende! :-)

Ach ja, wer den Trailer noch nicht kennt:


Und übrigens: Unter Galerie könnt Ihr in den Fotos aus dem Film blättern. Und darunter ist ein Foto, von dem ich selbst grad auf meiner Insel ein Ähnliches "geschossen" hab: Über mir die Möwen... Ein wunderschönes Foto - ein wunderschöner Moment... Ich glaub, das ist MEIN Film ;-)

Eure Helma

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Spotlight

...So. Da bin ich nun wieder. Zurückgekehrt von meiner geliebten, sonnendurchfluteten Insel. Wunderschöne Herbsttage, wunderschöne Spaziergänge am Meer. Ein Foto kann ich heute zwar nicht hinzufügen (Kabel vergessen, was soll man dazu sagen...) - aber das hole ich nach - versprochen!
Jedenfalls - auf die Insel zurückzukehren, das fühlt sich noch heute, genau 20 Jahre nach meinem Fortgang (scheiße, bin ich alt geworden) immer noch so an, als käme ich nach Hause. Das ist einfach ein Gefühl... Unvergleichlich, unbeschreiblich. Alles hat sich verändert da oben, alles ist neu und vor allem verdammt kommerziell, wie eben überall. Aber es ist... immer noch meine Insel. Gerade am Meer - sie schmeckt, sie atmet wie auch vor 20 Jahren. Du schaust den Menschen in ihr Gesicht, mürrisch oft und sowieso misstrauischen Blickes. Aber so sind sie eben, die aus'm Norden: ohne Schnörkel, gerade heraus. Sie sagen mit derselben Inbrunst "Du Arsch!" wie auch "Nu los, lass uns ma n lütt'n Korn trinken!" - und meinen beides aus vollstem Herzen ehrlich. Denn wenn sie nicht so denken, sagen sie es auch nicht - und das, so muss ich gestehen, vermisse ich anderenorts schon das eine oder andere Mal.
Nun, und ob der menschlichen ;-) als auch der landschaftlichen Schönheit wegen habe ich nun wirklich diesen Kurzurlaub bis zur Neige ausgekostet, hab die Rückreise quasi in der allerletzt möglichen Minute angetreten. Ehrlich gesagt, bisschen mulmig war mir schon bei der ganzen Sache. Zum einen fehlt mir doch eine ganz beträchtliche Mütze Schlaf, zum anderen bin ich Ewigkeiten nicht mehr nachts längere Strecken Auto gefahren. Aber wenn ich dafür ein paar Stunden länger auf meiner Insel verweilen kann? Und wo ich es ja überhaupt eigentlich liebe, nachts zu fahren? Also erwarb ich im Supermarkt diverse Flaschen Cola und sonstige Muntermacher, sortierte entsprechende Musik-CDs und instruierte meinen Großen: "Sprich mit mir - damit ich nicht so schnell müde werde." Nun ja, was soll ich sagen. Die ersten beiden Stunden der Fahrt hielt er tapfer durch. Reichte mir Cola, Obst und sonstige Snacks, saugte sich Gesprächsstoff förmlich aus den Fingern, doch als dann noch der Regen über uns kam, da gab es kein Halten mehr: Jeder Regentropfen mehr drückte ihm auf die Augenlider, bis sie ihm endlich zufielen und der Kopf auf die Brust sank. Offen gesagt, ein bisschen schmunzeln musste ich schon. Verräterbande. Erst beknien sie mich ohne Ende, nachts fahren zu wollen, schwören maximalste Unterstützung - und dann schlafen sie den Schlaf der Gerechten. Was ich ja auch tun könnte, wenigstens für 10 Minuten auf dem nächsten Rastplatz; jedoch wenn ich daran dachte, dass wir frühestens ein Uhr morgens daheim "einfliegen" würden, ich also vor zwei Uhr nicht ins Bett finden würde und aber 6.30 Uhr wieder der Wecker klingelte, ein arbeitsreicher Tag folgen würde, dann... ja dann... blieb mir nur, mir selbst ein Lied zu singen. Nur musste ich mich dazu diverser Love-Songs bedienen, von denen nicht nur die Melodien eingängig, sondern auch die Texte nicht so schwierig waren, dass man sie beim dritten Hören schon mitsingen konnte, wenigstens phasenweise. Singen oder mitsummen, das ist ja nun ein Unterschied - und mitsummen fordert nicht wirklich. Also stellte ich mir vor, ich säße hier nicht im Auto, sondern auf einer Bühne und... Spot an! (was ja dank eines völlig augenunfreundlichen 6000er oder 8000er Xenon-Lichts diverser Protzkarrenbesitzer selbst auf einer Bundesautobahn gegeben war) und sänge Euch von Liebe & Leid, Glück & Traurigkeit (an dieser Stelle noch mal einen Dank an Shania Twain für die doch... sehr... sagen wir mal... eingängigen Texte ;-)) Ja und was soll ich noch sagen: Es hat gewirkt! Ich war so lange wach, so lange ich singen konnte, die Kinder schliefen trotz dieser künstlerischen Bruchlandung (denn wenn ich eines nicht kann, dann ist es Singen, aber mir macht es trotzdem Spaß! :-)) und so fuhr ich singend und swingend durch die Nacht, das ganze Repertoire an Love-Songs rauf und runter (in Ermangelung eben leichtgängiger Texte auch mal eben denselben Song zehnmal hintereinander), bis ich dann gegen 1 Uhr morgens mit Müh und Not den Hof erreichte. Also lustig fand ich schon auch eines: Komme ich sonntagsabends gegen 18 Uhr mit der Bahn aus München, lasse ich die Reisetasche in einer passenden Ecke fallen und sage mir: Morgen ist auch noch ein Tag, mehr Zeit zum Auspacken. Kehre ich aber mitten in der Nacht ein Uhr heim, müssen unbedingt noch alle Taschen und Kosmetikbeutel entpackt und alle Utensilien an Ort und Stelle verstaut, müssen noch die Haare gewaschen, die Haut mit Bräunungscreme und die Nägel mit dunkelrotem Nagellack verschönert werden. Bloß um dann gegen zwei Uhr endgültig in die Federn zu fallen, gerade noch den Wecker gestellt zu bekommen und viereinhalb Stunden später wieder aufzustehen. Und da wollt Ihr Männer uns Frauen verstehen wollen? Ich sag Euch was: Wir verstehen uns oft selbst nicht mal! In diesem Sinne - just singing for you - Frau HELMA ;-)

Freitag, 17. Oktober 2008

Die Gedankengänge...

...einer Büromieze, wie ich eine bin, wenn sie mit Geschäftspartnern telefoniert... Leute, wenn wir manchmal wüssten, was den Leuten dabei alles so im Kopf herumgeht, dann würden wir uns vermutlich oft genug zu Tode erschrecken oder aber geschüttelt vor Lachen vom ergonomisch geformten und damit wirbelsäulenfreundlichen Bürostuhl kippen. Ich meine, folgendes Szenario (wie heute): Chef kommt ins Büro, lässt Post und sonstige Dokumente fallen: "Hier guck mal, das eine Schreiben, da musst du mal anrufen und das klären!" Besagtes Schreiben war eine - natürlich ungerechtfertigte - Mahnung. Gewappnet mit Vertragskopie und schon im Kopf zurechtgelegten Sätzen wähle ich die Nummer des Kunden und schon anhand der Vorwahl (040 -> Hamburg -> Norden -> Heimat!!!!) ist mir der Mensch, den ich noch niemals gehört oder gesehen habe, schon außerordentlich sympathisch. Vorausgesetzt natürlich, dass es sich bei besagtem Menschen auch wirklich um einen Fischkopp handelt. Erst geht dieser Mensch eeeewig nicht ans Telefon (typisch nordisch, scheint also doch ein Echter zu sein) und als ich ihn dann endlich ans andere Ende bekomme, begreife ich spätestens nach dem Ende seines zweiten Satzes: Der Typ da ist stockschwul. Und schon überschlagen sich während des dienstlichen Gespräches alle meine privaten Gedanken: schwul -> "Der bewegte Mann" -> Ausleben aufrichtiger Gefühle ohne jede Scheu, so oder so -> schwule Männer - beste Freundinnen :-) Irgendwie konnte ich mich kaum mehr auf das eigentliche Telefonat konzentrieren, weil ich lieber - anstatt Kundennummer und Rechnungsbeträge und Verweis auf vertragliche Regelungen durchzugeben - gefragt hätte: "Willst du meine beste Freundin sein?" Die Frage lag mir so nachdrücklich auf der Zunge, dass ich schon fürchtete, sie springe mir da auch herunter. Nun ja, was soll ich sagen... Das Telefonat wurde selbstverständlich seriös begonnen und beendet, hernach tat ich einen tiefen Seufzer und nahm einen ebenso tiefen Schluck aus meiner Kaffeetasse und tat im Stillen Buße an meine Freunde und Freundinnen: Da ist zwar niemand drunter, der gleichgeschlechtlich liebt, aber ich bin trotzdem heilfroh, dass ich sie alle kenne ;-)

Donnerstag, 16. Oktober 2008

I'm A New Soul

...diesen Song habe ich mir heute Morgen, kaum im Büro angekommen, in den Player geschoben, eine Tasse guten heißen aromatischen köstlichen Bohnenkaffee mit gaaaaanz viel Milch dazugestellt und fühlte mich mit einem Male soviel besser wie in den vergangenen Tagen. Manchmal ist das ja so, dass kleinste Dinge genügen, um die Last von den Schultern zu schieben und sich wieder (bildlich gesprochen natürlich) gerade machen zu können. Manchmal genügt dazu ein kurzes Telefonat mit dem geliebten Menschen, manchmal genügt das geschriebene Wort eines Freundes, manchmal genügt einfach auch... der Klang einer bestimmten Melodie. Also oftmals hilft ja auch der pure, reale Sonnenschein, aber wenns den nicht gibt, dann... muss es eben auch anders gehen. Nicht umsonst behaupte ich immer, dass entscheidend ist, dass wir die Sonne IN uns fühlen. Und - Leute - ich spür sie wieder. So ein bisschen wenigstens. Und diesen "Sonnenstrahl" koste ich gerade aus, mit aller Energie, die Würgerfreund Schmerz noch zulässt. Übrigens darf mein Sohn sich aus 25 vorgegebenen Büchern eines aussuchen, zu dem er in einigen Wochen einen Vortrag halten muss. An einen Titel erinner ich mich besonders "Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen." Also ich kenne das Buch zwar (noch) nicht, aber was soll ich sagen... Vor meiner Tür steht kein Stuhl, da steht bereits ein Kanapee, diverse Kissen, Getränke, Snacks... Na dann!

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Keep cool, Baby...


....sagte ich mir, als ich mich auf den Heimweg begab und in Gedanken immer wieder den heutigen Vormittag als auch damit bevorstehende Konsequenzen durchging. Und irgendwann in diesem Gedankenkreis komme dann auch ich an die Stelle, wo ich daran denken muss: Ja... Wie war das eigentlich bei mir früher?
Nun ja, dies hier ist zwar kein Beichtstuhl, aber... Bei der Wahrheit sollten wir doch bleiben. Und so erinnerte ich mich an verschiedene Stationen meiner Kindheit. Erinnerte mich zum Beispiel daran, wie meine Mama mich früher zur Kaufhalle schickte (heute nennt sich das Supermarkt), zumeist abgezähltes Geld, manchmal aber auch nicht - und so gönnte ich mir doch die eine oder andere heimliche Süßigkeit in Form einer Rolle Drops (wer von Euch kennt die noch?) oder auch einer Tüte Schoko-Linsen oder der Schlager-Süßtafel. All diese Köstlichkeiten versteckte ich sorgsam in unserem Kohlenkeller (!), die ich mir immer dann genüßlich hervorholte, wenn ich mich in Sicherheit wähnte. Immerhin habe ich zwei Brüder und die ohnehin schon schmale Köstlichkeit zu teilen... Nee also, das ging doch nun wirklich nicht. Nun gab es ja damals den EVP - den einheitlichen Verkaufspreis (oder so ähnlich). Über so etwas macht man sich jedoch im Alter von ca. 10 oder 12 Jahren nicht wirklich Gedanken - und ich erfand die dollsten Geschichten, warum das Restgeld nicht mit den Erwartungen der Frau Mama übereinstimmte. Das Ganze ging auch eine ganze Weile gut - bis mich die Mama eines Tages im Kohlenkeller schon erwartete, als ich mit den Schätzen vom Einkauf zurückkehrte...
Oder die Haare, die ich mir mit einer Nagelschere (!!) selber schnitt und meiner Mama gegenüber schimpfte und wetterte, wie schlecht doch die Frisöse gearbeitet hatte... Wieso habe ich da eigentlich nicht dazu gestanden, dass ich keinen Bock mehr auf die langen Haare und spontan einen Selbstversuch gestartet hatte? Der Himmel wirds wissen... Genauso wie die Antwort darauf, warum ich die Unterschrift im "Mutti-Heft" (1. oder 2. Klasse, so genau weiß ich das nicht mehr) als auch unter eine haushoch versemmelte Arbeit im Fach Technisches Zeichnen (8. oder 9. Klasse) im Alleingang hinzuzaubern versucht hatte (der 1. Versuch wurde übrigens selbstverständlich sofort aufgedeckt, der 2. blieb unerkannt ;-)).. Grad muss ich lachen, weil mir eine Begebenheit einfällt, die... nun ja... nicht wirklich für mich spricht... Meinem großen Bruder schenkte ich irgendwann eine Tüte Kullerkekse. Schon einen halben Tag später bereute ich wahrhaftig diesen Großmut, nahm sie, als er grad nicht hinsah, wieder an mich und versteckte sie in meiner Brotbüchse. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, wie akribisch er (Sternzeichen Jungfrau, noch Fragen?) sein Zimmer absuchte und natürlich die Kekse nicht fand, wohl aber den geistreichen Schluss zuließ, dass nur eine wieder im Besitz dieser Kekse sein konnte. Das Verräterschwein wandte sich nicht an mich, sondern an die Mama, anklagend und verzweifelt und ich kann Euch sagen: Ich wand mich wie ein Aal, schwor Stein und Bein - bis ich die Brotbüchse vorzuzeigen hatte. Also da fiel mir nun wirklich keine Ausrede mehr ein - und ich gestand... Den Satz meines Bruders vergesse ich nie: "Warum schenkst du sie mir denn erst, wenn du sie mir wieder wegnimmst?" Also Freunde, darauf weiß ich bis heute keine Antwort :-) Was ich aber begriffen habe, ist, dass ehrlich einfach am längsten währt. Und DAS, darauf verlasst Euch, bringe ich meinem Jüngsten auch noch bei! Guten Abend :-)

BONG

...hats heut wieder bei mir gemacht - und wem hab ich das zu verdanken? Na klar... Alles begann heut Morgen mit dem Wecker, der noch gar nicht geläutet hatte, als sich ein Schatten vor mir aufbaute: "Mir ist sooooooo übel!" Beim näheren Betrachten dieses Schattens entpuppte er sich als mein Kind, das mit blutleeren Lippen und einer beinah schon gelbstichigen Gesichtsfarbe vor mir stand. Der Tonfall ein wenig "kehlig" (so nennt das der Kinderarzt, wenn die nächste Mandelentzündung im Anmarsch war) und da ja alle Hausaufgaben erledigt und alle schlechten Noten gebeichtet waren... schien es nunmehr doch so zu sein, als ginge es dem Jungen in der Tat nicht gut. Also tiefer Seufzer meinerseits und die Entscheidung: "Gut, dann bleibst du heute daheim. Aber dann gehst du um 8 Uhr zur Kinderärztin rüber. Ich möchte, dass sie sich das mal anschaut, das geht ja nicht, dass wir jeden Monat einmal diese Probleme haben." Also es war schon ein Erlebnis zu sehen, wie schnell der Teint von blassgelb auf rosarot wechselte, die Lippen voll und schön wurden und ein Glanz in die Augen zurückkehrte, als habe ich ihm ein unerwartetes Geschenk bereitet. Wie ist so etwas nur möglich? Innerhalb von Sekunden? Was für ein Pflänzchen habe ich hier "herangezogen"? Ein Novum, das selbst als (kleiner) Mann unter PMS leidet? Oder gar ein Chamäleon, das seine Farben und sein Aussehen je nach Bedrohung wechselt? Oder doch einen Jungen, der bereits im zarten Alter ein geborener Schauspieler ist? Fakt jedenfalls ist: Als ich das Haus verließ, um in die Arbeit zu stürmen, lag es genüßlich im Bett und wartete augenscheinlich darauf, dass die Mama endlich ging, damit Mann in Ruhe die Glotze einschalten könne. Und als ich im Laufe des Vormittags nachtelefonierte, ob Mann denn beim Arzt gewesen sei, bekam ich eine Geschichte zu hören, die alles andere war - nur nicht wahr... Ich meine, wie ist es möglich, an einer Bronchitis erkrankt zu sein, wenn man nicht wenigstens einen Husten hat? Und wie ist es überhaupt möglich, eine Diagnose gestellt zu bekommen, wenn die Praxis seit einer Woche wegen Urlaub geschlossen ist? All diese Fragen bekam ich selbstverständlich nicht beantwortet, und als mir nunmehr endlich der Kragen platzte, der Hals schwoll und die Stimme sich hob, da wusste sich mein prämenstruell?-geplagtes Kind nicht anders zu helfen, als in Tränen auszubrechen und mir zu gestehen: "Wenn ich dir gesagt hätte, dass ich nicht hingegangen bin, hättest du bloß wieder gemeckert." Woraufhin mir endgültig der Geduldsfaden riss und ich ihn schnaubend und kochend fragte: "Na und jetzt ist es wohl besser - oder was!?!" Am anderen Ende herrschte Stille - auch mir fiel nichts mehr zu sagen ein außer "Wir sprechen uns heute Abend!" Wie ich heute Abend reagieren werde, weiß ich noch nicht. Das einzige, was ich weiß, ist, dass Sponge Bob und Hotel Zack & Cody oder wie diese Lieblingssendungen auch alle heißen mögen, vom Plan gestrichen sind. Fakt ist aber auch: Seit heute plagen mich dieselben Symptome wie ihn: Übelkeit, Halsschmerzen...

Dienstag, 14. Oktober 2008

Nur Du bist Du!

Kennt jemand von Euch diese neue Coca-Cola-Werbung? Die ist doch so herrlich, ich amüsiere mich da immer wieder aufs Neue. Das Brautpaar, er so herrlich verspießert und ernst und überhaupt, während dank ihr unvergessliche Fotografien entstehen, über die man noch beim hundertsten Male lachen könnte. Oder die junge Frau im Büro, die ihr Gesicht so effektvoll plattdrückt an der Glasscheibe. Wirklich, das haben sie echt toll hingekriegt und das sind dann auch immer so Momente, wo ich mir jeglichen Hang zum ich-müsste-jetzt-mal-pieseln verdrücke, mich stattdessen noch entspannter in die Kissen zurückkuschel und den Spots zuschaue, als seien sie die Fortsetzung von Bridget Jones. Oder so :-)
Aber zurück zum realen Leben... Ruft mich doch heut Nachmittag mein Pubertäts-Kind im Büro an. Erst (!) auf meine Frage nach dem werten Befinden (es klagte gestern Abend so ein wenig über Bauchweh) sank augenblicklich der fröhlich-muntere Ton auf ein kläglich-leidvolles Level herab und wurde mir gesagt: "Mutti, mir gehts überhaupt nicht gut. Mir gehts noch ein dreiviertel Stückchen schlechter wie gestern." Hä? Ein dreiviertel Stückchen? Das klingt genauso merkwürdig wie: "Von um zwei bis halb vier gings mir gar nicht gut." Natürlich hab ich ihn schon einige Male zurechtgerückt, indem ich sagte: "Jetzt kneif mal bisschen die Backen zusammen und hör auf, dich selber zu beobachten, dann wird das auch wieder." Als dieser kluge Spruch eines Tages auch nichts mehr fruchtete, kaufte ich ihm einen sogenannten Placebo. Zu seiner Ehre muss ich sagen: Der hilft nicht immer :-) Und heute sagte er mir: "Deine Tablette hab ich genommen, schon in der 2. Stunde. Aber besser geworden ist es nicht. Schlechter zwar auch nicht, aber... eben auch nicht besser." So weit, so gut. Ich erinnerte ihn noch einmal an das Verhalten seiner Backen und brachte ebenfalls in Erinnerung, dass die Ferien bereits vor der Tür stünden und er es vergessen könne, jetzt so kurz vorher noch mal schlappmachen zu dürfen. Also mal ehrlich: Jeden Monat dieselbe Tour (vor allem 1 x pro Monat, da denkt man an PMS - das Prä-Menstruelle Syndrom - und solche Geschichten... aber bei einem knapp 13jährigen Jungen???), da schwankt die Bandbreite schon zwischen "oh mein süßer Kleiner" bis hin zu "jetzt lass dich doch mal nicht so gehen".
Jedenfalls, was soll ich sagen, ich kehrte heim, etwas früher als üblich, das Kind lag bereits entkleidet in seinem Bett (es weiß genau, dass ich weiß, dass es für ihn äußerst ungewohnt ist und immer auf eine ernstzunehmende Krankheit hindeutet) und erhob mit schwacher Stimme die Frage: "Mutti... die Hausaufgaben hab ich gemacht, aber könntest du mir noch bei Englisch helfen?" Worauf ich - Englisch kann ich wenigstens so ein bisschen - spontan antwortete: "Aber natürlich, was hast du denn auf?" Worauf es flugs aus den Laken sprang, mir ein Blatt Papier mit den Namen Shakespeare, Queen Elizabeth und so unter die Nase hielt und sagte: "Ich soll da Fotos einkleben, das Internet hab ich schon mal angeschalten." Im ersten Anflug meines Helfer-Syndroms nahm ich Platz vor dem PC, der zweite Anflug brachte erste leichte Ernüchterung und die Frage: "Nur die Fotos und sonst nichts? Und wieso bitte schaffst du das nicht alleine?" Na ganz einfach: Wenn man Headran Wall statt Hadrian's Wall ins Heft schreibt und auch noch Stein und Bein schwört, dass man es genau so von der Tafel abgeschrieben hätte, dann... müsste man auch mal auf eine Folge Sponge Bob verzichten, um seine Aufgabe ordentlich und gewissenhaft zu lösen. Also atmete ich erst einmal geräuschvoll tief ein und aus und fragte dann: "Gabs sonst noch was in der Schule?" Nachmittags am Telefon hatte er "Nein" gesagt, jetzt sagte er kleinlaut: "Ja" und als ich sah, wie er zu Hefter und Füllhalter griff, schwante mir, was kam: die Note 6 im Fach Englisch. Ein blütenweißes Blatt Papier mit zwei Zeilen meines Sohnes: "Ich habe die falsche Hausaufgabe gemacht. Ich habe keine Hausaufgabe." Woraufhin die Lehrerin korrigiert hatte: "Falsch! Du hattest keine Hausaufgabe und nicht die falsche!" Sechs. Setzen. Den Blick wagte das Kind gar nicht zu mir zu heben. Und ich? Ehrlich, ich war heute einfach zu müde, um aufzudrehen und loszulegen. Mir war viel eher nach Badewanne, Musik, Zuwendung, Nähe - aber nicht nach Auseinandersetzung. Aber was doch sehr bemerkenswert war: Als das Kind sah, die Mama unterschreibt und meckert gar nicht - vergessen alle Übelkeit! Vergessen alle Bauchschmerzen! Stolzer Blick: "Schau mal, ich hab in der Schule auch alles aufgegessen!" Und es waren übrigens noch alle Placebos VOLLZÄHLIG in ihrer Packung! Von wegen, in der 2. Stunde schon geschluckt... Später, der Schmunzelhase lag dann schon im Bett, musste ich lachen, weil mir die Worte einiger Menschen - getrennt voneinander befragt - einfielen: "Dein Kleiner weiß genau, wie er dich kriegt." Wisst Ihr was? Das weiß ich auch. Schon längst! Aber ich... bin eben auch nur ich ;-)

Samstag, 11. Oktober 2008

Bridget Jones...

...ist so ein Klassiker, den du dir immer wieder anschauen kannst. Zum einen, weil du an der einen oder anderen Stelle denkst: "Joooo, das hätte wohl ich sein können..." Herrlich schusslig. Herrlich romantisch und verliebt :-) Und zum anderen, weil du eben an der einen oder anderen Stelle denkst: "Bloß gut, dass ich das nicht bin..." Ich meine, denkt doch nur mal an diese Geburtstagsfeier, zu der alle kostümiert erscheinen sollten. Sie erscheint halbnackt im Bunny-Kostüm... und die gut angezogene, pikierte Gesellschaft schaut dekadent auf sie herab... Diese Szene erinnert mich übrigens an einen Traum, den ich immer mal habe: auf der Straße, in der Stadt unterwegs zu sein und auf einmal festzustellen, dass man nichts oder zu wenig angezogen hat... In einem dieser zahllosen Traumdeutungsbücher liest man ebenso zahllose Deutungen dieses Traumes. Ob er nun etwas bedeutet und was er nun wirklich sagen will - das weiß ich bis heute nicht. Ich meine, so ein bisschen abergläubisch... bin ich ja schon. Ich bin eine von denen, die zusammenzucken, wenn eine schwarze Katze von rechts über meinen Weg laufen will. Wobei ich auch da bereits zwei verschiedene Auslegungen gehört habe: "Schwarze Katze von rechts, dann pechts." Demgegenüber hörte ich auch: "Schwarze Katze von rechts nach links, Glück bringts"... Ja was denn nun?? Meistens jedenfalls bin ich erleichtert, wenn ich mir einreden kann, so was wie einen weißen Latz oder einen weißen Fuß oder irgendso was entdeckt zu haben. Und in den anderen Situationen zucke ich dann die Schulter und sage mir: "Es kommt, wies kommt." Ansonsten bin ich auch eine von denen, die ordentlich zusammenzucken, wenn ihnen morgens im Bad z. B. eine Spinne begegnet. "Spinne am Morgen bringt Kummer und Sorgen." Das kennen wir ja alle und davon kenne ich auch nur diese eine Auslegung. Genauso wie diese: "Spinne am Abend - erquickend und labend." Das bedeutet zwar nicht, dass ein Spinnentier, das mir des Abends begegnet, in meiner Wohnung hocken bleiben darf. Aber zumindest nehme ich ihr nicht übel, dass sie sich mal kurz gezeigt hat. Und für alle anderen Tage bediene ich das kleine Glöckchen über meiner Tür, beim Hinausgehen und auch beim Hineingehen. Ein Glöckchen aus Indien. Die Inder selbst läuten aus dem Glauben heraus, dass es Glück oder wenigstens einen schönen Tag bringen soll, wenn sie es entsprechend läuten. Nun ja... Wirklich bergauf gegangen ist es seitdem bei mir noch nicht. Aber... das Positive ist ja wiederum, dass es auch nicht wirklich bergab gegangen ist. Also werde ich weiterhin jeden Morgen läuten, wenn ich das Haus verlasse, und mir nunmehr die DVD von Bridget Jones in den Player legen, mit ihr fühlen, mit ihr lachen, mit ihr weinen - und einfach nur froh und dankbar sein, dass mein Leben ein... leicht... anderes ist ;-)

Freitag, 10. Oktober 2008

Paul Panzer vs. Schokolade

Wer gewinnt? Heute gewinnt Paul Panzer. Kennt Ihr seine "Feuchtraumbeseitigung-Muscheé"-Geschichte? Immer wieder köstlich, immer wieder gerne gehört. Und da ich heut Abend gar nicht mehr tiefer sinken kann, weil ich nämlich irgendwie noch immer schon am Boden liege und auch gar nicht so viel Schokolade essen könnte, um mich mental wenigstens halbwegs wieder in Form zu fühlen - da... gönne ich mir ein ums andere Mal diese herrliche Episode aus dem "Lass-dich-am-Telefon-verarschen"-Alltag, lache ein bisschen mit und schiebe so den eigenen Alltag ein Stück weit von mir weg. Aber der Alltag ist momentan schon schwierig genug und wenn ich zwischendurch nicht wenigstens ein bisschen Atem schöpfen kann, dann geht eines Tages auch an dieser Stelle gar nichts mehr.
Aber nun hab ich schon einige Male Paul Panzer zugehört, meine Stimmung ist schon um einiges ausgeglichener, die Kinder beide nicht da, zum Ausgehen habe ich auch keine Lust, also... lege ich mich einfach ins Bett, lese ein bisschen und gönne mir noch eine Hörprobe aus dem funkelniegelnagelneuen Album von KEANE "Perfect Symmetry". Gleichnamiger Song und auch der Song "Black Burning Heart" sind einfach ein Must-Have in diesem Herbst ;-)

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Regentage


...da waren sie wieder, meine drei Probleme... So könnte ich meinen heutigen Eintrag beginnen. Aber... Ich frage Euch: Warum muss jeder Schritt nach vorn, den man tut, auch sichtbar im Sinne von "an Ergebnissen messbar" sein? Warum zählen immer nur die Dinge, die man auch sehen, MESSEN kann? Warum zählt nicht einfach auch ein Tag voller positivem Lebensgefühl? Warum können sich Menschen so oft nur auf die Dinge konzentrieren, die sie (noch) nicht erreicht haben, anstatt sich über die Dinge zu freuen, die man schon (geschenkt) bekommen hat? Ja OK, es gab Momente in meinem Leben, da fürchtete ich, eine rot leuchtende Warnlampe auszulösen, sobald ich nur das Bankhaus betrat. Ja OK, es gab Momente, da lehnte ich mit dem Kopf am Fenster und dachte: "...lass dich einfach nur fallen, das geht ganz schnell, dann ist endlich alles vorbei." Ja OK, es gibt immer noch Momente, in denen ich mich vor Schmerz kaum noch in der Lage fühle, mich zu bewegen, überhaupt etwas zu tun - und der Würgegriff, den Freund Schmerz in diesen Tagen ausführt, kann ich kaum noch ertragen. Aber... auch wenn ich nicht aus allem immer und sofort einen Weg finde, wenn ich nicht immer und sofort eine Lösung sehe, auch wenn ich akzeptiert habe, dass gerade die Wege im Gesundheitssystem langwierig und unter Umständen auch mit verschlossenen Türen gestaltet sind, dann kann ich aber immer noch all das Positive in meinem jetzigen Leben sehen und genießen - so gut es irgendwie geht. Muss man denn immer nur Problembekämpfung anstellen? Muss man nicht einfach genauso auch mal innehalten, den Moment genießen? Und eben gerade aus den schönen, den innigen Augenblicken genau die Kraft schöpfen, die man für den alltäglichen Kampf braucht? Und irrsinnig glücklich und dankbar sein, dass man sich in diesem Kampf nicht allein weiß? Dass es Menschen gibt, die einen lieben? Dass es auch Menschen gibt, denen man sich eng verbunden fühlt, auch wenn sie gerade nicht da sein oder für einen da sein können? Ist eine Freundschaft denn nur dann etwas wert, wenn man immer dann daraus Hilfe und Zuwendung bekommt, wenn es einem selbst gerade schlecht geht? Kämpft aber nicht jeder von uns (s)einen alltäglichen Kampf? Ist es nicht so, dass wir selbst oftmals in der "Versenkung" verschwinden, weil die Kraft nicht mehr reicht, die Energie aufgebraucht ist und wir nichts mehr geben können? Geht das nicht jedem anderen von uns auch so? Ist es nicht natürlich, dass wir uns durch die eine oder andere Situation auch allein durchkämpfen müssen, ohne uns deswegen gleich gottverlassen zu fühlen??? Waren wir nicht alle schon "egoistisch" genug, phasenweise vor allem mal nur an uns selbst zu denken? Könnten wir denn überhaupt noch etwas geben, wenn wir leer sind??

Heute Nacht hat es einen wahrhaftigen Laubregen gegeben. Auf dem Weg zu meinem Auto heute Morgen bin ich - zwar in Gedanken versunken - doch aber fast mit der Begeistung eines Kindes durch dieses Laub "gewühlt", hab ich die herrlich goldgelbenen Blätter aufgewirbelt und einfach nur Spaß daran gehabt. OK, das ändert nicht den Kontostand, das löst auch nicht den Würgegriff. Aber... Die Summe dieser vielen kleinen Glücksmomente ist es doch, die uns Kraft schenken. Natürlich könnte ich immer wieder versuchen, die Hürde "Kassenpatient" zu übersteigen, um neue Medikamente, Therapien zu erlangen, die das Leben leichter machen, die Freund Schmerz betäuben, anstatt mit Freunden einen netten Abend zu verbringen oder anstatt ein Bild zu malen oder auch einen Blogeintrag zu schreiben. Jedoch... Wenn wir nur noch kämpfen, verlieren wir dann nicht den Blick für das Wesentliche? Den Blick für das, was unser Leben wirklich ausmacht, was es so wunderschön macht? Ist es denn so verwerflich, Glücksmomente einfach nur zu leben, zu genießen? Warum dann teilen die Menschen, die wir lieben, nicht einfach nur diese Glücksmomente mit uns? Ohne mahnend den Finger zu heben und in die Wunden der Baustellen zu legen?

Regentage... Das Gute daran ist, dass auch sie vorübergehen und dann die Sonne zurückkehrt. Na dann... lasst uns mal den Blick fürs Wesentliche nicht verlieren ;-)

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Party Girl

Grundgütiger, bin ich müde. Wenn man erst nachts um ein Uhr heimkehrt, morgens 5.45 Uhr wieder aufsteht und das alles auch nicht mehr gewohnt ist (mahnend blinkt schon in naher Ferne die 40 ;-)) dann kann ich gar nicht so viel Kaffee trinken, wie es bräuchte, um die Augen nicht nur zu öffnen, sondern auch offen zu halten... Dennoch spürte ich einmal mehr, wie wohl ich mich fühlte in der Gesellschaft von Menschen, deren Anwesenheit sich einfach nur angenehm anfühlt und mit denen man wenigstens für einen Abend lang all die Sorgen und Problematiken von sich schieben kann. Unbeschwert lachen, schwatzen, etwas trinken... Der Schmerz hat mich zwar schon beinah im Würgegriff, so schlimm ist es, aber... wenn wir nicht wenigstens versuchen, das Leben so ein bisschen zu genießen, ja was haben wir denn dann noch?
Und dabei wäre das beinah noch schief gegangen. Ich meine, was nutzt das größte Schloss, der größte Fuhrpark, die teuerste Katze der Welt - wenn die Klingel nicht funktioniert? Mal abgesehen von so einer rostigen, kuhglockenähnlichen Variante, bei der du befürchtest, die halbe Stadt zu wecken, wenn du sie auch nur anschaust. Aber man ist ja geduldig, man klingelt ein ums andere Mal in der Hoffnung, eines Tages doch noch erhört zu werden. Du könntest ja auch durch den Garten und über die Terrasse quasi den Weg durch die Hintertür finden. Aber erstens ist der Garten stockdunkel und du weißt nicht, was dort alles für mögliche Gefahren in Gestalt von Wegelagerern etc. lauern. Mal abgesehen davon, dass der letzte Weg zu jener Terrasse über einen schmalen Steg führt und wenn du da mal daneben trittst... gehst du auch im Oktober noch mal baden ;-) Außerdem bist du wohlerzogen und weißt, dass du gefälligst von der Haustür aus Einlass begehrst. Punkt. Irgendwann musst du über dich selber lachen, weil du da stehst wie ein Tropf vorm Tor, während von drinnen Gelächter und Musik herkommen. Also lehnst du das Geschenk an die Hauswand, nimmst gemächlich auf den Stufen Platz und schreibst eine sms an das Geburtstagskind: "Nächstes Jahr bekommst Du von mir eine Klingel." Sonst nichts. Kein Gruß, nix - weil, eigentlich sollte es ja auch sowieso eine Überraschung werden, dass du überhaupt mitten in der Woche (und nicht erst zu den Feierlichkeiten am Wochenende) auftauchst. Dann sitzt du da, der Arsch wird kalt, irgendwann fängst du doch bisschen an zu frieren und ungeduldig bist du ja eigentlich von Haus aus eh schon. Also seufzt du ein bisschen zur eigenen Erleichterung, weil eigentlich wolltest du das bisschen Guthaben auf der Karte schonen und nicht für Schlossbesitzer vertelefonieren, aber was tut man nicht alles für das Wohl der anderen ;-) und nun rufst du ihn an, damit du heute vielleicht doch noch die Möglichkeit bekommst, Geschenk und Glückwünsche persönlich zu überreichen.
Und DER Blick, diese Überraschung des Geburtstagskindes - das war den kalten Arsch und die müden Augen am nächsten Morgen wert ;-) Auch wenn dir der Liebste an diesem nächsten Morgen mahnend schreibt: "Party Girl - sollst Du nicht gesund werden?" Na aber klar doch. Na aber sicher doch. Aber... bisschen Genuss zwischendurch muss es doch auch geben ;-) Ihr wisst schon, der berühmte Schluck aus der Flasche des Lebens...

Dienstag, 7. Oktober 2008

Ich hab sie - ich hab sie!!!

...und leider wieder verloren... Es ist unglaublich, es ist ein-fach-uuuuuuun-glaub-lich... Da kommt mir doch heut Abend ein sogenannter Geistesblitz, nicht wahr, ich krame nach und finde endlich die verloren geglaubte Liste mit diversen Nummern, die man fürs Online-Banking nun mal braucht. Und was ist? Ihr werdets nicht glauben: Als ich super erleichtert endlich eine Rechnung begleichen will, sagt das System: Diese Nummer wurde bereits benutzt. OK. Klar, die kam mir ja gleich so bekannt vor. Zweiter Versuch: Diese Nummer wurde bereits benutzt. Da musste ich grinsen. Na gut, zwei Nummern benutzt und nicht weggestrichen. Was solls. Das Grinsen jedoch verging mir schlagartig, als beim Eingeben der dritten Nummer folgendes auf dem Bildschirm erschien: "Da Sie dreimal hintereinander eine falsche Nummer eingegeben haben, wurden alle noch verbleibenden Nummern Ihrer Liste gesperrt." Ja super... In den nächsten 14 - wohlgemerkt - viiiieeerrzehn Tagen kommt eine neue Liste mit neuen Nummern. Vierzehn Tage? Bis dahin krieg ich doch fett ne Mahnung. Und dazu bestimmt 3,50 Euro Mahngebühr. Was ist billiger: Der Sprit zur nächsten Bank oder die Mahngebühr? Ich glaub, die Mahngebühr...
Ach ja, und dreimal dürft Ihr raten, wobei mir der Geistesblitz zum Auffinden der Liste kam: na klar, beim Suchen. Mein Großer nämlich sucht beetweise sein Zeugnis, das er beim Amt für Ausbildungsförderung abgeben muss. Da er aber die Woche über in eben dieser Ausbildung und nicht bei mir zu Hause ist, hab ich heut Abend das Suchen übernehmen müssen.
Und jetzt dürft Ihr noch mal raten, von wem er diese Unart des Verlegens und nicht Wiederfindens hat ;-)

So, und jetzt fahr ich in einer halben Stunde, wenn ich den kleinen Spross zu Bett gebracht hab, zu einem Geburtstag. Ihr wisst schon, das Bild für den 51jährigen... Wenigstens hab ich DEN Geburtstag nicht auch noch vergessen ;-)

Wer suchet...

...der findet manchmal trotzdem nicht ;-) Kennt jemand von Euch diesen Zustand auch? Also offen gesagt, ich könnte manchmal verrückt werden oder verzweifeln über mich selbst oder mir auch ins "Knie beißen", wie man so schön sagt. Gestern Abend z. B. war wieder so ein Tag. Auf allen Vieren bin ich quer durch meine kleine Wohnung gerobbt, habe jeden Winkel inspiziert, in jede Schublade geschaut, in allen in Frage kommenden Büchern oder Heftern etc. geblättert - auf der Suche nach einer Liste, kleiner noch als das Format A5. Dieses erfolglose Unterfangen hatte zumindest den Vorteil, dass einige andere Dinge sich wieder anfanden, die man längst verloren glaubte, und dass auch sonst wieder eine gewisse... sagen wir mal... Grundordnung zurückgekehrt war. Eine Grundordnung in dem Sinne, dass Dinge ihren "alten" Bestimmungsplatz zurückerlangten und ich mich nun nicht jede Woche mit Kompass und Orientierungssinn auf Suche begeben muss. Völlig erschöpft und entmutigt lag ich jedoch letztlich auf meinem Bett, versuchte mich an den Moment zu erinnern, als ich jene bewusste Liste zuletzt in der Hand gehalten hatte und musste dann aber unvermittelt lachen, weil mir die Worte einer Freundin einfielen, die einst zu mir sagte: "Ich könnte mich kaputtlachen über dich. Immer, wenn du deinen Schreibtisch aufräumst, weiß ich genau: Du suchst was!" Leider Gottes haben sich trotz diverser Aufräum- und Suchaktionen bis heute nicht alle Dinge wieder angefunden, haben sie sich augenscheinlich ins Nirvana verabschiedet... Und auf die Frage, die mir heute jemand stellte, ob ich denn die Zahlen von jener Liste nicht noch im Kopf hätte, entgegnete ich entgeistert: "Hallo? Hab ich nen Elefantenschädel, oder was, dass ich mir cirka 170 sechsstellige Nummern merken kann? Gestern noch hast du mich zusammengefaltet, weil ich deinen Geburtstag vergessen hatte!" Worauf er lachte und sprach: "Siehst du, genau deswegen mag ich dich." Das freute mich zwar. Aber weitergeholfen hat es mir auch nicht ;-)

Sonntag, 5. Oktober 2008

Malen vs. Schokopudding

Hey, ich kann wieder richtig lesen und schreiben, sehe alles wieder klar und deutlich. So wie auch die Dinge, die nicht geschrieben und gelesen werden. Manchmal führt man Gespräche, die unerwartete Wendungen nehmen. Die Erschütterliches an den Tag bringen. Dinge, die man selbst durchlebte und mit der Vergangenheit zurückgelassen hat. Und nunmehr feststellt, in welchem Ausmaß sie sich an anderer Stelle wiederholen. Heute Abend war so ein Tag. Du hast diesen Sonntag ganz ruhig begonnen und ebenso ruhig auch ausklingen lassen. Warum auch nicht, die Wochentage sind oftmals anstrengend genug und wer braucht schon rund um die Uhr ein Actionprogamm? Die Jungs jedenfalls sind dir dankbar dafür, dass du sie auch mal das tun lässt, worauf ausschließlich sie Bock haben, während du wiederum in der Zeit tun kannst, worauf du ausschließlich Bock hast. Nach dem Abendessen schaust du mahnend auf die Uhr: "So Großer, pack deine Sachen zusammen, wir müssen gleich los." Denn morgen ist Montag, der Ernst des Arbeitsalltags, für ihn und auch für dich selbst, beginnt. An dem einen und dem anderen Ort. Die Fahrt zu seiner eigenen Wohnung dauert etwa eine dreiviertel Stunde, manchmal auch etwas länger. Und dann beginnt dein großes Kind dir zu erzählen. Dinge, die es erlebt, immer wieder. Umgangsweisen, die du selbst hinter dir gelassen hast mit jenem Tag, an dem du dich von deinem bisherigen Leben, deinem Mann trenntest und dir schworst: "Ich lasse niemals wieder zu, dass jemand so mit mir umgeht." Und in diesem Gespräch erkennst du, wie sehr dein eigenes Kind durchlebt, was selbst nach Jahren noch lebendig genug in dir ist, um jeden Schmerz erneut empfinden zu können.
Wie gehst du damit um? Jetzt genau in diesem Moment und auch in Zukunft? Du bist bestürzt, du reagierst erschüttert - und du lässt dein Kind einfach nur reden, weil du spürst, dass es nicht anklagen, sondern einfach nur reden möchte. Reden muss. Du stärkst ihm den Rücken und du hoffst, ihm Halt geben zu können. Du verabschiedest dich von ihm, drückst ihn fest an dich und fährst wieder heim. Mehr kannst du in diesem Moment auch nicht tun. Auf der Rückfahrt drehst du das Radio auf, bis zur Besinnungslosigkeit laut und mit jedem Drum, der durch deinen Körper geht, schütteln dich die Tränen, weil du eines ganz deutlich spürst: Dein schon erwachsenes Kind hatte im Grunde niemals eine Chance, sich gesund zu entwickeln. Mit einem gesunden Selbstwertgefühl, einem gesunden Selbstbewusstsein. Am liebsten möchtest du an irgendeine Haltebucht heranfahren und dich ausweinen, aber du weißt, dass daheim noch dein pubertierendes Kind wartet. Also fährst du weiter, wischt dir immer wieder die Tränen von den Wangen, du lässt einfach alles heraus. Erst als du daheim angekommen bist, wirst du ruhiger. Du drehst den Schlüssel im Schloss, öffnest die Tür. Alles ist dir vertraut, der Geruch, die Möbel. Deine kleine Festung, dein kleines Nest aus Wohlfühlen und Geborgenheit, das du dir selbst erschaffen hast in den wenigen Jahren und das dir niemand mehr nehmen kann. Die Kinderzimmertür geht auf, dein Kind kommt mit verschlafenen Augen aus dem Zimmer. "Nanu, du schläfst ja noch gar nicht", sagst du und bist aber irgendwie auch erleichtert, dass du ihn an diesem Abend doch noch mal in die Arme nehmen und an dich drücken kannst, weil du sonst nicht weißt, wohin mit den ganzen Emotionen. Das Kind will noch was trinken, dann bringst du es wieder ins Bett. Viel Möglichkeiten hast du jetzt nicht. Entweder legst du dich ins Bett und heulst dich in den Schlaf. Oder du schenkst dir ein Glas Weißweinschorle ein, auf die du zur Zeit so abfährst. Hast du aber nicht. Tja. Und was nun? Du schaust auf die Uhr. Es ist inzwischen 22.30 Uhr, zu spät, um noch ein Bild zu malen. Danach wäre dir jetzt so richtig, aber um diese Zeit... Du bist ja froh, dass deine beinah 40 Jahre alten Augen wieder richtig funktionieren. Diese... ja... Störung von heute Vormittag hat dich ja schon irgendwie bisschen nachdenklich gemacht. Doch was solls, es geht ja alles wieder. Also machst du kurzen Prozess und kochst dir einen Schokopudding. Und hoffst, dass der gute alte Kakao auch diesmal seine Wirkung tut und dich aus diesem Tief befreit. Und es funktioniert! Du löffelst ein wenig von diesem heißen Schokopudding, vergießt noch ein paar Tränen und dann... Dann endlich wird dir klar, welchen Weg du gehen kannst. Einen Weg, der gut für deine beiden Kinder und auch für dich selbst ist. Na endlich, na bitte, wer sagts denn? Warum nur brauchst du für manche Dinge nur einfach so lange, bis du verstehst und begreifst und vor allem: bis du es dir bewusst machst?
Jetzt könntest du noch einen zweiten Schokopudding vertragen, nicht der Stimmung wegen, einfach nur... weil du jetzt auf den Geschmack gekommen bist. Leider war es das letzte Beutelchen, Frustschokolade hattest du extra nicht eingekauft, weil du diese Woche schon zwei ganze Tafeln von dieser leckeren Karamell-Schoko-Variante hattest und du ja schon noch ein wenig auf dich achtest. Die Alternative wäre ein knackiger, saftiger Apfel. Oder aber.... Ja genau: Du legst dich ins Bett, vertiefst dich für eine Seite lang noch mal in einem Buch und dann, so fühlst du es jedenfalls, wirst du besser schlafen wie letzte Nacht. Na dann...

Bilder malen als Therapie :-)


Heute fällt es mir gar nicht so leicht, etwas aufzuschreiben. Die Buchstaben verschwimmen vor meinen Augen, irgendwie sehe ich sie nicht so klar wie sonst und irgendwie auch doppelt.

Und doch fühle ich mich inzwischen wieder so eins mit mir selbst. Heute hab ich mein erstes "Auftragsbild" fertiggestellt. Ein Geschenk zu einem 51. Geburtstag, ein Bild ausdrücklich gewünscht aus meinem Pinsel :-) Und mit jedem Pinselstrich mehr, natürlich und sowieso begleitet von Musik, spürte ich, wie die Gelassenheit zurückkehrte. Diese Ruhe in mir. Dieses Gefühl gleich jener Spielfigur, die nach allen Seiten geschubst werden können - sie schwingen hin und her und kehren doch immer wieder zu ihrer eigenen Mitte zurück... Genau so fühle ich mich auch heute wieder, an diesem Oktobersonntag, an dem es inzwischen zu regnen begonnen hat. Doch was kümmert mich das schon, die Luft schmeckt trotzdem herrlich mild. Und so hab ich, bevor ich mit dem Bild begann, auf meinem Balkon im Korbstuhl gelehnt, eingekuschelt in die grobgestrickte Jacke, die Beine angewinkelt, die Arme um die Beine geschlungen, ab und zu einen Schluck meiner ersten Tasse guten-Morgen-Kaffee genossen, den Blick in die Ferne gerichtet, ohne wirklich auf etwas zu schauen. Ich muss gar nicht ewig so sitzen, geht ja eh nicht, denn gerade das Sitzen auf Stühlen kann ich vor Schmerz nicht ertragen. Aber nur diese wenigen Minuten in dem Korbstuhl, tief einzuatmen, die Augen zu schließen, dem Wind zuzuhören, wie er durch die mittlerweile an den Bäumen immer spärlicher werdenden Laubblätter murmelt, im Hintergrund die Musik - diese paar Minuten haben genügt, um die Last mancher Gedanken abzulegen, abzustreifen wie ein Kleid, das zu eng geworden ist. Und dann mit dem Bild zu beginnen. Grundgütiger, wie viel und wie oft habe ich früher gemalt. Und wie viele Jahre habe ich keinen Stift, keinen Pinsel mehr in der Hand gehalten. Ich weiß noch genau, wer mir dieses Malen beigebracht hat. Da sind diese Erinnerungen gleich einer Momentaufnahme. Wie ich, ich muss wohl 6 oder 7 Jahre alt gewesen sein, neben meiner Oma stand, die in ihrem Lieblings-Sessel am Fenster saß, in ihrer Hand einen Block, einen Stift, und sie zeigte mir, wie man malt, wie Figuren auf dem Papier zum Leben erwachen. Genau das wollte ich auch immer können. Ich erinnere mich nicht mehr an meine Zeichnungen im Einzelnen, aber ich weiß noch, dass ich wie sie immer nur Menschen zeichnete, Menschen in Bewegung, wie sie saßen, liefen. Eigentlich schade, dass es diese Zeichnungen nicht mehr gibt. Eigentlich schade, dass auch ich solche Dinge nicht aufbewahrt habe. Denn das Bewusstsein dafür habe ich erst viel, viel später entwickelt. Heute... Seit ich vor wenigen Wochen wieder mit dem Zeichnen begonnen habe, bringe ich immer wieder dieselben Dinge zu Papier: Augen. Mund. Ein halb verdecktes Gesicht. Zumindest, wenn ich frei heraus zeichne, ohne eine Vorlage. Ein Mund, die Augen, das sind für mich ohnehin die wohl wichtigsten oder aussagekräftigsten Attribute an einem Menschen. Nichts gibt so vieles über einen selbst preis wie der Mund, wie die Augen. Weitaus mehr, als man selbst überhaupt von sich preisgeben möchte.

Und ich liebe es, das Zeichnen. Egal, ob nun in einem Skizzenblock, auf einem Aquarellblock oder einer Leinwand. Und ganz egal, ob das Bild gelungen sein mag oder nicht: Es zu tun, es tun zu können, das bedeutet mir beinah so viel wie meine Musik. Danke an der Stelle an jene Menschen, die mir genau das ermöglicht haben.

Samstag, 4. Oktober 2008

Sehnsucht


...Wer kennt sie nicht, diese durchwachten Nächte. Wo die Gedanken nicht zur Ruhe finden, egal, ob man liest, Musik hört, in der Badewanne liegt. Vielleicht liegt es ja auch an der Musik, dass ich nicht in den Schlaf finde... Heut Abend habe ich einen neuen Song entdeckt, "You", ein Song von Schiller & Colbie Caillat. Das ist so ein Song, der an all die Wünsche, die Träume, die Sehnsucht in mir rüttelt. Der mich treibt. Der mich dazu bringen könnte, mitten in der Nacht den Mantel überzustreifen und durch die Straßen zu laufen. Das Licht der Leuchtreklamen im Gesicht, eingetaucht in die Anonymität einer Großstadt, die Arme ausbreiten, die Augen schließen, die Atmosphäre aufnehmen. Nichts denken, sich einfach nur treiben lassen. In fremde Gesichter schauen, die man sofort wieder vergisst, sobald man den Blick abwendet.

Was ist es, das mich treibt? Was ist es, das mich keinen Schlaf finden lässt? "All I need is you... All I need is to feel you..." so heißt es in diesem Song - und da sind sie wieder... all die Träume, all die Sehnsucht nach einem Miteinander. Morgens mit dem Gedanken an den geliebten Menschen erwachen. Abends mit dem Gedanken an ihn einschlafen. Mitten in der Nacht erwachen und seine Silhouette erahnen, im spärlichen Licht der Laterne seine vom Schlaf verstrubbelten Haare sehen. Seinen Geruch atmen und schmecken. Sich an seinen Rücken kuscheln, die Hand auf seinen nackten Bauch legen und mit jenem unverwechselbaren Gefühl der Geborgenheit wieder einschlafen... Zuviel Raum zwischen uns, als dass wir diesem Bedürfnis nachgeben könnten, wann immer es uns überkommt. Was beginnen wir in den Momenten, die wir nicht beieinander sein können? Was tun wir dann? Oder sind es nicht vielleicht gerade diese Momente, in denen wir nicht miteinander sein können, die uns jene Sehnsucht schenken? Wüssten wir noch um diese Sehnsucht, würden wir jeden Tag und jede Nacht beieinander sein?
Und ist es jetzt jene Sehnsucht, die mich durch die Straßen treibt? Die Sehnsucht nach dem Miteinander? Oder die Sehnsucht nach dem wirklichen Platz im Leben? Oder beides?
Wenn Du bei mir bist, vermisse ich nichts. Wenn ich in Dein Gesicht schaue, vermisse ich nichts. Doch wenn Du mir zu nah kommst, bekomme ich Angst. Und wenn Du gegangen bist, werde ich ruhlos.
Einst beschrieb mich eine Freundin als einen Schmetterling, der mit Leichtigkeit von Blüte zu Blüte fliegt. Doch inzwischen bin ich müde geworden, gleicht das Fliegen eher einem Taumeln. Ruhlos und doch auch kraftlos. Bin ich noch immer ein Schmetterling? Dann fang mich ein... und halt mich. Ganz sanft. Tu mir nicht weh. Zerdrück mir nicht die Flügel...

I've Been Searching My Soul Tonight...


...mit genau diesem Song startet genau jetzt die Serie "Ally McBeal", die ich vor einigen Jahren zu schauen begann, die ich zu lieben begann (aus verschiedenen Gründen), deren Soundtrack ich (aus eben denselben Gründen) zu lieben begann - und jetzt, genau jetzt, wo der Abend bereits begonnen hat, ich einige Kerzen angezündet hatte, in meiner kleinen Wohnung noch der Geruch frischer Muffins liegt, die meine Kinder und ich heut Nachmittag gebacken haben, dann erklingt diese Musik und führt mich augenblicklich in eine Zeit zurück, von der ich all das Negative von mir weggeschoben hab und nur noch die wunderbaren, die innigen und schönen Momente in Erinnerung sind.

Ein wenig muss ich grad schmunzeln, weil ich daran denke, einmal gelesen zu haben, dass Menschen genau das im Allgemeinen tun und dadurch auch ihre Vergangenheit zu verklären beginnen. Dass sie sich z. B. die negativen Seiten ihres Ex-Partners wegdenken und nur noch das Positive sehen. Und somit dazu neigen, sich wieder auf etwas einzulassen, das schon einmal nicht funktioniert hatte.

Nun, bei mir sehe ich diese Gefahr nicht. Gerade wenn man Kinder miteinander hat, bleibt man auch nach einer Trennung in Verbindung. Ob man nun will oder nicht. Und mein Ex-Mann schafft es in dieser Verbindung bis auf den heutigen Tag, immer wieder Seiten zu zeigen, die mich daran erinnern, warum ich eines Tages aufgehört hatte, noch so etwas wie Liebe für ihn zu empfinden.

Letzte Nacht träumte ich, dass der Mensch, der mich heute auf meinem Weg begleitet, Ringe kaufte, ganz heimlich. Und in meinem Kopf ist immer noch das Bild aus diesem Traum, mit welchen Glücksgefühlen ich diesen schmalen, schlichten und so wunderschönen Ring an meiner Hand betrachtete. Sind unsere Träume nun das, was wir uns eigentlich wünschen? Also als ich mich vor über fünf Jahren von meinem Mann trennte, empfand ich vor allem eine unglaubliche Erleichterung, dass jener Weg zuende war. Und bis heute habe ich mir ein Leben aufgebaut, in dem ich mich beinah rundum wohl fühle. Nachts in der Badewanne liegen und Musik hören. Einen ganzen Tag im Bett verbringen, frühstücken, Zeitung lesen, eine DVD nach der anderen schauen. Selbstverständlich nur, wenn die Kinder bei ihrem Papa sind ;-) Aber versteht Ihr, was ich meine? Einfach nur man selbst sein zu können. Sich selbst genießen zu können. Zeit nur für sich selbst haben zu können. Was ist so falsch daran? Und warum war das in der Ehe nicht möglich?

"Die Freiheit ist eine Treppe mit tausend Stufen, kein Fahrstuhl."

Diesen Satz habe ich vor einigen Jahren in einer Tageszeitung gelesen, mir ausgeschnitten und an die Wand gepinnt. Bis heute begleitet mich dieser Satz, weil er genau das besagt, was ich seit der Trennung erlebe. Es ist gar nicht so, dass man sich trennt, aus Zwängen befreit und wirklich FREI ist. Es ist gar nicht so, dass man sich trennt, um frei zu sein. Es ist - zumindest gilt das für mich - dass man sich trennt, um endlich wieder atmen zu können. Jeden einzelnen Schluck aus dem Glas des Lebens zu genießen. Wir haben doch nur dieses eine wunderbare Leben oder glaubt hier wirklich jemand daran, eines Tages wiederkommen zu können? Da fällt mir ein Gespräch mit meinem Kleinen ein, der mir im zarten Alter von 8 Jahren mitteilte, er habe sich darüber schon viele Gedanken gemacht. Und für ihn sei klar: Als Blume wolle er nicht wiederkommen, weil, da könne er ja nichts sehen, Blumen hätten doch keine Augen. Als ein Hase aber wolle er auch nicht wiederkommen, weil ihm da der Jäger auf den Fersen sei :-)

Seitdem ist so irrsinnig viel Zeit vergangen, seitdem ist so irrsinnig viel passiert. Um mich herum, aber auch in mir. Und jetzt lieg ich hier auf meinem Bett, zwischen vielen Kissen, mein Laptop auf den Beinen, ich schaue nebenbei Ally McBeal und fühle mich in eine Zeit zurückversetzt, für die ich noch heute sehr, sehr dankbar bin. Aber auch ebenso froh, dass sie vorbei ist. Natürlich ist auch heute noch nicht alles so, wie ich es mir vielleicht wünschte oder wovon ich vielleicht träume. Aber ist das... eigentlich der Punkt? Ist nicht gerade das Wunderbare, das Interessante an unserem Leben, dass wir überhaupt einen Weg finden, der unser Weg ist? Auf dem wir uns selbst auf die Spur kommen? Herausfinden, wer wir wirklich sind und wovon wir wirklich träumen? Dass wir wissen: Das hier bin wirklich ICH und nicht das, was ein anderer Mensch in mir sieht bzw. sehen möchte? Dass wir wissen: Das, was ich mir hier erfülle, sind MEINE Träume, und nicht die Träume eines anderen Menschen? Doch bei all dem... ging es mir niemals immer nur darum, Dinge tun und lassen zu können, die ich wollte, ohne mich dafür erklären oder gar entschuldigen zu müssen. Ich brauche es nicht, dieses Single-Leben, bei dem man, abgesehen von dem einen oder anderen "Weggefährten", in der Regel allein morgens erwacht oder abends einschläft. Und das nur dafür, dass man eben tun kann, was man will? Auch ich wünsche mir so wie die meisten Menschen ein erfülltes, zärtliches Miteinander - nur nicht mehr um jeden Preis. Und diese Träume wie der der letzten Nacht... Zeigt er mir, wie groß der Wunsch nach bedingungsloser Liebe und Geborgenheit ist? Zeigt er mir, wie sehr mir das eigentlich fehlt? Eine richtige Familie zu sein? Heimzukommen und einen gemeinsamen Namen an der Tür zu haben? Sich sagen zu können: Er ist der Mann meines Lebens - ich bin die Frau seines Lebens?

Und diese Ally... Meiner Meinung nach verkörpert sie uns Frauen, auf ihrer Suche nach der wirklichen Liebe, nach ihrem Platz im Leben, nach dem, was sich gut und richtig anfühlt. Also lehne ich mich zurück, genieße die guten Erinnerungen, genieße den Film und die Musik (Vonda Shepard singt übrigens live noch besser wie im Film!!), genieße es, heute, jetzt und hier an genau diesem Punkt in meinem Leben zu stehen. Genieße es, ich zu sein und genieße es, jeden neuen Tag zu begrüßen, die Vorhänge zur Seite zu schieben, der Sonne oder auch einer Regenwolke entgegenzublinzeln und ihn zu fragen: "Hey Tag, was hältst du heute für mich bereit?"

Meist tut es weh, aufzustehen, meist tut es weh, mich hinzulegen. Meist tut alles weh, was ich tu. Aber ich habe noch lange nicht die Hoffnung aufgegeben, dass der Schmerz in meinem Körper eines Tages besiegt ist. Oder... oder wenigstens auf ein erträgliches Maß reduziert. Doch wie auch immer: Nichts ist vergleichbar mit diesem Lebensgefühl in mir. Dieses Ja zum Leben, dieses Ja zum Lieben. Diese Gier nach dem Leben.

Im Moment fahre ich voll auf Weißwein oder Weißweinschorle ab. Und wisst Ihr was? Genau so eine Flasche mache ich mir jetzt auf und stoße mit einem Glas auf dieses Leben an. Prost.

Freitag, 3. Oktober 2008

Hallo Freund.


Letzte Nacht bin ich wieder vor Schmerz aufgewacht. Eine falsche Bewegung vielleicht. Falsch gelegen vielleicht. Vielleicht im Schlaf den Arm zu lange ausgestreckt gehalten. Ich bin aufgewacht und hab versucht, eine neue Schlafposition zu finden. Und dachte: "Oh hallo Freund, bist du wieder da?"

Aber was heißt schon "wieder"? Er ist ja immer da, der Schmerz. Treu und standhaft, gleich einem guten Freund, und das seit beinah vier Jahren. Mal mehr, mal weniger intensiv, aber dafür pausenlos.

Woher er kommt, man weiß es nicht.

Wann er wieder geht, auch das weiß man nicht.

Auf einmal war er da, er hat mich nicht gefragt, ob er bleiben darf. Offenbar gefiel es ihm in meinem Körper, denn er blieb einfach da.

Inzwischen haben wir uns irgendwie arrangiert, er und ich. Meistens jedenfalls. Aber heute nacht, da umarmt er mich so heftig, der Schmerz, dass mir das Atmen schwer fällt. Keine Umarmung, eher eine Umklammerung.

Ich hab irrsinnigen Durst, tappe im Dunkeln in die Küche, schenke mir ein Glas Wasser ein.

Kuschel mich zurück in mein Bett, versuche eine Position zu finden, die nicht so schmerzt. Linke Seite? Tabu. Rechte Seite? Halte ich nicht lange aus. Rückenlage? Vergiss es. Bauchlage? Ja warte, wenn ich die Beine anwinkel, dann geht es vielleicht. Leises Stöhnen. Manchmal denk ich, ich werde verrückt, wenn der Schmerz nicht bald geht.


Sonnenstrahlen wecken mich. Ich luge zum Fenster hinaus, blinzel dem Tag entgegen. Ein so sonniger Tag, ob er wohl so bleibt? Müde bin ich, ob ich mich noch einmal hinlegen soll? Versuchen soll, den fehlenden Schlaf der letzten Nacht nachzuholen? Die verkrampfte Umarmung des Schmerzes hat wieder etwas nachgelassen.

Nutze ihn, den Moment, sage ich mir. Bereite Frühstück und lausche auf den Schritt meines Kindes, das noch herrlich verschlafen aus dem Kinderzimmer getappt kommt.


Das Sonnenwetter nutzen wir für einen Spaziergang. Mein Sohn nimmt meinen Arm, legt ihn sich um seine Schultern. Wir lachen, albern. Wie weh mir jeder einzelne Schritt tut, merkt er mir nicht an, soll er auch nicht spüren. Bald ist er erwachsen. Bis dahin wünsche ich mir, dass er möglichst sorglos aufwachsen kann.

Den letzten Rest meiner heutigen Energie widme ich meiner Wohnung. Fenster, Balkontür auf, den Geschmack des Herbstes hineinlassen, die Musik aufdrehen, staubsaugen, staubwischen, Wäsche bügeln, Bettwäsche wechseln.

Und so lieg ich hier, in meinem Bett, der Geruch der frischen Wäsche, wie ich das liebe. Ungefragt hat sich mein Freund, der Schmerz, mit zu mir ins Bett gelegt, spüre ich seinen Griff. Aber gegen das Genießen frischer, duftender Wäsche, frisch gewaschener Haare, gegen das Genießen einer kleinen niedlichen Wohnung, die genau so aussieht, wie ich immer wollte, dass mein Heim so aussieht, gegen dieses Genießen kommt er heut nicht an. Nicht wirklich.